Unwürdiger Abschied für Axel Milberg

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Am Sonntagabend ermittelte Axel Milberg zum letzten Mal als Kommissar Borowski. Dabei ging es gleich im doppelten Wortsinn kopflos zu.

Borowksi ist am Ende. Jedenfalls mit seiner Karriere als Kommissar. Er steht kurz vor seiner Pensionierung, als das Foto eines düsteren Hauses bei dem Ermittler, der nun schon seit über 20 Jahren von Axel Milberg gespielt wird, Jugenderinnerungen weckt.

Als Schüler ist er an diesem Haus täglich vorbeigegangen. Bis heute gruselt es ihn davor – und schon weicht die vage Idee eines Urlaubs im Ruhestand dem Instinkt des Mordermittlers. Und Borowski soll recht behalten. Entgegen den Anweisungen seines Vorgesetzten startet er mit den Ermittlungen auf eigene Faust und stößt dabei auf den unheimlichen Robert Frost (August Diehl).

Der hatte nach jahrelanger Tyrannei seine Mutter umgebracht, ihre Leiche zersägt und ihre Überreste in der Kieler Förde entsorgt. So weit, so grausam. Einen Körperteil seiner Erzeugerin behielt er allerdings: ihren Kopf.

Kopflos ist nicht nur Robert Frosts Mutter, kopflos wirkt auch die Handlung des Krimis. Dass Borowski ohne Dienstausweis oder Dienstwaffe zu Ermittlungszwecken in ein Haus einbricht, wirkt genauso weit hergeholt wie sein Vorgehen, als er, der erfahrene Kommissar, ein unbekanntes Handy an einen Polizei-Laptop anschließt und damit den gesamten Server lahmlegt. Beides sind Anfängerfehler und eines Borowskis nicht würdig.

Auch sonst wirkt der Ermittler in diesem letzten Fall eher blass, schludert so seiner Wege entlang und entdeckt hier und da, oft auch eher per Zufall, die richtige Fährte. Es ist seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik), die, als sie Robert Frost genauer untersucht, zwei Todesfälle entdeckt, die längst bei den Akten liegen. Borowski rollt sie neu auf, vertraut wieder seinem Instinkt. Aber dass hier etwas nicht stimmt, hätte ja jeder Laie bemerkt. Zwei Mitarbeiter des Bürgeramtes starben kurz nacheinander. Beide auf unterschiedlich absurde Weise. Es erscheint schlichtweg unrealistisch, dass seinerzeit hier nicht weiter ermittelt wurde.

Das Spiel von August Diehl holt indes vieles wieder heraus. Er verkörpert den Einzelgänger Robert Frost überzeugend und mit nur wenigen Worten. Das Ende, aus dem die Verantwortlichen ein riesiges Geheimnis machten, kann schließlich noch ein wenig Schwung in die Geschichte bringen, für einen Höhepunkt der 20-jährigen “Tatort”-Geschichte reicht es dann aber doch nicht.

“Heute ist Ihr letzter Tag”, sagt der im Sterben liegende Robert Frost. “War!”, verbessert ihn Borowski. “Ist schon vorbei.” Und genau das soll dem Kommissar zum Verhängnis werden – denn zehn Minuten nach Dienstschluss stirbt der Bösewicht durch einen Schuss aus Borowskis Pistole. Der hätte seine Waffe abgeben müssen. Und so kommt es, dass der Kommissar am Ende nicht etwa stirbt oder anderweitig spektakulär geht. Nein, am Ende seiner langjährigen Polizeikarriere sitzt der große Ermittler, der zahlreiche Täter ins Kittchen gebracht hat, selbst ein.

In U-Haft bekommt er Besuch von seiner heimlichen Liebe: der Polizeipsychologin Frieda Jung (Maren Eggert). Die hatte in einem früheren Borowski-“Tatort” erklärt, sie könne nicht mit einem Polizisten zusammen sein. Jetzt, wo er aber keiner mehr ist, stehen den beiden eben nur noch die Gitterstäbe im Weg. Der Ermittler außer Dienst hat allerdings schon eine Idee, wie er aus dieser Situation herauskommt. Seinen Masterplan erfahren die Zuschauer allerdings nicht.