RTL verkauft Brigitte, Eltern und Gala

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Die traditionsreichen Zeitschriften Brigitte, Eltern und Gala wechseln den Eigentümer. Die Titel, die zu den bekanntesten Zeitschriften in Deutschland gehören, werden von RTL an die Funke Mediengruppe verkauft, wie die beiden Unternehmen am Montag überraschend mitteilten. Erst im Dezember waren die 300 Beschäftigten der drei Medienmarken in ein neues Gebäude in der Hamburger Hafencity umgezogen.

Jetzt steht den Beschäftigten ein weiterer Umzug bevor. „Sie werden einen Heimathafen bei Funke finden“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens aus Essen, das vor zehn Jahren schon einen Großteil des Print-Portfolios von Axel Springer übernommen hatte, darunter Zeitschriften wie Hörzu, Bild der Frau oder Frau von Heute sowie regionale Tageszeitungen und Anzeigenblätter in Berlin und Hamburg.

Mit der Übernahme von Brigitte, Eltern und Gala folge sie der „tiefen Überzeugung, dass unabhängiger Journalismus eine Zukunft hat“, erklärte Julia Becker, Verlegerin und Aufsichtsratschefin der Funke Mediengruppe zu dem Geschäft, das noch von den Kartellbehörden genehmigt werden muss. Man unterstreiche damit die Verantwortung, „in sicherlich weiterhin herausfordernden Zeiten die Zukunft der freien Presse mitzugestalten“. Man folge mit den neuen Titeln dem Motto „Masse und Klasse“, erklärte Funke-Geschäftsführer Jochen Beckmann. Er bezeichnete die Marken als „echte Love Brands“, die man in Print und Digital weiterentwickeln wolle. Brigitte sei eine führende crossmediale Frauenmarke, auch Gala habe ein außerordentlich starkes Digitalangebot, und für Eltern sehe man „hohes Wachstumspotenzial“.

Keine Bestandgarantie

Den Schritt ins Digitale hatten viele Marken von Gruner + Jahr zu spät und zu zaghaft gewagt, weshalb die Verlagsgruppe nicht mehr in die Strategie von Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe passte. Rabe ist in Personalunion auch Chef der RTL Group, die etwa ein Drittel zum Bertelsmann-Umsatz beiträgt. Vor zwei Jahren hatte Rabe eine „Neuaufstellung des Publishing-Geschäfts“ angekündigt. Die Gruner + Jahr-Titel sollten teils eingestellt, teils verkauft und teils in RTL integriert werden. Die Aktion wurde damals schon als Zerschlagung des stolzen Verlagshauses mit 1900 Beschäftigten interpretiert. „Thomas, sei kein Rabenvater“ lautete auf Protestplakaten der Appell an den Konzernchef.

Eine Bestandsgarantie für die verbleibenden Titel wollte Rabe explizit nicht abgeben. „Bestandsgarantien haben eine kurze Halbwertszeit angesichts der vielen Unwägbarkeiten. Ich bin aber zuversichtlich, dass unser Plan aufgeht“, betonte er gegenüber der F.A.Z. Man verspreche sich eine Menge davon, die Titel Stern, Stern Crime, Geo und Capital als digitales Bezahlangebot unter dem Namen „Stern +“ aufzustellen. Die anderen Titel hatte Rabe dabei nicht erwähnt.

Nun ist wieder von einer „Neuausrichtung des Publishing-Geschäfts“ die Rede. Mit dem Verkauf von Brigitte, Eltern und Gala an Funke folge RTL der „Best Owner“-Philosophie, mit dem zentralen Ziel der nachhaltigen Sicherung der Arbeitsplätze. Die weiteren journalistischen Marken würde noch weiter an das Inhaltegeschäft von RTL Deutschland herangeführt, heißt es weiter: Geolino und Art würden bei „Stern+“ angebunden. Für dieses Angebot sollen 100.000 zahlende Nutzer bis Ende 2026 gefunden werden.

Die Marken Schöner Wohnen, Couch und Häuser werden dagegen im Bereich RTL Consumer Products geführt. Letzteres bedeutet konkret: Die Marken können als Lizenz vergeben werden, etwa für passende Produkte aus diesem Bereich oder für Veranstaltungsformate. „Wir konzentrieren uns noch fokussierter auf unsere Bewegtinhalte“, lässt sich RTL-Deutschlandchef Stephan Schmitter zitieren. Es gelte, die Erfolgsgeschichte von RTL+ als einem der größten lokalen Streaminganbieter voranzutreiben.