Der Verzehr von rotem Fleisch erhöht möglicherweise das Risiko, an Diabetes Typ-2 zu erkranken. Bereits zwei Portionen pro Woche seien zu viel, sagen die US-Forscher.
Eine Beobachtungsstudie, die an der Harvard T.H. Chan Harvard School of Public Health durchgeführt wurde, hat Zusammenhänge zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und dem Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, festgestellt.
Nach Ansicht der Forscher sollten Steaks, Schnitzel und Wurst maximal einmal pro Woche auf dem Speiseplan stehen. Sie empfehlen, den Fleischkonsum durch pflanzliche Eiweißlieferanten wie Nüsse, Hülsenfrüchte und Soja zu ersetzen.
Frühere Forschungsarbeiten hatten bereits Hinweise darauf gegeben, dass insbesondere der Verzehr von Wurstwaren und anderen verarbeiteten Schweine- und Rindfleischprodukten mit einem höheren Risiko für Diabetes Typ-2 verbunden ist.
Die aktuelle Studie überprüfte diesen Zusammenhang anhand der Gesundheitsdaten von insgesamt 216.695 Teilnehmern. Die Daten stammen aus der Nurses’ Health Study (NHS), der NHS II und der Health Professionals Follow-up Study (HPFS).
Mithilfe von Fragebögen wurden in regelmäßigen Abständen über mehrere Jahrzehnte die Essgewohnheiten der Teilnehmer abgefragt. In diesem Zeitraum erkrankten mehr als 22.000 Teilnehmende an Typ-2-Diabetes.
Nach Auswertung der Daten stellten die Forscher fest: Die Studienteilnehmer, die am meisten rotes Fleisch konsumierten, hatten ein um 62 Prozent höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken als diejenigen, die am wenigsten konsumierten. Jede zusätzliche Tagesportion an verarbeitetem rotem Fleisch erhöhte das Krankheitsrisiko um weitere 24 Prozent.
“Unsere Ergebnisse stützen die Ernährungsrichtlinien, die empfehlen, den Verzehr von rotem Fleisch einzuschränken, und dies gilt sowohl für verarbeitetes als auch für unverarbeitetes rotes Fleisch”, sagt der Studienautor Xiao Gu in einer Pressemeldung der Harvard School of Public Health. Der Forscher empfiehlt, nicht mehr als eine Portion rotes Fleisch pro Woche zu sich zu nehmen, was etwa 80 Gramm entspricht.
Im Rahmen der Studie wurde auch untersucht, wie es sich auswirken würde, eine Tagesportion rotes Fleisch durch eine andere Eiweißquelle zu ersetzen. Das Ergebnis: Der Ersatz durch eine Portion Nüsse und Hülsenfrüchte ging mit einem um 30 Prozent geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes einher.
Wurde dagegen der Verzehr einer Portion roten Fleisches durch ein Milchprodukt ersetzt, war dies mit einem um 22 Prozent niedrigeren Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden.
Die Harvard-Studie ist eine Beobachtungsstudie und als solche seriös. Ihre Durchführung und Auswertung folgt den Kriterien der evidenzbasierten Medizin. Die Untersuchung belegt jedoch nicht, dass der Verzehr von rotem Fleisch direkt zu einer Diabetes-Erkrankung führt. Nachgewiesen wurde lediglich eine Verbindung zwischen dem Verzehr und dem Risiko, an Diabetes zu erkranken.
Ob ein hoher Fleischkonsum nicht ohnehin häufig mit einem ungesunden Lebensstil einhergeht, der seinerseits das Risiko einer Diabeteserkrankung erhöht, wurde nicht berücksichtigt. Das relativiert die Aussagekraft der Studie.
Ein Schwachpunkt der Untersuchung ist auch, dass 80 Prozent der Befragten Frauen sind und Männer somit unterrepräsentiert sind. Darüber hinaus basiert die Studie auf den eigenen Aussagen der Teilnehmer und deren subjektiver Einschätzung ihrer Ernährungsgewohnheiten.
Die Deutsche Diabetes Stiftung (DDS) weist darauf hin, dass durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes deutlich gesenkt werden. Studien zeigen sogar, dass es bei einem Diabetes im Frühstadium möglich ist, durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten die Erkrankung zurückzudrängen.