Im Parlament verhandeln die Politiker über einen weiteren Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF), während draußen Demonstranten auf die Barrikaden gehen. Argentinien scheint in alte Muster zurückzufallen. Schon in der Vergangenheit hat Argentinien – begleitet von Protesten – immer neue Kredite vom IWF erhalten. Nun soll zu den 2018 aufgenommen 44 Milliarden Dollar eine neue Scheibe hinzukommen, deren Höhe noch nicht festgelegt ist. Das Abgeordnetenhaus hat am Mittwoch zugestimmt.
Argentinien braucht den Kredit, um seinen Verpflichtungen beim IWF selbst nachzukommen und die Reserven der Zentralbank zu stärken. Die Argentinier hätten enorme Anstrengungen unternommen, um Stabilität zu erreichen, und die Sanierung der Zentralbank sei ein weiterer Schritt, erklärte die Regierung.
Mindestrente reicht zum Überleben nicht
Tatsächlich hat es der rechtslibertäre Präsident Javier Milei geschafft, die Wirtschaft vor dem Absturz zu bewahren. Nach einem Rückgang des Wachstums von 1,7 Prozent im vergangenen Jahr zeigt die Kurve seit dem letzten Quartal deutlich nach oben. Die jährliche Inflation ist von 211 Prozent im Jahr 2023 auf 118 Prozent im letzten Jahr gesunken. Und selbst die Armut ist in den letzten Monaten statistisch zurückgegangen.
Vor dem Parlament ist davon nichts zu spüren. Dort versammeln sich seit Wochen jeden Mittwoch Tausende Rentner zum Protest, denen sich nun auch Gewerkschaften und selbst Fußballfans angeschlossen haben, die vor einer Woche heftig mit der Polizei zusammengestoßen waren.
Die Rentner zählen zu den Verlierern von Mileis radikalem Sparkurs. Fast 60 Prozent der argentinischen Rentner erhalten eine Mindestrente von derzeit etwa 265 Dollar. Indem sie sie nicht vollständig an die horrende Inflation anpasste, hat die Regierung die Renten im vergangenen Jahr massiv gekürzt. Auch Subventionen für Medikamente wurden gestrichen, deren Preis sich in einem Jahr verdoppelt hat. Eine Mindestrente reicht in Argentinien derzeit kaum zum Überleben aus. Nun befürchten viele Rentner, dass ein neuer Kredit des IWF den Sparkurs der Regierung und damit ihre Situation weiter verschärfen könnte.