Technologie: Mannheimer Start-up gewinnt Schiffstreibstoff aus Abwasser

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Das Mannheimer Start-up Icodos stellt in einem neuartigen Verfahren aus Abwasser klimaneutrales Methanol als Schiffstreibstoff her. Das Verfahren hat das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als Kooperationspartner des Projektes patentiert. Die Produktionsanlage «Mannheim 001» an der Kläranlage in Mannheim wurde nun eröffnet. Auch der Naturschutzbund Nabu lobt das Projekt als wegweisend – vor allem mit Blick auf das Abwasser als Quelle für den notwendigen Kohlenstoff, wie Schifffahrt-Experte Sönke Diesener sagte. 

«Das ist die erste Anlage weltweit, in der in einem integrierten Verfahren Klärgas aus Abwasser umgewandelt wird in E-Methanol, das man als Schiffstreibstoff verwenden kann», sagte Roland Dittmeyer vom KIT. Entscheidend dabei sei, dass die CO2-Gewinnung aus dem Gas und die Methanol-Synthese in einem integrierten Prozess stattfänden. 

«Nicht nur Emissionen vermeiden»

«Unsere Technologie kann nicht nur Emissionen vermeiden, sondern aus Abfallstoffen echten Mehrwert schaffen», sagte Icodos-Mitgründer Vidal Vazquez. «Mit Mannheim als Pilotstandort zeigen wir, dass die Transformation der Schifffahrt schon heute Realität werden kann.»

Die Anlage stellt allerdings nur kleine Mengen her. «Die Anlage erzeugt etwa 50 Liter Methanol am Tag und stellt somit eher eine Demonstrationsanlage dar», sagte Dittmeyer. «Wir bauen im Moment eine größere, die 15 Mal mehr Methanol erzeugen kann.» Die Anlage nahe Paris soll demnach Ende 2026 in Betrieb gehen. Zum Vergleich: Ein modernes großes Containerschiff verfügt laut Icodos über etwa 16.000 Kubikmeter Methanol-Tankvolumen und kann damit etwa 41.400 Kilometer weit fahren. 

Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, sagte: «Wir können nicht warten, bis einer die große Produktion aufbaut.» Hier gebe es die ideale Symbiose zwischen Klärwerk und Biokraftherstellern. «Es ist ein Best-Practice-Beispiel», sagte er mit Blick auf die dezentrale Produktion. 

Wert der Anlage liegt bei rund zwei Millionen Euro

Die Kosten für das Projekt wurden demnach unter anderem durch Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gedeckt. Allein der Wert der Anlage liege bei rund zwei Millionen Euro, sagte Dittmeyer vom KIT. 

Laut Europäischer Umweltagentur (EEA) und Europäischer Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) macht die europäische Seeschifffahrt, wie der Fracht- und Containertransport, schätzungsweise drei bis vier Prozent der gesamten CO2-Emissionen der Europäischen Union aus.

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