Baerbocks Unlust auf den Schweinsgalopp

War es nicht rührend, wie die Annalena leise Servus zu ihren Freundinnen und Freunden sagte? Der Brief zum Abschied, der nur ein halber sein soll („dafür liebe ich meine Partei zu sehr“), hätte sogar Söder Tränen in die Augen treiben müssen, wenn ihm Zeit zum Lesen vergönnt gewesen wäre.

Aber der ist ja anders als Baerbock noch „auf Highspeed“, womit die scheidende Außenfeministin, die der Droge Politik keine Macht mehr über sich geben will, allerdings nicht das Methamphetamin meinte, das in der Szene „Hitlerspeed“ heißt, sondern den Schweinsgalopp, den PolitikerInnen in Berlin selbst dann einlegen müssen, wenn sie nicht vom Bauernhof kommen, sondern vom Völkerrecht.

Deshalb haben wir nicht nur im Nachhinein Mitleid mit Baerbock und Habeck, sondern im Vorheraus auch mit Merz und Klingbeil, die schon jetzt durch die Weltgeschichte hetzen müssen, obwohl sie noch nicht einmal regieren. Kann man es ihnen da verübeln, dass sie im Vorbeilaufen Schecks unterschreiben, die viel zu niedrig sind? Wie soll die Bahn es denn mit nur 500 Milliarden schaffen, die Züge wieder pünktlich fahren zu lassen? Das reicht doch nicht einmal für die Reparatur der Kaffeemaschinen und Klimaanlagen.

Weil alles so rasend schnell sondiert werden musste – der „aufgemuskelte“ Söder (wen sonst hätte Esken damit meinen können) hatte einen dringenden Termin in Passau –, fiel wohl auch niemandem auf, dass es bei der gleichzeitigen Verbesserung unser Infrastruktur und unserer Kriegstüchtigkeit zu Zielkonflikten kommen kann.

Jeder, der seinen Wehrdienst bei der Panzertruppe geleistet hat, hätte den Unterhändlern sagen können, dass ein Angreifer nicht nur Minenfelder und Panzergräben fürchtet, sondern auch marode Brücken, die seine Sturmgeschütze nicht mehr tragen. Von diesen wunderbaren Panzerfallen haben wir ganz viele! Und die wollen wir jetzt durch superstabile Bauwerke ersetzen, damit der Russe schneller über Elbe und Oder setzen kann?

Aber gut, Flüchtigkeitsfehler macht selbst der größte Highspeed-Politik-Junkie aller Zeiten. Donald Trump sagte in seiner stark gerafften und daher nur anderthalb Stunden währenden Lobeshymne auf sich selbst, die „Tage der Herrschaft durch nicht gewählte Bürokraten sind vorbei“. Dabei hat die Herrschaft Elon Musks doch gerade erst begonnen!

Gestört hat dieser Lapsus die Republikaner im Kongress freilich nicht, die haben ihren Präsidenten so begeistert bejubelt wie die Kollegen in der Obersten Volksversammlung in Pjöngjang den dortigen geliebten Führer. Die Chance, sich in einen Huldigungsrausch zu klatschen, bekommt freilich nicht jeder. Dem polnischen Präsidenten Duda gewährte Trump dafür nur zehn Minuten, obwohl der sich im Wartezimmer anderthalb Stunden auf die Audienz hatte vorbereiten können.

Da wurde der ukrainische Präsident Selenskyj entgegen landläufiger Meinung doch weit besser behandelt. Das war keine schnelle Nummer wie damals, als Bill Clinton noch sein Unwesen im Oral Office trieb. Trump und Vance nahmen sich richtig viel Zeit, um Selenskyj im Fernsehen groß rauszubringen. Das war, da müssen wir Trump ausnahmsweise einmal recht geben, wirklich tolles TV, wir würden sogar sagen: großes Kino! Der Hauptdarsteller hätte einen Oscar verdient, der Drehbuchautor ­Vance natürlich auch.

Wir sind schon gespannt auf die Fortsetzung, wenn Selenskyj im Büßerkleid, also Anzug, erscheinen und dem Paten die Hände, die Füße oder ein anderes Körperteil küssen muss, bevor der ihm allergnädigst erlaubt, den Vertrag zur Auslieferung der ukra­inischen Bodenschätze zu unterzeichnen.

Ein bisschen Strafe muss schließlich sein für den Überfall Kiews auf Russland. Überzogen ist sie ja wirklich nicht. Trump verlangt nur die Hälfte von allem, wonach man in der Ukraine schürfen kann. Die andere Hälfte darf der treue Verbündete behalten, also Putin. Die Restukraine braucht für die kurze Zeit ihres Fortbestehens sowieso keine Rohstoffe mehr, das war damals bei der Rest-tschechei nicht anders, mit der Hitler kurzen Prozess machte. Auch der war ja schon auf Speed.