Ein hohes Alter zu erreichen ist schön, aber nur, wenn auch die Gesundheit mitspielt. Warum das nicht mit Verzicht auf alles, was schmeckt einhergehen muss, erklärt eine Expertin.
Unsere Ernährung bestimmt unter anderem, wie gesund wir sind und wie wir altern. Die Dermatologin und Ernährungsmedizinerin Dr. Yael Adler hat sich in ihrem neuen Buch “Genial ernährt! – Klüger essen, entspannter genießen, besser leben” intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Lebensmittel und Ernährungsweisen uns von innen jung und gesund halten. Im Gespräch mit t-online erklärt sie, warum eine darmfreundliche Ernährung unser Jungbrunnen ist, welche Lebensmittel unsere Haut strahlen lassen und wovon wir besser die Finger lassen sollten.
t-onliene: Frau Adler, was steht bei Ihnen täglich auf dem Speiseplan?
Frau Adler: Ganz klar: Matcha. Ich trinke täglich zwei Tassen des quietschgrünen Pulvertees aus Japan in Bioqualität – am liebsten mit Sojadrink.
Weil er ein echtes Kraftpaket ist. In den gemahlenen Blättern stecken Antioxidantien, also Moleküle, die den Körper vor freien Radikalen schützen, insbesondere Epigallocatechingallat. Dieses kann den Stoffwechsel anregen, die Blutfette verbessern, das Immunsystem stärken und hat möglicherweise krebshemmende Eigenschaften. Außerdem enthält Matcha den grünen Pflanzenfarbstoff Chlorophyll, der die Kollagenbildung in der Haut unterstützen kann. Die Japaner trinken viel grünen Tee und sehen oft erstaunlich jung aus – das ist kein Zufall.
Gibt es auch Lebensmittel, die Sie meiden?
Ja, zum Beispiel Kuhmilch. Sie stimuliert die Freisetzung von Wachstumsfaktoren. Die lassen ein Kuhbaby prächtig wachsen, regen bei uns erwachsenen Menschen aber vor allem unsere Talgdrüsen an – Pickel und fettige Haut lassen grüßen. Zudem wird Kuhmilch mit Zivilisationskrankheiten wie Typ-2-Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie bestimmten Krebsarten in Verbindung gebracht. In Frischmilch sind außerdem winzige Mikro-RNA-Partikel enthalten, die unsere menschlichen Gene beeinflussen können – deren genaue Auswirkungen sind jedoch noch nicht vollständig erforscht. Wer dennoch nicht auf Milchprodukte verzichten möchte, sollte auf fermentierte Varianten wie Naturjoghurt, Kefir oder Buttermilch setzen. Hier sind viele der problematischen Stoffe bereits abgebaut, während wertvolle probiotische Kulturen wie Milchsäurebakterien erhalten bleiben, sofern nicht am Schluss noch mal pasteurisiert wurde.
Ist Sojadrink eine gesündere Alternative?
Definitiv. Soja enthält pflanzliche Östrogene, die sogar das Brustkrebsrisiko senken können. Und nein, Männer müssen keine Angst haben – sie müssten literweise Sojadrink trinken, damit es eine hormonelle Wirkung entfalten könnte. Und auch die oft behaupteten negativen Effekte auf die Schilddrüse sind wissenschaftlich nicht bestätigt. Außerdem liefert Sojadrink wertvolle Ballaststoffe und Proteine. Es ist jedoch empfehlenswert, auf ungesüßte Varianten zurückzugreifen.
Wie groß ist der Einfluss der Ernährung generell auf unsere Haut?
Enorm. Unsere Haut wird von innen aufgebaut – da bringen Cremes nur begrenzt etwas. Wir brauchen Baustoffe wie Proteine und Omega-3-Fettsäuren, dazu Mikronährstoffe wie Zink, Vitamin C und Selen. Sie unterstützen die Kollagenproduktion und sorgen für gesunde, straffe Haut. Und nicht nur das. Unsere Ernährung kann uns auch eine schöne Hautfarbe machen.
Beta-Carotin, etwa aus Möhrensaft, lagert sich in der Haut ab und sorgt für einen warmen, gesunden Glow. Täglich ein Glas mit einem Tropfen Öl für die bessere Aufnahme reicht dafür schon aus. Und Studien zeigen: Menschen mit diesem “Möhrengesicht” wirken auf andere attraktiver – besser als mit künstlicher Bräune. Außerdem schützt Beta-Carotin die Haut vor UV-Schäden, quasi ein unterstützender natürlicher Sonnenschutz von innen.
Welche Lebensmittel empfehlen Sie für schöne Haut?
Ich finde den Fokus auf nur einzelne Lebensmittel nicht nötig. Wichtiger ist eine pflanzenbasierte Vielfalt. Wir brauchen jeden Tag mindestens 30 Gramm Ballaststoffe und jede Woche 30 verschiedene pflanzliche Lebensmittel. Das klingt erst einmal viel, aber dazu zählen nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Pilze, Nüsse, Saaten, Wurzeln, Gewürze, Kräuter, Getreide, Pseudogetreide und hochwertige pflanzliche Öle wie Olivenöl. Selbst Kaffee zählt dazu. Ein Müsli aus Getreideflocken, Haferkleie, Leinsamen und Walnüssen mit Blaubeeren, Bananenstückchen und Sojadrink liefert bereits mindestens sieben verschiedene Pflanzen in nur einer Mahlzeit.