Studie: Nur sieben Länder halten WHO-Grenzwert für saubere Luft ein

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Stand: 11.03.2025 14:02 Uhr

Nach Schätzungen der WHO sterben jedes Jahr sieben Millionen Menschen an den Folgen verschmutzter Luft. Besonders schlecht ist die Luftqualität laut einer Studie im Tschad. Auch Deutschland hält die WHO-Grenzwerte nicht ein.

Die meisten Stadtmenschen auf der Welt atmen verschmutzte Luft. Das geht aus dem Weltluftqualitätsbericht für 2024 hervor, den das Schweizer Luftanalyse-Unternehmen IQAir veröffentlicht hat. Demnach hielten nur 17 Prozent der Städte die Richtwerte für Luftqualität der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein. Grundlage des Berichts sind 40.000 Messstationen.

Demzufolge herrschte die stärkste Luftverschmutzung im zentralafrikanischen Tschad, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo, Bangladesch, Pakistan und Indien. In Indien liegen den Angaben nach sechs der neun Städte mit der schlechtesten Luftqualität. Die Standards der WHO erreicht hätten nur Australien, Neuseeland, die Bahamas, Barbados, Grenada, Estland und Island. Deutschland habe die WHO-Grenzwerte überschritten.

Verbrennung von Kohle, Gas und Öl hat Auswirkung

Wer über einen längeren Zeitraum verschmutzte Luft einatme, könne an Atemwegserkrankungen und Krebs erkranken, sagte Fatimah Ahamad, leitende Wissenschaftlerin und Expertin für Luftverschmutzung am Sunway Centre for Planetary Health in Malaysia. Nach Schätzungen der WHO sterben jedes Jahr etwa sieben Millionen Menschen durch Luftverschmutzung.

Viele der Regionen, in denen die Luftverschmutzung am schlimmsten sei, seien auch Orte, in denen durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas in großem Umfang Treibhausgase freigesetzt würden, sagte Shweta Narayan von der Organisation Global Climate and Health Alliance. Eine Verringerung der Treibhausgasemissionen, um die Erwärmung des Planeten zu verlangsamen, könne auch die Luftqualität verbessern. Luftverschmutzung und Klimakrise seien “zwei Seiten derselben Medaille”, sagte sie.

Nur wenige Messstationen in Afrika

Die Daten von IQAir weisen indes Lücken auf. So gibt es in Afrika etwa pro 3,7 Millionen Einwohner nur eine Messstation. Die Dichte dort soll nach und nach verbessert werden, so IQAir.

In den aktuellen Bericht seien Daten von fast 9.000 neuen Orten und etwa 1.000 neuen Messgeräten eingeflossen. “Luftverschmutzung bleibt eine kritische Bedrohung sowohl für die menschliche Gesundheit als auch für die Stabilität der Umwelt, doch große Bevölkerungsgruppen sind sich ihrer Belastung nicht bewusst”, sagte Frank Hammes, Geschäftsführer von IQAir.

Strengere Grenzwerte als Umweltbundesamt

Ende Februar hatte das Umweltbundesamt noch für Deutschland verkündet, für 2024 seien alle europäischen Luftgrenzwerte eingehalten worden. Doch Kritiker bemängelten da bereits: Die Grenzwerte seien veraltet, genauer gesagt mehr als 20 Jahre alt.

Die WHO empfiehlt deutlich niedrigere Grenzwerte, um die Gesundheit der Menschen zu schützen. Von 2030 an werden in der EU die Grenzwerte strenger definiert und dabei fast halbiert. “Auch wenn sich die neuen Grenzwerte nur schrittweise an die WHO-Empfehlungen annähern werden, führt jede Verbesserung der Luftqualität dazu, das Gesundheitsrisiko zu reduzieren”, hatte der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, gesagt.