Sterblichkeitsrisiko bei Freitags-OPs höher – Studie warnt

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Nicht immer lassen sich Operationen planen – etwa in Notfällen. Doch sind sie planbar, sollte man einen Tag eher meiden. Das ist das Ergebnis einer US-Studie mit Daten aus Kanada.

Der Wochenendeffekt ist kein neues Phänomen und wurde bereits häufig untersucht. Dahinter steckt, dass am Wochenende oft erheblich weniger Fachärzte und Chirurgen in den Krankenhäusern arbeiten. Und auch bestimmte diagnostische Methoden wie etwa bildgebende Verfahren wie MRTs oder CTs stehen nicht in vollem Umfang zur Verfügung.

Nun zeigt eine Studie: Wer sich freitags operieren lässt, hat ein höheres Risiko für Komplikationen. Sogar die Sterblichkeit ist erhöht.

Für die Analyse untersuchte ein Team aus Houston (Texas) die Daten von fast 430.000 Patienten in Ontario, Kanada. Alle waren zwischen 2007 und 2019 operiert worden.

Die Forscher analysierten Patientendaten aus mehreren chirurgischen Fachgebieten (insgesamt 25), darunter Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Gefäßchirurgie. Sie verglichen die Sterblichkeitsrate sowie das Risiko für Komplikationen und Wiedereinweisungen bei Patienten, die an verschiedenen Wochentagen operiert wurden. Die Analyse erfolgte über unterschiedliche Zeiträume: 30 Tage, 90 Tage und ein Jahr nach der Operation.

Was auffiel: Patienten, die an einem Freitag operiert wurden, hatten nach 30 Tagen ein um neun Prozent, nach 90 Tagen ein um zehn Prozent und nach einem Jahr ein um zwölf Prozent erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu denen, die nach einem Wochenende operiert wurden.

Zudem war das Risiko für Komplikationen und eine erneute Krankenhauseinweisung nach einer Freitags-OP um fünf Prozent höher.

“Patienten, die unmittelbar vor dem Wochenende operiert wurden, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko für Komplikationen, Wiedereinweisungen und Sterblichkeit im Vergleich zu denen, die nach dem Wochenende behandelt wurden”, so einer Studienleiter, Raj Satkunasivam.

Die Forscher nennen mehrere Gründe diese suboptimalen Behandlungen:

Nicht alle dieser Gründe sind eins zu eins auf deutsche Verhältnisse übertragbar. Doch bestätigen auch Reports aus Deutschland den Wochenendeffekt. 2020 ergab eine Studie, dass Patienten, die am Wochenende eine Bypass-OP hatten, eine höhere Sterblichkeitsrate aufwiesen.

Auch eine britische Analyse, die auf deutsche Verhältnisse übertragbar ist, ergab 2019: Patienten, die am Wochenende ins Krankenhaus kamen, hatten ein um 16 Prozent erhöhtes Sterberisiko.

Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, verwies bereits 2019 auf Versorgungsdefizite an Samstagen und Sonntagen. “Es arbeiten ja vor allen Dingen junge Ärzte am Wochenende, häufig genug stehen die Fachärzte nur als Rufdienst zur Verfügung und es stehen auch weniger OP- und andere diagnostische Ressourcen zur Verfügung.” Die Politik habe bereits einiges getan, um Personal und Ressourcen zu stärken, der Stand von Wochentagen sei aber nicht erreicht, so Hecker.