Wie Frauen die Klimaforschung voranbringen

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Stand: 08.03.2025 16:38 Uhr

Auch wenn sie in der Vergangenheit oft unsichtbar blieben: Frauen haben Großes für die Wissenschaft geleistet. In der Klimaforschung waren deutsche Forscherinnen sogar wegweisend.

Von Katharina Wilhelm und Thorsten Schweinhardt, hr

Friederike Otto ist nicht nur eine lautstarke Stimme, wenn es um den Klimawandel geht. Sie ist auch Mitgründerin einer neuen und wichtigen Forschungsrichtung, mit der Zusammenhänge zwischen der Erderwärmung und Extremwetter besser verständlich werden: die Zuordnungsforschung, auch bekannt als Attributionsforschung.

“Da wir sehr genau wissen, wie viele Treibhausgase seit Beginn der industriellen Revolution zusätzlich in die Atmosphäre gelangt sind, können wir diese Treibhausgase aus dem Klima rausnehmen und damit eine Welt simulieren, wie sie wäre ohne Klimawandel”, so Otto. Das lässt Rückschlüsse auf Extremwetter wie Überflutungen, Hitzewellen oder Stürme zu. Die dramatischen und tödlichen Fluten im Süden und Osten Spaniens im vergangenen Jahr beispielsweise fielen durch die Erderwärmung zwölf Prozent intensiver aus, berechnete Ottos World-Weather-Attribution-Initiative (WWA).

Friederike Otto gehört zu den einflussreichsten Personen weltweit

Die gebürtige Kielerin lehrt und forscht mittlerweile als Professorin am Imperial College in London. Sie gehört zu den prominentesten Klimaforscherinnen, das TIME Magazine kürte sie 2021 zu den 100 einflussreichsten Personen weltweit. 2023 wurde Friederike Otto mit dem deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.

Die Klimaforscherin und Philosophin ist im gesellschaftlichen Diskurs eine laute Stimme geworden, sie verweist immer wieder auf soziale Ungerechtigkeiten, die durch die Erderwärmung größer würden. In ihrem aktuellen Buch “Klimaungerechtigkeit” schreibt Otto, dass der Klimawandel besonders Frauen treffe:

“Wenn beispielsweise patriarchale Strukturen dafür sorgen, dass schwangere Frauen in traditionellen Gesellschaften bei extremer Hitze im Freien arbeiten, weil Feldarbeit für den Eigenbedarf als ‘Frauenarbeit’ gilt.” Die Frage nach sozialer Gerechtigkeit gehört für sie zur Debatte um den Klimawandel ebenso dazu wie der Artenschutz.

Biodiversität: Katrin Böhning-Gaese

Das Thema Klimaschutz ist eng mit verschiedenen wissenschaftlichen Feldern verknüpft – etwa mit der Biodiversitätsforschung. Katrin Böhning-Gaese, Biologin und Biodiversitätsforscherin, ist eine der herausragenden Forscherinnen in diesem Gebiet an der Frankfurter Goethe-Universität und am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig.

Dort erforscht sie das Zusammenwirken von Menschen, Tierwelt und Natur. Sie leitete lange das Senckenberg-Biodiversitäts- und Klimaforschungszentrum und ist ebenfalls deutsche Umweltpreisträgerin. “Unsere Lebensmittel, unsere Textilien, unser Holz, unsere Medikamente, selbst die kommen aus der Natur. Und damit ist der Mensch auf die Natur ganz essenziell angewiesen,” so Böhning-Gaese.

Bei Feldforschungen, unter anderem am Kilimandscharo in Afrika, beobachtete sie, wie die Klimaerwärmung die natürlichen Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten nach und nach zerstört. Aber auch auf deutschen Wiesen und Weiden habe die Vielfalt der Lebewesen massiv abgenommen, “bei den Vögeln in den letzten 25 Jahren um 30 Prozent”.

Solar statt Fossil: Ulrike Jordan und Flurina Schneider

Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu Erneuerbaren Energien: Wie die Energienutzung sich ganz konkret verändert, das untersucht Ulrike Jordan, Professorin für Solar- und Anlagentechnik an der Uni Kassel und Mitglied im wissenschaftlichen Klimabeirat der hessischen Landesregierung.

Jordan meint, dass es aktuell vor allem darum gehe, so schnell wie möglich die Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien umzustellen: “Das heißt, dass wir fast überall Wärmepumpen einbauen oder Gebäude an die Fernwärme anschließen.”

Warum fällt es uns so schwer, von den fossilen Brennstoffen loszukommen? Mit solchen Fragen befasst sich Transformationsforscherin Flurina Schneider. Seit 2021 leitet sie das Institut für Sozialökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt. Sie verweist auch auf die psychologischen Aspekte des Klimawandels. Wir seien von Gas und Öl in gewisser Weise abhängig, fast wie von einer Droge: “Der Wille ist ja schon sehr verbreitet, aber irgendwie schafft man’s einfach nicht.”

Klimawandel auch Thema bei Wirtschaftswissenschaftlerinnen

Streng genommen sind sie keine Klimawissenschaftlerinnen, aber die Wirtschaftswissenschaftlerinnen Claudia Kemfert, Karen Pittel und Maja Göpel denken Klima schon lange in ihrer Forschung mit. Ökonomin Kemfert beschäftigt sich mit der Energiewende, Pittel berät die Bundesregierung in Sachen Klima- und Umweltfragen.

Maja Göpel hat das Bündnis “Scientists for Future” mitgegründet und gilt als eine der wichtigsten Vordenkerinnen der Klimatransformation und als eine Brückenbauerin zwischen Wissenschaft und Politik. In ihren erfolgreichen Büchern macht sie klar: Wir müssen unser Wirtschaftsmodell ganz neu denken – vor allem mit Blick auf die künftigen Generationen.