Die amerikanische Regierung hat einen amerikanischen Journalisten offenbar versehentlich einer Chatgruppe hinzugefügt, in der die Pläne für einen Angriff auf die Huthi-Miliz im Jemen geteilt wurden. Das berichtete der Journalist des Magazins „The Atlantic“, Jeffrey Goldberg, am Montag in einem Artikel über den Vorfall. Demnach erhielt Goldberg am 11. März auf dem verschlüsselten Messenger Signal eine Kontaktanfrage eines „Michael Waltz“, ging aber zunächst nicht davon aus, dass es sich tatsächlich um den Nationalen Sicherheitsberater, sondern um eine Betrugsmasche handelte. Zwei Tage später sei er einem Gruppenchat mit dem Betreff „Houthi PC small group“ hinzugefügt worden.
Dort schrieb Waltz nach Aussage des Journalisten, dies sei eine Gruppe für die „Koordination über die Huthis“ auf Ebene der wichtigsten Entscheidungsträger. Der in diesem Zusammenhang genannte Begriff „Principals Committee“ meint in der Regel eine Gruppe ranghöchster nationaler Sicherheitsbeamter, etwa den Verteidigungsminister, den Außenminister und den CIA-Direktor. Wichtige Absprachen auf dieser Ebene werden üblicherweise jedoch nicht in kommerziellen Messenger-Apps getroffen.
Auch Außenminister und Vizepräsident im Chat
Goldberg identifizierte als Mitglieder in dem Chat nach eigenen Angaben unter anderen Außenminister Marco Rubio, Vizepräsident J.D. Vance, die Nationale Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard, Finanzminister Scott Bessent, Verteidigungsminister Pete Hegseth, CIA-Direktor John Ratcliffe sowie den Nahost-Sondergesandten Steve Witkoff. Insgesamt sollen sich 18 Personen in der Gruppe befunden haben. Goldberg selbst wurde demnach nur mit seinen Initialen „JG“ angezeigt.
Der Journalist schrieb in dem am Montag veröffentlichten Bericht, er habe zunächst weiterhin „starke Zweifel“ an der Echtheit der Gruppe gehabt. „Denn ich konnte nicht glauben, dass die Anführer der Nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten sich über Signal über bevorstehende Kriegspläne austauschen würden“. Im weiteren Verlauf entspann sich laut Goldberg jedoch eine detaillierte politische Diskussion über den Zeitpunkt und mögliche Nachteile durch einen baldigen Angriff auf die von Iran unterstützte Huthi-Miliz, die echt gewirkt habe.
Präsident Donald Trump hatte die Angriffe auf Stützpunkte, Raketenabwehrstellungen und Anführer der Miliz mit dem Schutz amerikanischer Schiffe und der Freiheit der Schifffahrt begründet. In der Gruppe soll Vizepräsident Vance jedoch argumentiert haben, nur ein Bruchteil der amerikanischen, aber 40 Prozent des europäischen Handels laufe über den Suezkanal. Man laufe Gefahr, dass die Öffentlichkeit nicht verstehe, warum eine Attacke notwendig sei. Verteidigungsminister Hegseth pflichtete ihm offenbar bei, die Botschaft werde schwer zu vermitteln sein, sprach sich am Ende jedoch eher für einen Angriff aus.
Vance habe daraufhin geschrieben: „Wenn du denkst, wir sollten es tun, dann lass uns loslegen. Ich hasse es einfach, Europa wieder aus der Patsche zu helfen.“ Hegseth darauf: „Ich teile die Abscheu vor dem Schmarotzertum der Europäer voll und ganz. Es ist JÄMMERLICH.“ Doch die Amerikaner seien die „einzigen auf dem Planeten“, die dies tun könnten. Laut Goldberg teilte Hegseth in dem Gruppenchat das Vorgehen inklusive „präziser Informationen über Waffenpakete, Ziele und Zeitplanung“ schließlich gut zwei Stunden bevor die Öffentlichkeit von dem Angriff erfuhr.
Der Autor zitierte den genauen Beitrag nicht, schrieb jedoch dazu, wäre er von einem Gegner Amerikas gelesen worden, „hätte er möglicherweise dazu verwendet werden können, amerikanischem Militär- und Geheimdienstpersonal Schaden zuzufügen“, insbesondere im Nahen Osten. Nach dem Angriff auf die Huthi-Miliz habe es in dem Chat Lob gegeben, schrieb Goldberg. So habe Waltz unter anderem geschrieben, „super Arbeit“. Verteidigungsminister Hegseth soll mit drei Emojis reagiert haben, einer Faust, einer amerikanischen Flagge und einer Flamme.