Deutlich geringere Prämie für Mercedes-Beschäftigte

3

Trotz eines Gewinneinbruchs und verschärften Sparbemühungen zahlt der Autobauer Mercedes-Benz seinen Beschäftigten in Deutschland eine ordentliche Prämie. Die etwa 91.000 anspruchsberechtigten Frauen und Männer erhalten voraussichtlich eine Ergebnisbeteiligung in Höhe von bis zu 5.220 Euro, wie ein Sprecher in Stuttgart mitteilte. Begründet wurde die Summe mit dem „soliden Ergebnis des Geschäftsjahres 2024“. Die Gewinnbeteiligung fällt aber deutlich niedriger aus als im Vorjahr. 2023 hatte der Bonus noch bei bis zu 7.300 Euro gelegen. Der Sprecher sagte: „Die Ergebnisbeteiligung ist eine freiwillige Leistung und ein Dank des Unternehmens für die Unterstützung der Mitarbeitenden in dieser überaus herausfordernden Zeit.“

Der Autobauer mit rund 115.000 Beschäftigten in Deutschland hatte im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Hintergrund waren vor allem die schlecht laufenden Geschäfte in China. Der Umsatz sank 2024 um 4 Prozent auf 145,6 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern rutschte um fast ein Drittel auf 13,6 Milliarden Euro ab. Auch der Absatz war zurückgegangen. Um wieder profitabler zu werden, hatte Mercedes-Benz ein Sparprogramm angekündigt, auf das es sich nun nach zähen Gesprächen mit dem Gesamtbetriebsrat einigte.

Bei der Jahrespressekonferenz hatte der Vorstandschef Ola Källenius zusammen mit Finanzchef Harald Wilhelm vor wenigen Tagen unter anderem bereits bekannt gegeben, dass die weltweiten Produktionsstrukturen gestrafft werden. Mercedes reduziert die globale Produktionskapazität von aktuell 2,5 Millionen Autos auf zwei bis 2,2 Millionen im Jahr 2027.

Abfindungsprogramm ist vorgesehen

Mit dem bereits Ende 2024 intern dem höheren Management vorgestellten Paket “Next Level Performance” will das Unternehmen bis 2027 fünf Milliarden Euro einsparen. Ein Teil der Summe soll nun durch die Vereinbarung mit dem Gesamtbetriebsrat erzielt werden. So ist ein Abfindungsprogramm für Beschäftigte in der Verwaltung vorgesehen. Die Produktion sei nicht betroffen. Es gebe keine betriebsbedingten Kündigungen, betonte der Konzernsprecher. Das Abfindungsprogramm startet Anfang April und endet am 31. März 2026. Zur Anzahl der Beschäftigten, die in Deutschland abgebaut werden soll, machte der Sprecher keine Angaben.

Den Mitarbeitern geht es gleichfalls an den Geldbeutel. So gibt es eine hälftige Anrechnung der Tariferhöhungen des aktuellen Tarifabschlusses der Metall- und Elektroindustrie. Die Erhöhungen in Höhe von 2,0 Prozent zum 01. April und 3,1 Prozent zum 01. April 2026 werden jeweils zur Hälfte von der übertariflichen Zulage abgezogen, wie das Unternehmen mitteilte. Um künftig mehr Flexibilität in der Produktion in den deutschen Werken wie beispielsweise in Sindelfingen, Bremen, Rastatt oder in Stuttgart-Untertürkheim zu erhalten, kann nach Angaben des Unternehmens verstärkt auf Zeitarbeit gesetzt werden. So dürfen künftig Leiharbeiter bis zu 48 Monate eingesetzt werden. Die Höchstüberlassungsdauer lag bislang bei maximal 36 Monaten. Die Quote der Zeitarbeiter dürfe in Zukunft 10 Prozent betragen. Das Thema Leiharbeit war in der Vergangenheit immer wieder umstritten.

Werksschließungen in Deutschland sind nicht vorgesehen, wie der Vorstand anlässlich der Bilanzpressekonferenz vor wenigen Tagen mitteilte. Die Profitabilität der Auto-Sparte, also die bereinigte Umsatzrendite, soll wieder in den zweistelligen Bereich kommen. Laut Aussage von Finanzchef Wilhelm anlässlich der Bilanzpressekonferenz sei es die Ambition, diese 2027 zu erreichen. 2024 lag sie bei 8,1 Prozent. Im Jahr zuvor waren es noch 12,6 Prozent gewesen.

Beschäftigungssicherung für die meisten

Für den Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland gilt eine Beschäftigungssicherung, intern „Zusi“ genannt, die betriebsbedingte Beendigungskündigungen grundsätzlich ausschließt. Sie wurde nun um fünf Jahre verlängert und lauft bis Ende 2034, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Die Vereinbarung gilt für rund 91.000 Menschen. „Mit den Spar- und Flexibilisierungsmaßnahmen leistet das Mercedes-Benz Team einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit – und damit auch zur Sicherung von Beschäftigung hier in Deutschland.“

Die Ergebnisbeteiligung basiert auf einer Gesamtbetriebsvereinbarung, wie der Sprecher weiter mitteilte. Auf dieser Basis wird sie für das laufende Jahr noch einmal im Jahr 2026 ausgezahlt. Wie es dann weitergeht, ist offen. „Danach besteht derzeit keine Vereinbarung für eine Ergebnisbeteiligung.“

Neben dem Sparprogramm erhofft sich das Unternehmen beim Absatz bis 2027 positive Effekte durch neue und aktualisierte Modelle. Den Anfang mache dieses Jahr der neue CLA, der künftig das Einstiegsmodell der Produktpalette sein soll. Mercedes-Chef Källenius sprach von der größten Technologie- und Produktoffensive in der Geschichte des Unternehmens. 2024 setzte Mercedes etwas mehr als 1,98 Millionen Pkw ab. Im Vorjahr waren es noch über zwei Millionen.

Im laufenden Jahr rechnet der Autobauer mit insgesamt noch stärkerem Gegenwind und weniger Ergebnis. Die um Sondereffekte bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern im Pkw-Geschäft dürfte 2025 nur bei 6 bis 8 Prozent des Umsatzes liegen. Der Konzernumsatz dürfte dieses Jahr leicht unter dem Niveau des Vorjahres bleiben. Die Stuttgarter erwarten beim Absatz von Pkw ebenfalls einen leichten Rückgang. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte deutlich fallen.