Deutscher Geiger sagt US-Konzerte ab

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“Tiefste Wut”

Deutscher Star-Geiger sagt US-Konzerte wegen Trump ab

07.03.2025 – 23:58 UhrLesedauer: 2 Min.

Christian Tetzlaff bei einem Konzert mit den Berliner Philharmonikern (Archivbild).Vergrößern des Bildes

Christian Tetzlaff bei einem Konzert mit den Berliner Philharmonikern (Archivbild). (Quelle: IMAGO)

Der deutsche Violinist Christian Tetzlaff spielt jährlich dutzende Konzerte in den USA. Jetzt will er pausieren – wegen Donald Trump.

Er hat mit den Berliner Philharmonikern und anderen großen Orchestern der Welt musiziert. Mehrere Male im Jahr war der deutsche Geiger Christian Tetzlaff auch in den USA auf Tour. Doch damit ist erstmal Schluss. Nach einem Konzert in Chicago fühlte er sich nicht mehr wohl. “Ich fühlte mich wie ein Kind, das einen Horrorfilm anschaut”, sagte der 58-Jährige der “New York Times”.

Als Grund nannte er, wie US-Präsident Donald Trump sich Russland anbiedert, wie dessen Regierung massiv Stellen streicht und wie Transmenschen nun von den Maßnahmen der Trump-Regierung betroffen sind. Vergangene Woche zog er die Konsequenzen: Er sagte eine Tour durch acht Städte in den USA ab. Darunter war auch ein geplanter Auftritt in der legendären Carnegie Hall in New York.

“Es scheint eine Stille oder Verleugnung darüber zu geben, was gerade passiert”, sagte er Reportern der amerikanischen Zeitung. “Ich empfinde tiefste Wut. Mit diesem Gefühl in mir kann ich nicht weitermachen. Ich kann nicht einfach auf Tour gehen und schöne Konzerte spielen.”

Dass amerikanische Künstler aus politischen Gründen Touren in den USA absagen, ist schon vorgekommen, zum Beispiel während der Proteste gegen das südafrikanische Apartheidregime in den 1970er-Jahren oder nach der russischen Invasion der Ukraine.

Tetzlaff hofft, eine Debatte anzustoßen. “Ich bezahle 32 Prozent Steuern für jeden meiner Auftritte in den USA. Das fließt im Moment an einen Staat, der mit dem Geld teilweise schreckliche Dinge tut. Sich darüber zu beschweren und dann zu sagen: ‘Ich nehme mein Geld und gehe nach Hause’ – das ist auch nicht gut”, so Tetzlaff.

Er will aber eine Ausnahme machen, was Auftritte in den USA angeht. Wenn es Benefizkonzerte für die Ukraine gebe oder um die Rechte von Frauen zu stärken, würde er sich das überlegen. Tetzlaff hat seit 1988 in den USA gespielt und und bezeichnete die USA als einen großen Teil seines musikalischen Lebens.