Merck zurück auf Wachstumspfad

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Mit der Rückkehr zu profita­blem Wachstum im Geschäftsjahr 2024 erfreut der Darmstädter Dax-Konzern Merck seine Aktionäre. „Wir haben geliefert, was wir versprochen haben“, sagte Konzernchefin Belén Garijo am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Darmstadt. „Merck ist mit allen drei Geschäften wieder auf Wachstumskurs“, ergänzte sie. Dank einem überdurchschnittlich guten vierten Quartal und dem nun auch für das Geschäftsjahr 2025 in Aussicht gestellten weiteren profita­blen Wachstum zeigte der Kapitalmarkt am Donnerstag Gefallen an der Merck-Aktie, die im Leitindex zeitweise gut zwei Prozent an Wert zulegte.

Nach einem schwachen Vorjahr profitierte Merck im Jahr 2024 von einer starken Nachfrage nach Hochleistungschips für Künstliche Intelligenz, für die Merck die Spezialchemie liefert. Darüber hinaus stützt weiter das Pharmageschäft die Umsatzentwicklung, aber auch die von den Corona-Nachwehen arg gebeutelte Zulieferersparte für die Pharmaindustrie; die größte Sparte Life Science spürte in der zweiten Jahreshälfte eine Verbesserung.

Am Ende reichte es auch dank Kostendisziplin so für einen um 0,8 Prozent gestiegenen Umsatz von 21,16 Milliarden Euro und einen um gut drei Prozent gestiegenen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von fast 6,1 Milliarden Euro. Höhere Steuern sorgten allerdings dafür, dass Merck mit 2,79 Milliarden Euro zwei Prozent weniger verdiente als im Vorjahr. Für die Aktionäre soll es dennoch eine stabile Dividende von 2,20 Euro geben.

Auf US-Zölle vorbereitet

Für wichtige Megatrends der Zukunft sieht Garijo Merck gut aufgestellt. Und auch auf die drohenden US-Zölle bereite sich der Konzern durch möglichst regional aufgestellte Lieferketten vor, sagte Garijo. Die Zölle für China seien dadurch beherrschbar. Von jenen auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada seien sie nicht betroffen. Garijo betonte aber die große Bedeutung des US-Marktes für Merck, wo sie mit mehr als 14.000 Beschäftigten an 72 Standorten stark vertreten sind. Zum Vergleich: Am Konzernsitz in Darmstadt beschäftigt Merck gut 12.000 Mitarbeiter.

Wichtig ist aber auch das, was Garijo nicht an die große Glocke hängt. Denn mit dem Ausblick für dieses Jahr, in dem die Merck-Chefin das Momentum des profitablen Wachstums weiter nutzen will, ist ein weiteres großes Ziel der Spanierin passé: „25 by 25“. Die Ambition, bis 2025 25 Milliarden Euro Umsatz zu erzielen, hatte Garijo zu Beginn ihrer Amtszeit im Jahr 2021 ausgegeben und nie revidiert. Trotz der darauffolgenden globalen Gesundheitskrise, des anschließenden Abschwungs im Zulieferergeschäft und der Schwäche auf dem Halbleitermarkt.

Dass sie für 2025 nun Erlöse von 21,5 bis 22,9 Milliarden Euro in Aussicht stellt, beerdigt dieses ambitionierte Ziel endgültig. Es sei zu einer anderen Zeit und unter anderen Vorzeichen aufgestellt worden, sagte Garijo auf Nachfrage. Für den um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn rechnet sie für 2025 hingegen mit einem Wachstum aus eigener Kraft von drei bis acht Prozent auf 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro.

Schweigen zum potentiellen Milliardenzukauf für Pharma

Auch zu den jüngst bestätigten Gesprächen mit dem US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics über eine mögliche Übernahme, die Analysten auf einen Kaufpreis von bis zu fünf Milliarden Dollar taxieren, gab sich die Merck-Chefin zugeknöpft. Garijo verwies lediglich auf die entsprechende Ad-hoc-Mitteilung von Mitte Februar und ergänzte, dass sich an der Transaktionsstrategie von Merck nichts geändert habe. Größere Zukäufe seien weiterhin nur in der größten Sparte Life Science geplant. Im Pharmabereich würden dagegen nur kleinere Akquisitionen mit geringem Risiko und schnellem Ertrag angestrebt. Der Deal mit Springworks ist damit nicht ausgeschlossen. Schließlich haben die Amerikaner schon ein Krebsmedikament mit ersten Millionenumsätzen auf dem Markt und jüngst die Zulassung für ein weiteres in den USA erhalten. Hier heißt es also abwarten.

Dass Nachschub in der Pharmasparte Merck guttäte, zeigt der Blick auf die Zahlen. So trägt vor allem das alte Krebsmedikament Erbitrux das Umsatzwachstum in der Pharmasparte, während das neuere Krebsmittel Bavencio zwar den Umsatz weiter steigert, aber noch fern von der in der Pharmaindustrie wichtigen Milliarden-Umsatzgrenze ist. Diese erreicht neben Erbitrux abermals die Multiple-Sklerose-Tablette Mavenclad mit 1,1 Milliarden Euro Umsatz. Ihr drohen ab dem kommenden Jahr allerdings erste Patentausläufe – nicht die besten Voraussetzungen, wenngleich sich Garijo diesbezüglich entspannt gibt. Ihr Fokus liegt hier vor allem auf dem Erwerb von Lizenzen für externe Innovationen in fortgeschrittenen Stadien, um die Lücken in der Pharmapipeline zu füllen.