Trumps Vorgehen nähert Grönland wieder Dänemark an

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In Nuuk sind die ersten amerikanischen Militärtransportflugzeuge gelandet. Darin viele Sicherheitsmitarbeiter und große, gepanzerte Limousinen, die aus dem Heck der Flugzeuge auf den grönländischen Schnee rollten. Gleich mehrfach ist für diese Woche hochrangiger amerikanischer Besuch angekündigt, und glaubt man den amerikanischen Verlautbarungen, kommen alle in bester Absicht.

So ließ die Ehefrau des amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance, Usha Vance, mitteilen, bei ihrem Besuch wolle sie etwas über das grönländische Erbe lernen und ein Hundeschlittenrennen beiwohnen, um die „grönländische Kultur und Einheit zu feiern“. Der Nationale Sicherheitsberater der USA wiederum, Mike Waltz, sagte, sein Besuch diene der Information und dazu, Grönlands Kultur, Geschichte und Menschen kennenzulernen. Waltz wird laut der New York Times wohl zusammen mit Energieminister Chris Wright reisen, eventuell kommen demnach weitere hochrangige Regierungsvertreter mit.

Ungeachtet der Verlautbarungen ist in Grönland wie in Dänemark die Sorge groß. Der Besuch von Waltz sei eine Machtdemonstration, die Grönländer müssten erkennen, „dass jede Minute zählt, um zu verhindern, dass der Traum der Amerikaner von der Annexion unseres Landes Wirklichkeit wird“, sagte der grönländische Ministerpräsident Mute B. Egede der Zeitung Sermitsiaq. Der amerikanischen Führung gehe es nur darum, „unser Land über unsere Köpfe hin weg zu übernehmen“. Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen wiederum sagte, man wolle im dänischen Königreich mit den Amerikanern zusammenarbeiten, aber das müsse eine Zusammenarbeit sein, die auf den Grundwerten der Souveränität und des Respekts beruhe.

Frederiksen im Balanceakt

Frederiksen müht sich seit Monaten darum, einen konzilianten Ton gegenüber dem ihrer Darstellung nach auch weiterhin engsten Verbündeten ihres Landes zu wahren, auch wenn dessen Präsident Donald Trump nicht einmal militärische Gewalt ausgeschlossen hat, damit Grönland Teil der USA wird. Doch steht Frederiksens Zurückhaltung immer deutlicher im Widerspruch zu ganz anderen Einschätzungen in Kopenhagen. So verglich etwa der frühere dänische Militärattaché in der Ukraine, Claus Mathiesen, der heute Professor an der Dänischen Verteidigungsakademie ist, auf der Plattform X das Vorgehen der Amerikaner auf Grönland mit jenem russischer Politiker vor der Annexion der Krim.

Ob Mike Waltz Grönland bei seinem Besuch etwas Konkretes anzubieten hat und ob er überhaupt mit grönländischen Politikern zusammentreffen wird, ist unklar. Bei dem Besuch dürfte es um die großen und weitgehend unangetasteten Lagerstätten von Seltenen Erden gehen, aber auch um die Sicherheit. Geplant ist offenbar ein Besuch auf der Pittifuk Space Base, wo Amerika seit Jahrzehnten Militär stationiert hat. Die Vereinigten Staaten hätten ein begründetes Sicherheitsinteresse an der Arktis, und es sollte nicht überraschen, dass der nationale Sicherheitsberater und der Energieminister eine US-Raumfahrtbasis besuchen, um sich vor Ort aus erster Hand informieren zu lassen, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in einer Erklärung. „Wir freuen uns auch darauf, die berühmte grönländische Gastfreundschaft zu erleben.“

Eine große Mehrheit will sich nicht den USA annähern

Aus grönländischer Sicht kommt der Besuch zu Unzeit. Rund zwei Wochen nach der Parlamentswahl gibt es noch keine neue Regierung; der mutmaßlich künftige Regierungschef, Wahlsieger Jens-Frederik Nielsen, führt derzeit Gespräche. Dass die Amerikaner trotz der laufenden Regierungsbildung die Gelegenheit nutzten, nach Grönland zu kommen, zeuge „einmal mehr von mangelndem Respekt gegenüber der grönländischen Bevölkerung“, so Nielsen. Von dem Besuch gelte es sich nicht beeinflussen zu lassen und überstürzt eine Regierung zu bilden, mit der man dann noch stärker unter Druck gerate. Es gelte zu zeigen, dass Grönland keine Ware sei.

Nielsens Partei Demokraatit befürwortet so wie fast alle im grönländischen Parlament vertretenen Parteien einen kontrollierten Austritt der Insel aus dem dänischen Königreich, nicht aber einen Beitritt zu den Vereinigten Staaten. Nur die Partei Naleraq will weiterhin eine Annäherung an die USA. Eine jüngste Meinungsumfrage ergab, dass die Grönländer zwar mehrheitlich die Unabhängigkeit befürworten, es jedoch 85 Prozent der Befragten ablehnen, das dänische Königreich zu verlassen, um dann Teil der USA zu werden.

Trump sei derzeit der beste Freund des dänischen Königreichs, sagt dazu im Gespräch der Forscher Peter Viggo Jakobsen, der an der dänischen Verteidigungsakademie lehrt. Wäre Trump klüger gewesen, hätte er die Bevölkerung und ihre politischen Führer vielleicht davon überzeugen können, dass es ihnen besser gehe, wenn sie für die Unabhängigkeit stimmten und eine engere Beziehung zu den USA aufbauten, so Jakobsen. Doch anstatt Grönland zum Austritt zu bewegen, habe Trump es an Dänemark angenähert und zumindest kurzfristig die Beziehungen zwischen Nuuk und Kopenhagen verbessert, da die beiden Hauptstädte ihn nun als gemeinsamen Feind betrachteten, dem sie gemeinsam entgegentreten müssten.

Was aber Trump wirklich will, darüber wird in Kopenhagen weiterhin gerätselt. Für mehr Präsenz in Sachen Verteidigung wie auch für einen verstärkten Abbau der Rohstoffe standen zumindest bis zu seinen ständigen Attacken die Türen weit offen.