Es wäre ein reines Wunder gewesen, wenn Trump dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj nach dem Eklat im Weißen Haus nur hinterhergerufen hätte, er könne ja wiederkommen, wenn er zu einem Friedensschluss mit Putin bereit sei. So tickt Trump nicht, der Widerworte nicht erträgt und sein ganzes Berufsleben lang auf Widerstand mit Eskalation reagiert. Das bekommt nun in aller Brutalität auch Selenskyj zu spüren, dem Trump schon gesagt hatte, dass er schlechte Karten habe.
Trump will die Ukraine zu einem Friedensschluss mit dem von ihm umgarnten Putin zwingen, im Grunde zu Moskaus Bedingungen. Mit dem nun verkündeten Lieferstopp dreht er Kiew die Daumenschrauben zu, dass das Blut spritzt. Denn der Wegfall der amerikanischen Waffenhilfe schwächt die Abwehrkraft der Ukraine enorm.
Selenskyj wird den Gang nach Canossa antreten müssen
Putin wird das neueste Geschenk aus Washington zu nutzen versuchen und den Druck an allen Fronten verstärken. Auch die Städte wird er nicht verschonen, wenn die Lieferung amerikanischer Luftabwehrraketen ausbleibt. Selenskyj wird nichts anders übrig bleiben, als in Washington zu Kreuze zu kriechen und auch ohne Sicherheitsgarantien den Rohstoff-Deal zu unterschreiben, den Trump an seine Trophäenwand hängen will. Denn so schnell, wie Trump die amerikanische Waffenhilfe an Kiew stoppen kann, können die europäischen Unterstützer beim besten Willen Raketen und andere Munition mangels ausreichender Vorräte und Produktionskapazitäten nicht liefern.
Ohne deren schnelle und massive Ausweitung kann Europa auch die eigene Verteidigungsfähigkeit nicht stärken, die auf der Tagesordnung des EU-Gipfels steht. Wer Drohnen und Raketen anschaffen will, braucht dafür Geld. Aber er braucht dafür eben auch Fabriken, die sie bauen. Und Soldaten, die sie bedienen. Bei der Wiederaufrüstung Europas darf sich die EU nicht von Moskaus Freunden in den eigenen Reihen aufhalten lassen. Denn Trump ist fähig und willens, Putin jeden Tag einen neuen Freundschaftsdienst zu erweisen, der für Europa fatale Folgen haben könnte.
