„Blue Ghost“ hat sanft auf dem Mond aufgesetzt

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Rund ein Jahr nach der ersten kommerziellen Mondlandung der Raumfahrtgeschichte hat eine zweite Landefähre eines US-Unternehmens auf dem Mond aufgesetzt. Der etwa zwei Meter hohe und drei Meter breite „Blue Ghost“ (auf Deutsch: blauer Geist) landete erfolgreich im sogenannten „Mare Crisium“, einer Tiefebene mit einem Durchmesser von etwa 500 Kilometern, wie im Livestream der US-Raumfahrtbehörde Nasa und des Unternehmen Firefly Aerospace zu sehen war. Rund zwei Wochen lang soll der Lander den Mond nun mit zahlreichen wissenschaftlichen Instrumenten untersuchen.

„Wir sind auf dem Mond“, sagte ein Flugingenieur im Kontrollzentrum von Firefly nach der Landung. Mitarbeiter und Gäste jubelten. „Sie haben es einfach aussehen lassen“, sagte Joel Kearns, ein stellvertretender NASA-Administrator, bei nach der Landung. „Es ist nicht einfach.“

Im Anflug: Firefly über dem Mond
Im Anflug: Firefly über dem MondAFP

Mondlandungen gelten als technisch höchst anspruchsvoll, unter anderem, weil die Geschwindigkeit des Landers ohne die Hilfe einer dichten Atmosphäre drastisch verringert werden muss. Etwa die Hälfe aller Mondlandungen endeten bisher mit einem Misserfolg. Laut Nasa steht „Blue Ghost“ nach der Landung wie erhofft aufrecht auf dem Mond.

Erste private Mondlandung vor einem Jahr

Erst im Februar vergangenen Jahres war der US-Firma Intuitive Machines mit „Odysseus“ die erste kommerzielle Landung der Raumfahrtgeschichte auf dem Mond gelungen. Damit war erstmals seit mehr als 50 Jahren wieder ein US-Gerät auf dem Mond. Beim Aufsetzen kippte der unbemannte Lander allerdings um. Daten konnten aber trotzdem gesammelt werden.

Eine SpaceX Falcon 9 Rakete startet mit der Blue Ghost Mondlandefähre von Firefly Aerospace und der Resilience Landefähre des japanischen Unternehmens ispace.
Eine SpaceX Falcon 9 Rakete startet mit der Blue Ghost Mondlandefähre von Firefly Aerospace und der Resilience Landefähre des japanischen Unternehmens ispace.Reuters

Gestartet war „Blue Ghost“ im Januar mit Hilfe einer Falco-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk. Der Abflug erfolgte vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida. Auch die Mondlandefähre „Resilience“ des japanischen Start-Ups ispace war mit an Bord der Rakete. Dieser Lander soll jedoch auf einer anderen Bahn zum Mond fliegen und dort erst in einigen Monaten ankommen.

„Blue Ghost“ hat zahlreiche Materialien und Instrumente an Bord, mit denen er nun den Mond untersuchen soll. Unter anderem soll in die Oberfläche gebohrt werden, um Proben zu entnehmen. Nach rund zwei Wochen, also einem ganzen Tag auf dem Mond, wird am Landeort die Sonne untergehen. „Blue Ghost“ soll Fotos dieses Schauspiels aufnehmen und Daten liefern, wie das lose Gestein auf dem Mond bei Dämmerung auf den Einfluss der Sonne reagiert.

Der Weg zum Mond soll günstiger werden

Die Mission namens „Ghost Riders in the Sky“ (auf Deutsch etwa „Geisterreiter im Himmel“) ist die erste Mondmission des Unternehmens Firefly Aerospace mit Sitz in Texas, das bisher vor allem Trägerraketen entwickelt hat. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir jedes Jahr starten und auf dem Mond landen und damit beginnen, ein Ökosystem auf dem Mond aufzubauen“, hatte Firefly-Chef Jason Kim in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg vor der Landung gesagt. Sowohl „Blue Ghost“ als auch der im vergangenen Jahr gelandete „Odysseus“ sind Teil des Nasa-Programms CLPS (Commercial Lunar Payload Services).

Jubel im Kontrollraum: Firefly-Mitarbeiter feiern die Landung.
Jubel im Kontrollraum: Firefly-Mitarbeiter feiern die Landung.AP

Mit diesem Programm will die US-Raumfahrtbehörde auf ihrem eigenen Weg zurück zum Mond vergleichsweise günstig und effizient so viel Wissen sammeln wie möglich, indem sie Verträge für Mondlandungen an private Firmen vergibt und mit diesen zusammenarbeitet. Insgesamt sind für das CLPS-Programm bis 2028 rund 2,6 Milliarden Dollar (etwa 2,4 Milliarden Euro) veranschlagt.

Im vergangenen Jahr waren im Rahmen des CLPS-Programms bereits zwei Missionen gestartet. Im Januar hatte das Unternehmen Astrobotic mit Sitz in Pittsburgh die „Peregrine“-Kapsel losgeschickt. Schon kurz nach dem Start gab es jedoch Probleme aufgrund einer Störung des Antriebssystems. Das Ziel einer Mondlandung musste aufgegeben werden. Das Unternehmen Intuitive Machines, das mit „Odysseus“ teilweise erfolgreich war, hatte in der vergangenen Woche einen zweiten Lander losgeschickt. „Athena“ soll frühestens am Donnerstag auf dem Erdtrabanten aufsetzen.

Daten sammeln für das bemannte „Artemis“-Programm der Nasa

Mit Hilfe der gesammelten Informationen will die Nasa ihr „Artemis“-Progamm voranbringen. Mit dem nach der griechischen Göttin des Mondes benannten Programm sollen erstmals eine Frau und eine nicht-weiße Person auf dem Mond landen. Ursprünglich war das bereits bis 2024 angesetzt, der Zeitplan hat sich aber schon mehrfach verschoben. Derzeit ist 2027 geplant – allerdings ist noch nicht klar, ob US-Präsident Donald Trump daran festhalten wird.

Zuletzt waren mit der „Apollo 17“-Mission vor mehr als 50 Jahren Menschen auf dem Mond. Die Landung erfolgte am 11. Dezember 1972. Insgesamt brachten die USA als bislang einziges Land mit den „Apollo“-Missionen zwischen 1969 und 1972 zwölf Astronauten auf den Mond. Konkurrenzdruck gibt es inzwischen von China, das bis 2030 Menschen auf den Mond bringen will. Unbemannt ist China bereits erfolgreich auf dem Mond gelandet, ebenso wie neben den USA noch Russland, Japan und Indien.