Obsidian Entertainment kehrt mit “Avowed” in die Fantasy-Welt von Eora zurück. Das Rollenspiel punktet mit viel Freiheit und stimmiger Atmosphäre.
“Avowed” ist die neue Hoffnung des US-Entwicklerstudios Obsidian Entertainment. Das Action-Rollenspiel im Stile von “The Elder Scrolls” schickt uns auf eine Abenteuer-Reise in die bunte Fantasywelt namens Eora, die einige Spieler bereits aus der “Pillars of Eternity”-Reihe kennen. Für 50 bis 80 Stunden schlüpfen Spieler dabei in die Rolle eines Abgesandten des Aedyrischen Imperiums, der eine mysteriöse Plage in den sogenannten “Lebendigen Landen” aufklären soll.
Während die ersten Trailer-Eindrücke noch einen eher altbackenen Eindruck von “Avowed” vermittelten, entpuppt sich das Spiel bereits nach kurzer Zeit sowohl als grafische als auch spielerische Überraschung. Vor allem hinsichtlich der stimmigen und dichten Atmosphäre mit ihren tollen Licht- und Nebeleffekten kann das Spiel überzeugen. Einzig die etwas ungelenke Laufanimation des Hauptcharakters wirkt deplatziert – reißt aber glücklicherweise nicht zu sehr aus dem Spielgeschehen heraus und lässt sich im Optionsmenü noch leicht anpassen.
Im Mittelpunkt des Rollenspiel-Abenteuers steht die Erkundung der Welt. Dabei kommt es immer wieder zu unvermeidlichen Kämpfen mit den verschiedenen Bewohnern – darunter Menschen, Zwerge, wilde Tiere oder auch echsenartige Wesen. “Avowed” zeigt hier seine Stärken, denn es lässt dem Spieler viel Freiheit darin, wie er diese Gefechte bestreiten möchte.
Während der Charaktererstellung zu Beginn des Spiels scheint es zwar so, als müsse man sich mit einer der üblichen Genre-Rollen abfinden – Kämpfer, Waldläufer oder Zauberer. Doch schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass die Grenzen in “Avowed” sehr fließend sind und der Kampfverlauf eher von der freien Wahl der Fertigkeiten abhängt. So lassen sich Feinde zunächst problemlos mit einem Bogen aus der Distanz schwächen, sie danach mit Schwert und Schild im Nahkampf bekämpfen und sie schließlich mit Magie aus dem Zauberbuch besiegen.
Diese Mischung und die spielerische Freiheit sind über viele Stunden hinweg spaßig und motivierend zugleich. Auch, weil “Avowed” den Spieler für das Erkunden der Umgebung mit versteckten Schatztruhen und interessanten Zufallsbegegnungen belohnt: Wände, die sich einreißen lassen, beschwerliche Kletterwege im Parcours-Stil, Durchgänge, die sich plötzlich öffnen, wenn Magie an der richtigen Stelle eingesetzt wird.
Die Entwickler haben zudem großen Wert darauf gelegt, das Spiel möglichst zugänglich zu gestalten: So lässt es sich jederzeit abspeichern, Gegenstände können im persönlichen Feldlager aufgewertet werden und es gibt eine große Anzahl von Schnellreisepunkten, die unnötige Laufwege auf ein Minimum verkürzen. Überflüssige Gegenstände lassen sich ganz bequem und direkt im Inventar zerlegen.
Begleitet wird der Abgesandte übrigens von bis zu vier Gefährten, die mit ihren eigenen Fertigkeiten ausgestattet eine große Hilfe im Kampf darstellen und zusätzliche Dialogmöglichkeiten eröffnen. Auf diese Weise eignet sich “Avowed” auch für all diejenigen, denen Rollenspiele sonst vielleicht zu komplex, sperrig oder spielerisch aufgrund der festen Klassenwahl zu eingeschränkt sind.