Psychosomatisches Herzstolpern: Was steckt dahinter?

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Bei Freude, Aufregung oder bei Stress hat wohl jeder schon mal einen “Herzstolperer” verspürt. Das ist in der Regel harmlos.

Herzstolpern kennen viele Menschen. Tritt das Herzstolpern immer wieder auf, kann das ein Zeichen für eine Herzkrankheit sein. Können Ärzte jedoch keine organische Ursache feststellen, ist das Herzstolpern möglicherweise psychisch bedingt. Das ist häufig der Fall bei Depressionen und Panikattacken.

Um psychosomatisches Herzstolpern handelt es sich, wenn ärztliche Untersuchungen keine organische Ursache für das stolpernde Herz aufzeigen. Die Untersuchungsbefunde sind unauffällig. Trotzdem haben Betroffene immer wieder das Gefühl, dass ihr Herz aus dem Takt gerät oder aussetzt. Besonders in Zusammenhang mit Stress kennen viele Menschen Veränderungen des Herzrhythmus.

Das Herz schlägt schneller, kräftiger, scheint manchmal kurz zu stoppen, um dann umso kräftiger wieder einzusetzen. Verspüren gesunde Menschen hin und wieder Herzstolpern, ist das in der Regel nicht gefährlich. Stolpert das Herz immer wieder, sollte man zum Arzt gehen. Herzkranke sollten Veränderungen des Herzschlags grundsätzlich ärztlich abklären lassen.

“Was passiert, wenn das Herz stolpert? Es erfolgt meistens in den sogenannten Vorhöfen ein Extraschlag, der aber nicht wahrgenommen wird, da er sehr schwach ausfällt. Dieser Extraschlag führt dazu, dass das Herz eine ‘kompensatorische Pause’ einlegt, um wieder in seinen Rhythmus zu finden. Der darauffolgende Herzschlag erfolgt also etwas später und ist stärker, was als Herzstolpern wahrgenommen wird. Ist keine organische Ursache erkennbar, kann Herzstolpern auf psychische Belastungen zurückzuführen sein”, erklärt Dr. Andreas Hagemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und leitender Ärztlicher Direktor der unter anderem auf psychosomatische Schmerztherapien sowie Burnout und Stresserkrankungen spezialisierten Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck in Nordrhein-Westfalen.

Aufregung, Freude, aber auch negative psychische Belastungen wie Liebeskummer und Trauer sowie psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände können Ursachen für psychosomatisches Herzstolpern sein. Intensive Emotionen beeinflussen den Herzrhythmus. Schüttet der Körper Stresshormone aus, darunter Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol, gerät der Körper in einen Alarmzustand. Unter anderem schlägt das Herz schneller, die Herzaktionen werden stärker, der Blutdruck steigt und der Atem beschleunigt sich.

“Diese stressbedingten Veränderungen der Körperfunktionen können schonmal dazu führen, dass Herzstolpern auftritt. Dabei unterscheidet der Körper, beziehungsweise das Herz nicht, ob es positiver Stress ist oder negativer. Es reagiert auf die Ausschüttung der Stresshormone gleich”, weiß Hagemann. “Während sich nach akutem Stress der Hormonspiegel rasch wieder normalisiert, hält chronischer Stress das Erregungsniveau aufrecht. Dann besteht das Risiko, dass das Herz rhythmisiert wird. Das heißt, die Variation der Abfolge der einzelnen Schläge wird immer geringer. Das begünstigt die Entstehung von Rhythmusstörungen.”

Kurzfristiger Stress und damit einhergehendes Herzstolpern ist in der Regel ungefährlich. Das Herz findet wieder in den Takt, wenn die Stresssituation vorbei ist, der Hormonspiegel absinkt und das Nervensystem zur Ruhe kommt. Kritisch kann es für das Herz werden, wenn es über eine lange Zeit starkem emotionalem Stress ausgesetzt ist.

“Bei chronischem Stress verändert sich die Qualität der Stresshormone. Dem Hormon Kortisol kommt dann eine verstärkte Bedeutung zu”, sagt Hagemann. “Die Wirkung des Kortisol hält länger an, im Vergleich zu Adrenalin und Noradrenalin. Dafür führt es nicht zu der maximalen Aktivierung, wie sie bei Adrenalin und Noradrenalin hervorgerufen wird. Psychosomatische Beschwerden, darunter auch psychosomatisches Herzstolpern, sind daher vor allem die Folge von chronischem Stress.”

Dauerhaft zu hohe Mengen an Stresshormonen treiben den Blutdruck anhaltend in die Höhe, beschleunigen den Herzschlag und beeinflussen auch den Herzrhythmus. Zudem begünstigen Stresshormone Entzündungsprozesse im Körper – auch in den Gefäßen des Herzens. Auch die Blutgerinnung verändert sich, was das Risiko für Gefäßverengungen und Gefäßverstopfung birgt.