China hat Anfang des Jahres vier kanadische Staatsbürger hingerichtet. Das gab die kanadische Außenministerin Mélanie Joly am Mittwoch bekannt. Joly sagte, die Kanadier hätten alle die doppelte Staatsbürgerschaft gehabt. Gegen die vier gab es „Anklagen im Zusammenhang mit kriminellen Aktivitäten, laut China im Zusammenhang mit Drogen“.
Joly verurteilte die Exekutionen auf das Schärfste. Gleichzeitig werde Kanada weiter „um Nachsicht für andere Kanadier bitten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden“. China erkennt doppelte Staatsbürgerschaften nicht an.
In Peking verlangte Außenamtssprecherin Mao Ning, Kanada solle „aufhören, sich in die Rechtshoheit Chinas einzumischen“. China sei ein Rechtsstaat, der Angeklagte verschiedener Nationalitäten gleich behandelt, so Mao. „Die Bekämpfung von Drogendelikten liegt in der gemeinsamen Verantwortung aller Länder.“
Die chinesisch-kanadischen Beziehungen sind seit Jahren schlecht. Dennoch sind derartige vier Hinrichtungen binnen kurzer Zeit selten. 2018 hatte Kanada die Finanzchefin des Telekommunikationsunternehmens Huawei Meng Wanzhou festgenommen und war damit einem Auslieferungsersuchens der USA nachgekommen. Wenig später nahmen die chinesischen Behörden den kanadischen Staatsbürger Robert Lloyd Schellenberg unter dem Vorwurf des Drogenschmuggels fest, später wurde ihm eine Todesstrafe verkündet. Schellenberg sitzt wie rund einhundert weitere Kanadier in der Volksrepublik weiter in Haft und gehört offenbar nicht zu den nun Hingerichteten. Unmittelbar nach der Festnahme der Huawei-Finanzchefin hatte China zudem zwei kanadische Staatsbürger festgenommen, die erst 1020 Tage später im Austausch gegen Meng wieder freigelassen wurden.
Anfang dieses Jahres hatten kanadische Medien Berichte unter Berufung auf Geheimdienstinformationen veröffentlicht über chinesische Einmischung und Bestechungsversuche von Abgeordneten bei den letzten beiden kanadischen Unterhauswahlen. Peking hat die Vorwürfe als „haltlos und diffamierend“ zurückgewiesen. Im Oktober hatte Kanada zudem 100 Prozent Zoll auf chinesische Elektrofahrzeuge und 25 Prozent auf Stahl erhoben, die damit den Zöllen der USA gegen China entsprechen. China hat dagegen mit Zöllen auf Agrarprodukte reagiert – und nutzt offensichtlich auch die in der Volksrepublik einsitzenden Kanadier als ein weiteres diplomatisches Mittel gegen Ottawa.