26 Millionen Galaxien auf einen Schlag

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Im Juli 2023 ins All gestartet, observiert das europäische Weltraumteleskop „Euclid„ in 1,5 Millionen Kilometer Entfernung das Universum. In dieser Woche hat die europäische Raumfahrtagentur ESA nun den zweiten großen Datensatz veröffentlicht. Er umfasst insgesamt 26 Millionen Galaxien in drei verschiedenen Himmelsregionen. Die Galaxien sind bis zu 10,5 Milliarden Lichtjahre entfernt und stammen aus einer vergleichsweise frühen Phase des Kosmos. Von 380.000 Sternsystemen hat die Euclid-Mission bereits detaillierte Informationen über deren Entfernung und äußere Gestalt geliefert.

„Wir öffnen eine Schatzkiste an Informationen für Wissenschaftler“, sagt ESA-Wissenschaftsdirektorin Carole Mundell. Die Menge an publizierten Daten, die in nur einer Woche Beobachtungszeit gewonnen wurde, haben laut ESA bereits einen Umfang von 35 Terabyte – das Äquivalent von 200 Tagen Videostreaming. Im kommenden Jahr wollen die Forscher die gesammelten Beobachtungsdaten eines Jahres publizieren. Das wird dann mehr als das Tausendfache an Daten sein.

Einige der bereits klassifizierten Galaxien
Einige der bereits klassifizierten GalaxienAFP

Aus den jetzt veröffentlichten Daten haben die ESA-Wissenschaftler unter anderem etwa 500 mögliche Gravitationslinsen identifiziert. Das sind Galaxiencluster, die infolge ihrer Masse die Ausbreitungspfade des Lichtes sich dahinter befindlicher extragalaktischer Objekte verbiegen und zu einem leuchtenden Streifen verzerren. Oft werden die Objekte dadurch überhaupt erst sichtbar. Starke Gravitationslinsen können Aufschluss darüber geben, wie schnell sich das Universum ausdehnt.

Euclid ist mit zwei Kameras ausgestattet – eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für das nahe Infrarot. Dank dieser Instrumentierung können Galaxien mit ihren vielfältigsten Formen abgebildet werden. Ein drittes Instrument, ein Photometer, registriert die Rotverschiebung des von den Galaxien ausgesandten Lichts und liefert so Informationen über die jeweiligen Entfernungen der Sternansammlungen. Mit nur einer Aufnahme kann Euclid einen 240 Mal so großen Himmelsbereich erfassen wie das Weltraumteleskop Hubble

Himmelskarte mit einer Milliarden Galaxien

Die ESA will mit Euclid einen Blick in die Vergangenheit des Universums werfen und dessen Entwicklung innerhalb der vergangenen zehn Milliarden Jahre erforschen. Bis zum Ende der Mission in fünf Jahren sollen Daten zu Milliarden Galaxien gesammelt werden. Daraus soll eine 3D-Karte des Weltalls entstehen. Erste Bilder von Galaxien von Euclid hatte die ESA bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht.

Aus ihren Beobachtungsdaten hoffen die Forscher Schlüsse über die mysteriöse Dunkle Materie und Dunkle Energie ziehen zu können. Diese beiden noch fast vollkommen unverstandenen Entitäten stellen zusammen 95 Prozent dessen, woraus das Universums besteht. Alle anderen bekannten Bestandteile wie die Galaxien machen den Rest aus.

An der Auswertung der Daten waren laut ESA rund 2000 Wissenschaftler und 10.000 Laien beteiligt. Die Hobbyforscher haben die Fotos der Sternsysteme anhand ihrer Merkmale sortiert – Spiralarme, balkenförmige Zentren oder schweifförmige Strukturen – und mit den Informationen KI-Systeme trainiert. Damit können die Daten der künftigen Beobachtungen schneller ausgewertet werden