„Der 10-Euro-Döner bringt mir nicht viel Gewinn“

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Herr Cam, wieso ist der Döner so viel teurer geworden?

Das liegt an den stark gestiegenen Einkaufspreisen. Früher kostete der Hähnchendöner bei uns im Familienbetrieb nur 4 Euro, ein Kalbsdöner 5 Euro. Doch damals habe ich für einen Kalbsdönerspieß je Kilo Fleisch eben nur 6 Euro bezahlt, heute ist es doppelt so viel. Jede Woche merke ich beim Einkauf meiner Ware, dass die Preise um 10 bis 20 Cent je Kilo steigen – nicht nur beim Fleisch, sondern auch beim Joghurt für die Soßen und beim Gemüse. Zudem sind die Lohnkosten höher, genauso wie die Energiekosten. Für weniger Geld könnte ich den Döner nicht anbieten, ohne Verluste zu riskieren und die Zukunft des Ladens zu gefährden.

Ihr Döner ist teurer als anderswo. Wieso?

Qualität ist mir sehr wichtig, ich mache zum Beispiel meine Fleischspieße selbst. Das geht nicht billiger.

Ein Hähnchen-Spieß im „Mahlzeit“: Selbstgemacht und dabei soll es bleiben, sagt der Chef.
Ein Hähnchen-Spieß im „Mahlzeit“: Selbstgemacht und dabei soll es bleiben, sagt der Chef.Lucas Bäuml

Trotzdem meckern die Kunden online über die hohen Preise.

Wir merken, dass etwas weniger Kunden kommen, aber der klassische Döner ist immer noch sehr beliebt. Ich kann auch nicht sagen, dass der günstigere Hähnchendöner jetzt häufiger bestellt wird. Die Kunden lassen eher mal das Getränk weg oder holen es sich günstiger beim Rewe nebenan. Dennoch glaube ich, dass die Schmerzgrenze der Kundschaft bei zehn Euro allmählich erreicht ist. Das ist bitter, denn eigentlich müsste ein Kalbsdöner schon jetzt zwölf Euro kosten und ein Hähnchendöner acht Euro.

Wollen Sie damit sagen, Sie zahlen drauf?

Zumindest kann ich sagen, dass ich mit dem 10-Euro-Döner nicht viel Gewinn habe. Trotz meiner verstärkten eigenen Mitarbeit im Laden verdiene ich persönlich heute weniger als vor Corona. Insgesamt war ich in Zeiten des günstigeren Döners zufriedener. Das sagen mir auch Freunde, die ebenfalls Dönerläden oder auch Lebensmittelgeschäfte betreiben.

Manche Dönerläden verkaufen schon gar keinen Kalbsdöner mehr. Denken Sie darüber auch nach?

Das kommt für meinen Laden nicht infrage – genauso wenig, wie die Fleischsorten zu mischen. Ich plane, Kalbsdöner so lange zu verkaufen, wie ich eben kann und die Stammkunden bereit sind, den Preis zu zahlen. Um ehrlich zu sein, bin ich schon zufrieden, wenn der Döner bei zehn Euro bleibt.

Sie glauben, er wird noch teurer?

Die Preise für das Fleisch sind schwankend. Da muss ich mir schon Gedanken machen, was passiert, wenn ich irgendwann auch die 10-Euro-Grenze nicht mehr halten kann. Mir ist wichtig, gute Lebensmittel zu verarbeiten. Ich bin nicht bereit, da Abstriche zu machen oder die Spieße fertig zu kaufen. Die Leute kommen ja genau deswegen zu mir. Bei den großen Döner-Ketten schmeckt es nicht so gut, das sagen mir meine Kunden. Ich hoffe, dass die Leute das auch zukünftig noch zu schätzen wissen.