Demenz und Depressionen: Museumsbesuche können Patienten helfen

3

Museumsbesuche auf Rezept sind gerade en vogue. In einigen Städten gibt es Kooperationen zwischen Krankenhäusern und den lokalen Ausstellungshäusern, Patienten können dann vergünstigt oder sogar kostenlos Kultur genießen. Der Psyche der Patienten tut dies gut, zeigen begleitende Studien.

Nun aber haben Forscher der TU Dresden untersucht, ob auch Menschen, deren depressive Verstimmungen besonders schwierig zu behandeln sind, von Museumsbesuchen profitieren könnten: Demenzkranke. „Diese Deutlichkeit der Ergebnisse haben wir so nicht erwartet“, erklärte Projektleiter und Arzt Michael Wächter. „Unsere Empfehlung ist daher ganz klar, Museumsbesuche in die Regelversorgung zu übernehmen.“

Das möge ungewöhnlich klingen, so Studienleiterin und Soziologin Karen Voigt: „Eine Jahreskarte fürs Museum ist insbesondere mit Blick auf die Linderung depressiver Symptome bei Menschen mit Demenz offenbar jedoch deutlich wirksamer als Medikamente. Diese sind teuer, helfen aber laut aktuellen Studien Betroffenen nicht, ihre Lebensqualität zu verbessern.“

Depression ist eine Begleiterscheinung

Andere Länder seien in der Forschung weiter als Deutschland. Das Museum of Modern Art in New York untersuchte laut Angaben bereits Anfang des Jahrtausends die Wirkung von Museen auf Demenzkranke. In Großbritannien könnten sich chronisch kranke Menschen den Museumsbesuch vom Hausarzt verschreiben lassen.

Knapp zwei Millionen Menschen sind laut Deutscher Alzheimer-Gesellschaft in Deutschland von einer Demenzerkrankung betroffen. 80 Prozent werden demnach zu Hause gepflegt. Da es derzeit keine Aussicht auf Heilung gibt, steht bei der Behandlung die Minderung von psychischen und somatischen Belastungen im Mittelpunkt, die mit der Krankheit einhergehen.

Forscherinnen und Forscher des Bereichs Allgemeinmedizin der TU Dresden suchten deshalb nach einem neuen Ansatz, um die Lebensqualität von Betroffenen und ihren Angehörigen zu verbessern. Drei Jahre lang untersuchten sie mit dem Projekt „Erinnerungs_reich – Museen als Medizin für Menschen mit Demenz“ in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, ob und wie regelmäßige Museumsbesuche den Allgemeinzustand von Demenzerkrankten verbessern können.

Für die Untersuchung wurde ein demenzsensibles Schulungskonzept für Museumspersonal erstellt. Mehr als 50 Kunstvermittler aus 33 Museen in Sachsen nahmen am Projekt teil. Anschließend wurde das Angebot durch Menschen mit Demenz und deren Angehörige getestet. Die Forscher analysierten geführte und nichtgeführte Museumsbesuche über einen Zeitraum von zehn Wochen.

Die Auswertung der Studie ergab laut Voigt und Wächter: „Die Ziele, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu erhöhen und die seelische Gesundheit zu verbessern, haben wir durch die Museumsbesuche erreicht. Die Kunstwerke ermöglichten es ihnen, an individuelle Erfahrungs- und Erinnerungswelten anzuknüpfen und so ins Gespräch zu kommen.“