Die Posse um die Vertragsverlängerung von Joshua Kimmich beim FC Bayern ist beendet. Sie verlief alles andere als Bayern-typisch und lässt auf allen Seiten nur Verlierer zurück.
Was sich in den vergangenen Tagen immer mehr abgezeichnet hat, steht jetzt auch offiziell fest: Joshua Kimmich hat seinen ursprünglich im Sommer auslaufenden Vertrag beim FC Bayern um vier weitere Jahre bis Juni 2029 verlängert.
Damit ist der letzte ganz große und wichtige Dominostein im Vertragspoker des Rekordmeisters in die aus Sicht der Münchner richtige Richtung gefallen. Zur Erinnerung: In den vergangenen Wochen hatten bereits Kapitän Manuel Neuer (bis 2026) sowie Alphonso Davies und Jamal Musiala (jeweils bis 2030) ihre Verträge verlängert. Das Mannschaftsgerüst steht damit langfristig. Mit Kimmich, der 2015 nach München kam, bleibt auch der erklärte Bayern-Kapitän der Zukunft weiter an Bord und Teil dieser Achse.
Dazu kann man den Bayern eigentlich nur gratulieren. Für den Weg, den sie dafür in den vergangenen Wochen gewählt haben, gilt allerdings das Gegenteil. Noch vor zwei Wochen wurde nämlich nicht zufällig an die Öffentlichkeit durchgestochen, dass der Aufsichtsrat das Vertragsangebot an Kimmich zurückgezogen hatte. Weil Kimmich in den Augen der obersten Klubbosse zu lange damit gezögert hatte, es anzunehmen.
So entstand zwischenzeitlich der Eindruck, der Klub wolle nicht mehr mit Kimmich verlängern und halte den zentralen Mittelfeldspieler zukünftig für verzichtbar. Was folgte, war ein für alle Beteiligten unwürdiges Schauspiel: Neben dem üblichen Geschacher um Millionen wurde unter anderem darüber debattiert, in wessen Spielhälfte der Ball des Handelns jetzt eigentlich liegt (mehr dazu lesen Sie hier: Brisantes Ballgeschiebe). Nun ruderten alle Seiten zurück und fanden doch noch zusammen.
All das hätten sich der Klub und Kimmich sparen können. Das öffentliche Theater war alles andere als Bayern-typisch, Bayern-like, und der Bedeutung dieser Personalie schlicht nicht angemessen.
Mit dem zwischenzeitlichen Rückzug ihres Angebots sendeten die Bayern aber nicht nur an Kimmich eine fragwürdige Botschaft. Gleichzeitig wiesen sie damit zum wiederholten Mal Max Eberl klar und auch öffentlich in seine Schranken, der sich in seiner Funktion als Sportvorstand eigentlich bereits mit Kimmich auf einen neuen Kontrakt verständigt hatte.
Der Aufsichtsrat war mit den ausgehandelten Konditionen nicht zufrieden – wie schon zuvor im Sommer bei den Verhandlungen mit Davies und dem genau daran gescheiterten Transfer von Jonathan Tah. In allen drei Fällen legte das mächtige Gremium, dem unter anderem auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß und der ehemalige CEO Karl-Heinz Rummenigge angehören, sein Veto ein. Eberls Ansehen und Stellung haben darunter gelitten – sowohl intern als auch extern.
Im Fall Kimmich wurde nun ausgerechnet auf dem Rücken eines der wichtigsten Spieler ein interner Machtkampf zwischen Eberl und dem Aufsichtsrat weiter ausgetragen und zugespitzt – und eine Art Exempel statuiert.
Dessen Kernbotschaft hatte Hoeneß bereits im Sommer formuliert, als er Eberl bei seinen äußerst kostspieligen Transferplänen ein Stoppschild setzte und sagte, der FC Bayern habe schließlich “keinen Geldscheißer”.