Ifo-Geschäftsklima in Deutschland hellt sich merklich auf

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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im März merklich aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 85,3 auf 86,7 Punkte und liegt damit so hoch wie zuletzt im Spätsommer vergangenen Jahres. Auf den ersten Blick erfreut die Unternehmen die Erwartung höherer schuldenfinanzierter Staatsausgaben durch die kommende neue Bundesregierung. Zu der besseren Stimmung trage zudem bei, dass die globale Industriekonjunktur von den Leitzinssenkungen der westlichen Zentralbanken profitiere, sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer.

Ausschlaggebend für die bessere Einschätzung waren im März vor allem die Erwartungen der rund 9000 Unternehmen, die vom Münchener Ifo-Institut monatlich befragt werden. Aber auch die aktuelle Geschäftslage wurde von den Gesellschaften besser als zuvor bewertet. „Die deutsche Wirtschaft hofft auf Besserung“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Der Teilindex für die Erwartungen in der Ifo-Umfrage stieg von 85,6 auf 87,7 Punkte. Der Indikator für die Geschäftslage verbesserte sich von 85 auf 85,7 Punkte.

Die Aussicht auf fiskalische Stimuli in Deutschland hebe die Stimmung in der Wirtschaft und überwiege vorerst die Sorgen über mögliche amerikanische Einfuhrzölle, kommentierten die Ökonomen von Capital Economics das aufgehellte Geschäftsklima. Die wirtschaftliche Aktivität sei aber unverändert schwach. Der Chefökonom der ING-Bank, Carsten Brzeski, sprach von ersten Anzeichen für Frühlingsgefühle. Nach seiner Einschätzung hat die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal des Jahres den Boden gefunden. Es sei aber noch zu früh, um ein Ende der Stagnation auszurufen, sagte Brzeski. Das Ifo-Institut erwartet für dieses Jahr ein Wachstum von 0,2 Prozent, das sich erst 2026 auf 0,8 Prozent beschleunigen werde. Die Commerzbank setzt für 2026 ein Wachstum von 1,5 Prozent an.

Erwartungen im Baugewerbe nur wenig besser

Wie sehr die Hoffnung auf steigende Staatsausgaben in Deutschland schon jetzt die Konjunkturerwartungen trägt, ist unsicher. Auffällig ist in der Ifo-Umfrage, dass sich die Erwartungen im Bauhauptgewerbe nur wenig verbessert haben, ganz anders etwa als die Erwartungen im verarbeitenden Gewerbe oder im Handel. Gerade das Baugewerbe müsste aber von den avisierten 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur besonders profitieren. Krämer von der Commerzbank wies darauf hin, dass das Finanzpaket die Konjunktur erst im kommenden Jahr anschieben werde, weil es erfahrungsgemäß länger dauere, bis der Staat seine Ausgaben für Rüstung und Infrastruktur tatsächlich hochfahre.

Beobachter warnen, dass mit den von Union und SPD vereinbarten Milliardenschulden für Verteidigung und Infrastruktur ein dauerhafter Aufschwung nicht gesichert sei. „Damit aus dieser Stimmungsaufhellung tatsächlich ein rosiges Bild für die deutsche Wirtschaft wird, müssen in den Koalitionsverhandlungen nun zügig durchgreifende Reformen für den Standort Deutschland vereinbart werden“, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank: „Ansonsten droht ein konjunkturelles Strohfeuer, in dem die vielen Milliarden verbrennen, die nun bereitgestellt werden.“

Besonders deutlich hellt das Geschäftsklima sich derzeit im verarbeitenden Gewerbe auf. Die skeptischen Stimmungen hinsichtlich der Erwartungen seien merklich weniger geworden, sagte das Ifo-Institut. Der Auftragsbestand hingegen ging zuletzt zurück. Das zeigt, dass der Kapazitätsdruck in der Industrie gering ist.

Die Ifo-Umfrage deckt sich grob mit der Entwicklung der Einkaufsmanagerindizes von S&P Global, die am Montag von der Hamburg Commercial Bank veröffentlicht worden waren. Nach den vorläufigen Angaben für März stieg der Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleistungen von 50,4 auf 50,9 Punkte und deutet damit auf ein moderates Wachstum hin. Der Index lag so hoch wie zuletzt im Mai des vergangenen Jahres.