Die Rolle ihres Lebens
Der Befreiungsschlag der Pamela Anderson
20.03.2025 – 12:14 UhrLesedauer: 2 Min.

Pamela Anderson war für viele lange Zeit “nur” die kurvige Blondine im roten Badeanzug. Dass in ihr mehr steckt, zeigt unter anderem ihr neuer Film.
Rund 30 Jahre hat es gedauert, bis Pamela Anderson sich von ihrem Alter Ego lösen konnte: Höhepunkt dieses jahrelangen Befreiungsschlags ist ihr neuer Film “The Last Showgirl”. Der Film, der ab dem 20. März in den Kinos zu sehen ist, handelt von einer Tänzerin in Las Vegas, die nach drei Jahrzehnten ihren Job verliert und neu anfangen muss.
Für Anderson ist die Verkörperung des alternden Showgirls Shelly die Rolle ihres Lebens. Auch wenn es nicht die erste künstlerisch anspruchsvollere Performance für die 57-Jährige ist, so ist es aber doch die bislang größte.
Berühmt geworden ist Anderson in den 1990ern als Rettungsschwimmerin in der Serie “Baywatch”. Damit war ein Image von ihr geboren, welches sie nur schwer wieder loswurde. Es folgten einige klamaukige Rollen in “Barb Wire”, “Scary Movie 3” oder “Blond und blonder”. In diesen Filmen reproduzierte sie ihr Image als Sexsymbol, das sie seit ihren Cover-Shoots für das “Playboy”-Magazin verfolgte.
Ich hatte vergessen, mein eigenes Leben zu leben.
Pamela Anderson über ihr Image als Sexsymbol
“Mir werden oft Projekte angeboten, aber da geht es um sexualisierte Rollen”, sagte die Kanadierin in der 2023 erschienenen Doku “Pamela: Eine Liebesgeschichte”. “Manchmal war ich wie in einer Karikatur gefangen. Ich hatte vergessen, mein eigenes Leben zu leben.”
Inzwischen hat es die Schauspielerin geschafft, ihre Wahrnehmung von Außen zu wandeln. 2022 feierte Anderson mit “Chicago” ihr Broadway-Debüt, zudem spielte sie in den unbekannteren Filmen “The People Garden” von 2016 und “18 & Over” von 2022 mit.
Schon länger ist sie auch für ihren politischen Aktivismus bekannt. Sie hat mit der Tierrechtsorganisation Peta gearbeitet, für Erdbebenopfer in Haiti gesammelt, die Linkspartei-Ikone Jean-Luc Mélenchon oder Wikileaks-Gründer Julian Assange unterstützt und auch mal eine Buchvorstellung genutzt, um für eine Petition gegen Pelz zu werben.
Aber egal, was Anderson machte, sie blieb immer das, was sie zu Beginn ihrer Karriere wurde: ein Sexsymbol. “Meine Brüste hatten eine fabelhafte Karriere − ich bin einfach immer nur mitgetrottet”, sagte sie einmal über sich selbst.
Einen entscheidenden Schritt ging sie 2023. Zur Fashion Week in Paris erschien sie oben ohne – und zwar ohne Make-up. Das sorgte für Aufsehen. Viele lobten Anderson, die seitdem bei öffentlichen Auftritten regelmäßig keine oder kaum Schminke trägt, für diese Entscheidung, die auch anderen Frauen Mut mache. Erstmals sah man sie als Frau Mitte 50 und nicht als Barbie-Lookalike.
Und obwohl Anderson für ihre Darbietung in “The Last Showgirl” nicht mit einem Oscar bedacht wurde, entfaltet der Film doch ihr schauspielerisches Talent und trägt maßgeblich zu einer Ablösung ihres alten “Baywatch”-Images bei. Als “transformative Performance” beschreibt “The Hollywood Reporter” Andersons Spiel. Sie sei “als Schauspielerin wiedergeboren”, meint “The AU Review”.
Der Film von Gia Coppola ist nicht nur wegen Anderson und ihren Schauspiel-Kolleginnen wie Jamie Lee Curtis sehenswert. Auch visuell ist er besonders. In einem Meer aus Federboas und Schmucksteinen erweckt Anderson sensibel und mit vielen emotionalen Zwischentönen eine Frau in der Existenzkrise zum Leben.