Paris stimmt ab: 500 Straßen bald autofrei?

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Sollen Hunderte Straßen in Paris künftig für Autos gesperrt werden? Darüber können die Bewohnerinnen und Bewohner der französischen Hauptstadt am Sonntag abstimmen. Entscheiden sich die Pariser dafür, sollen 500 Straßen in der gesamten Stadt begrünt und zur Fußgängerzone werden. Damit würden 10.000 Parkplätze wegfallen, Autofahrer müssten sich auf Umwege einstellen.

Die Wahllokale für die Bürgerbefragung öffnen um 9 Uhr. Bis 19 Uhr können die knapp 1,4 Millionen eingetragenen Wähler ihre Stimme abgeben. Erstmals dürfen auch 16- und 17-Jährige in Paris mitwählen. Das Ergebnis wird am späten Abend erwartet.

Welche Straßen genau von der Umwandlung betroffen sein könnten, steht noch nicht fest. Pro Arrondissement, also Stadtbezirk, dürften es etwa 25 Straßen sein. Insgesamt gibt es in Paris mehr als 6.000 Straßen. Etwa 220 von ihnen sind bereits autofrei. Vor allem in der Nähe von Schulen dürfen schon jetzt teils keine Autos fahren.

Pariser stimmen zum dritten Mal über Projekt zur Verkehrswende ab

Nach den Abstimmungen über das Verbot von E-Tretrollern zum Leihen im April 2023 und höhere Parkgebühren für schwere Autos im Februar 2024 bittet Paris seine Bewohner bereits zum dritten Mal in Sachen Verkehrswende zur Wahlurne. Das Rathaus sieht darin eine Möglichkeit, die Bürger der Stadt einzubeziehen. Die Opposition wirft ihr eine Kommunikationskampagne vor.

Eine neue Umweltspur auf der Pariser Stadtautobahn sorgt unterdessen für Streit: Seit diesem Monat ist in Paris eine Fahrspur der Stadtautobahn im Berufsverkehr für Fahrgemeinschaften, Taxis und Busse reserviert. Das soll dem Klimaschutz dienen und den 550.000 Anliegern des Boulevard Périphérique, wie die 35 Kilometer lange Stadtautobahn um Paris genannt wird, eine gesündere Lebensumgebung bescheren. Auf der kompletten Stadtautobahn ist zudem schon seit längerem nur noch Tempo 50 erlaubt.

Autofahrervereinigung spricht von Bestrafung

Gegen die neue Regelung startete die Autofahrervereinigung „40 Millions d’Automobilistes“ nun eine Petition. Das, was als Maßnahme gegen Umweltverschmutzung und Staus deklariert werde, sei eine weitere Bestrafung von Autofahrern, teilte die Vereinigung mit. „Die Einrichtung einer Spur für Fahrgemeinschaften wird nur zu noch mehr Staus auf den anderen Spuren führen und die ohnehin schon dramatische Situation auf der Ringstraße mit Sicherheit noch verschärfen.“ Es handele sich um unverantwortliche Restriktionen auf Kosten der Bewohner des Pariser Umlands, die für ihr tägliches Leben auf diese Hauptverkehrsachse angewiesen seien.

DSGVO Platzhalter

Dass die Luftverschmutzung in Paris ein drängendes Thema ist, zeigte sich Anfang März angesichts einer Warnung der Behörden vor einer erhöhten Feinstaubbelastung. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, in der Nähe von Straßen keinen Sport zu treiben und nicht im Freien zu rauchen oder Feuer zu machen. Alten, Kranken und Schwangeren sowie kleinen Kindern wurde generell von Sport und anstrengenden Aktivitäten im Freien abgeraten.

Im Herbst war ein anderes Verkehrswendeprojekt der Stadt in Kraft getreten: Die Parkgebühren für schwere Autos in der Stadt wurde drastisch erhöht und eine verkehrsberuhigte Zone im Zentrum geschaffen, die nur noch Anwohner befahren dürfen und Menschen, die dort etwas zu erledigen haben. Ziel der Maßnahme ist es, den Durchgangsverkehr durchs Zentrum zu reduzieren.