Norwegens Sportchef Aalbu tritt nach WM-Betrug zurück

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Chaos im Skispringen

Nach Manipulationsskandal: Norwegens Sportchef tritt zurück

Aktualisiert am 09.03.2025 – 16:08 UhrLesedauer: 2 Min.

Marius Lindvik: Der Norweger verlor seine Silbermedaille von der Großschanze.Vergrößern des Bildes

Marius Lindvik: Der Norweger verlor seine Silbermedaille von der Großschanze. (Quelle: Terje Pedersen/imago-images-bilder)

Bei der Ski-WM wurden Norwegens Skispringer aufgrund von manipulierten Anzügen disqualifiziert. Nun gibt der Sportdirektor Betrug zu und zieht Konsequenzen.

Norwegens Skisprung-Team hat bei der WM in Trondheim bewusst betrogen. Dies gestand Sportdirektor Jan Erik Aalbu am Sonntag bei einer Pressekonferenz im Teamhotel. Die Manipulation an den Anzügen sei ohne Rücksprache mit den Springern erfolgt.

Namen der Verantwortlichen wollte Aalbu nicht nennen. Cheftrainer Magnus Brevig, der im Manipulations-Video zu sehen war, fehlte bei der Pressekonferenz.

Am Samstag waren die Norweger nach dem WM-Wettbewerb von der Großschanze disqualifiziert worden. Marius Lindvik hatte dadurch seine Silbermedaille verloren. Zuvor waren Videos aufgetaucht, die das norwegische Team beim unzulässigen Umnähen ihrer Anzüge zeigen.

Die drei Topnationen Österreich, Slowenien und Polen legten daraufhin Protest gegen die Starerlaubnis der Norweger ein. Das Nationen-Trio wollte die Norweger nicht nur ausschließen, sondern beantragte offenbar auch eine Annullierung aller WM-Ergebnisse in Trondheim. Der Deutsche Skiverband (DSV) unterschrieb den Protest zwar nicht, bat den Weltverband in einem Brief aber explizit um Klarstellung.

“Ich habe ein paar Dinge gesehen, wo eine Nation wilde Dinge macht, die völlig untendurch sind. Man kann das nicht unter den Teppich kehren. Die verantwortlichen Leute müssen reagieren”, schimpfte Bundestrainer Stefan Horngacher in der ARD.

Materialkontrolleur Christian Kathol hatte vor dem Wettbewerb noch gesagt, alle Anzüge seien kontrolliert und für regelkonform befunden worden. Der Norweger Kristoffer Eriksen Sundal wurde dann nach dem ersten Sprung doch disqualifiziert – Lindvik und Forfang ereilte nach Wettkampfende das gleiche Schicksal.

Der sonst so diplomatische Horngacher sprach in ruhigem Ton Klartext. “Es sind Dinge passiert, die völlig inakzeptabel sind. Es gibt Limits und die Limits sind komplett überschritten worden. Es ist schwierig für den Skisprung. Es gibt leider Gottes immer wieder Leute, die diese Dinge immer wieder überspannen”, sagte der Österreicher. Sportdirektor Horst Hüttel sagte, die Argumente der Norweger werden “von allen führenden Anzugexperten zerlegt – komplett”. Die Norweger hatten zuvor behauptet, bei den Anzügen auf den Videos habe es sich um die Anzüge für das Weltcup-Springen in Oslo gehandelt, für die die Kontrolle noch ansteht.

Das Anzug-Thema schwelte im Laufe der WM immer wieder. ARD-Experte Sven Hannawald übte scharfe Kritik an auffällig großen Anzügen, polnische Medien attackierten auf der Normalschanze Karl Geiger. “Mir hat man auf der kleinen Schanze auch was vorgeworfen, was ich überhaupt nicht in Ordnung fand. Das minimiert die sportliche Leistung”, monierte ein spürbar getroffener Geiger.

Von den Sportlern wurde der Protest inhaltlich weitgehend ferngehalten. Olympiasieger Andreas Wellinger erfuhr erst nach dem Wettbewerb von dem Eklat und sagte spontan: “Mir ist es am Ende eigentlich auch zu blöd. Mir geht das Thema nur auf die Nerven. Anzüge, Bindungen: Können wir uns bitte auf Skispringen konzentrieren? Der Beste soll gewinnen und nicht der, der am besten bescheißt.”

Wellinger hatte vor knapp einer Woche WM-Silber hinter Lindvik gewonnen und könnte nun nachträglich zum Weltmeister erklärt werden. Der 29 Jahre alte Bayer forderte nach seinem achten Platz im Großschanzeneinzel unmissverständlich: “Wenn einer bescheißt, gehört er rausgeschmissen.” Inhaltlich könne er sich zur Anklage bezüglich der norwegischen Anzüge nicht äußern.