Lip-Bu Tan ist neuer CEO von Intel

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Intel hat einen neuen Vorstandschef. Der amerikanische Halbleiterkonzern hat Lip-Bu Tan an die Spitze berufen, einen Veteranen der Technologiebranche. Damit geht eine mehrmonatige Suche nach einem Nachfolger für Pat Gelsinger zu Ende, der Anfang Dezember abgelöst wurde. Seither wurde das Unternehmen von zwei seiner Top-Manager übergangsweise geführt.

Mit der Wahl des 65 Jahre alten Tan hat sich Intel für ein bekanntes Gesicht entschieden. Er war schon einmal im Verwaltungsrat des Unternehmens, trat dann aber im vergangenen August abrupt zurück. Er führte damals persönliche Gründe als Erklärung an, Medienberichten zufolge trugen aber strategische Differenzen zu seinem Weggang bei, und er soll Intel als zu bürokratisch empfunden haben. Den Vorstandsvorsitz soll er am 18. März übernehmen und auch wieder in den Verwaltungsrat zurückkehren.

Intel-Kurs steigt

Die Börse reagierte erfreut. Im nachbörslichen Handel stieg der Aktienkurs von Intel zeitweise um mehr als elf Prozent. Die Aktie hatte in den vergangenen zwölf Monaten mehr als die Hälfte an Wert verloren, die Marktkapitalisierung ist unter 100 Milliarden Dollar gefallen. Intel war noch bis vor wenigen Jahren der wertvollste Halbleiterkonzern der Welt, wurde aber mittlerweile von vielen Wettbewerbern überholt. Nvidia hat heute einen Börsenwert von 2,8 Billionen Dollar.

Intel ist ein Pionier in der Halbleiterbranche, steckt heute aber in einer der größten Krisen seiner Geschichte. Das Unternehmen verliert seit einiger Zeit an Boden. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Umsatz zum wiederholten Mal, und es gab einen Nettoverlust von 18,8 Milliarden Dollar. Intel kündigte ein Sparprogramm mit dem Abbau von mehr als 15000 Arbeitsplätzen an und gab auch bekannt, seine geplante Großinvestition in Deutschland mit zwei Chipwerken in Magdeburg zunächst auf Eis zu legen und um zwei Jahre aufzuschieben. Das Vorhaben sollte 30 Milliarden Euro kosten und mit üppigen Staatshilfen unterstützt werden, aber jetzt gibt es Zweifel, ob es jemals Realität wird.

Auch auf dem Heimatmarkt tritt Intel auf die Bremse. Erst kürzlich wurde bekannt, dass eine geplante neue Fertigungsstätte im Bundesstaat Ohio, die ursprünglich schon in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen sollte, nicht vor 2030 fertig sein soll.

Tan in Malaysia geboren

Der neue Vorstandschef Lip-Bu Tan ist in Malaysia geboren und in Singapur aufgewachsen. Dort hat er zunächst Physik studiert, bevor er in die USA ging und zwei Master-Abschlüsse machte, in Nukleartechnik am Massachusetts Institute of Technology und in Wirtschaft an der University of San Francisco. In der Technologiebranche machte er sich zunächst vor allem als Investor mit der Wagniskapitalgesellschaft Walden einen Namen.

Zwischen 2009 und 2021 war er Vorstandschef von Cadence Design Systems, einem auf Chipdesign spezialisierten Softwareanbieter, der heute an der Börse mit rund 65 Milliarden Dollar bewertet wird. 2022 übernahm er einen Sitz im Verwaltungsrat von Intel, den er dann aber 2024 wieder aufgab.

Auf Tan wartet nun eine gewaltige Herausforderung. Gerade im wachstumsstärksten Geschäft der Branche mit Chips für Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz hat Intel erheblichen Rückstand auf Wettbewerber wie Nvidia oder Advanced Micro Devices.

Intels Zukunft unklar

Intel ist auch zum Übernahmekandidaten geworden, und Medienberichten zufolge ist die amerikanische Regierung unter Donald Trump in Gespräche über eine mögliche Transaktion involviert. Zu den diskutierten Szenarien soll es dabei gehören, dass Intel sein Geschäft mit der Fertigung von Chips abgibt. Anders als manche Wettbewerber wie Nvidia oder AMD, die sich allein auf das Design von Chips konzentrieren, betreibt Intel eigene Werke. Unter Gelsinger hat das Unternehmen zudem die Strategie verfolgt, seine Fertigungskapazitäten nicht nur für sich selbst zu nutzen, sondern auch als Auftragsproduzent für andere Chipanbieter.

Im Gespräch ist nun offenbar, dass der taiwanische Auftragshersteller TSMC den Betrieb der Intel-Werke übernehmen könnte. Die Nachrichtenagentur „Reuters“ meldete in dieser Woche, TSMC habe mit den Chipanbietern Nvidia, AMD und Broadcom über ein Gemeinschaftsunternehmen für Intels Chipfertigung gesprochen.

Lip-Bu Tan deutete aber in einem Brief an die Mitarbeiter zunächst einmal an, er wolle im Kern an der gegenwärtigen Struktur festhalten und Intel als Auftragshersteller der „Weltklasse“ etablieren. Er wolle außerdem die Position als Unternehmen für „Weltklasseprodukte“ wiederherstellen. Tan sagte, er wisse, die vergangenen Jahre seien hart für die Belegschaft gewesen. Aber ihn schreckten Herausforderungen nicht ab, und er sei zuversichtlich, eine Wende schaffen zu können. „Nichts mag ich weniger, als zu verlieren.“