Sparprogramm: Thyssenkrupp Stahl streicht Managerstellen

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Es war ein Eklat, selbst für krisenerprobte Kenner des Unternehmens Thyssenkrupp: Im vergangenen Spätsommer erklärten gleich sieben hochrangige Manager der Stahlsparte ihre Rücktritte, nachdem es zu einem heftigen Streit zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft über Restrukturierungsmaßnahmen gekommen war. Recht rasch wurden anschließend zwei der drei frei gewordenen Vorstandspositionen neu besetzt. Der dritte ist seither vakant – und wird es auch bleiben. An diesem Dienstag teilte die Stahlsparte nach einer Aufsichtsratssitzung offiziell mit, dass sie auf eine Nachbesetzung verzichten werde.

Einschnitte in der Führungungsebene

Das ist aber noch nicht alles. „Darüber hinaus wird die oberste Führungsebene unterhalb des Vorstands um rund ein Drittel verkleinert“, heißt es weiter in der Mitteilung. Die Neuordnung des Managements sei „Teil der strukturellen Neuaufstellung“. Mit anderen Worten: Die Stahlsparte plant deutliche Sparmaßnahmen und hat sich konsequenter Weise auch in der Chefetage Einsparungen verordnet.

Die Nachricht fügt sich allerdings auch in den Kontext ein, dass der Vorstandsvorsitzende des Mutterkonzerns Thyssenkrupp, Miguel López, sich regelrecht damit rühmt, rund 40 Prozent des Top-Managements im Konzern ausgetauscht zu haben. Den Betriebsratsvorsitzenden Tekin Nasikkol veranlasste das vor einiger Zeit dazu, dem Unternehmen in einem Interview mit der Zeitung WAZ eine „Angst-Kultur“ zuzuschreiben.

Der kriselnde Stahlbereich, der derzeit noch rund 27.000 Mitarbeiter beschäftigt, hatte im Herbst 2024 die Grundzüge seiner Neuordnung mitgeteilt und liegt seither im Clinch mit der Arbeitnehmerseite: Im Kern will das Unternehmen 11.000 Stellen streichen oder auslagern, zwei Hochöfen schließen und damit die Stahl-Produktionskapazitäten von derzeit rund 11,5 Millionen Tonnen im Jahr auf 8,7 bis 9 Millionen Tonnen senken. Auch die Schließung eines Standorts im Siegerland ist Teil des Konzepts, sowie die Ansage, dass die Personalkosten deutlich sinken sollen.

Verlustbringer Stahl

Letzteres setzte der Vorstandsvorsitzende der Stahlsparte, Dennis Grimm, am Dienstag auch in Bezug zur Verkleinerung der Managementebene: „Wir müssen unsere gesamte Organisation schlanker, effizienter und flexibler aufstellen und ein wettbewerbsfähiges Kostenniveau erreichen“, so ließ er sich am Dienstag zitieren. „Die Neuordnung unseres Ma-
nagements sowie der Verzicht auf eine ursprünglich vorgesehene weitere Vorstandsposition tragen dem Rechnung.“ Die Stahl-Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp, Ilse Henne äußerte sich in eine ähnliche Richtung. Es brauche jetzt „mutige Veränderungen“, hieß es von ihr. „Den ersten Schritt in diese Richtung haben wir jetzt unternommen.“

Thyssenkrupp hatte im vergangenen Geschäftsjahr rund eine Milliarde Euro auf das schwache Stahlgeschäft abschreiben müssen. Das war ein wichtiger Grund dafür, dass der Gesamtkonzern abermals in den Miesen feststeckte. Die Stahltochtergesellschaft kämpft schon lange mit niedrigen Preisen, globalen Überkapazitäten, lahmenden Abnehmerindustrien und einem zunehmenden Druck, klimafreundlicher zu werden.

Thyssenkrupp-Chef López möchte deshalb die Stahlsparte verselbständigen und hat schon 20 Prozent der Anteile an die Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky verkauft. Er hofft, dass der Investor in Zukunft sein Engagement noch ausweitet und weitere 30 Prozent des Stahlgschäfts kauft, um ein jeweils hälftiges Joint Venture zu bilden. Die Sanierung der Sparte dient auch dazu, den Weg für diese Ausgliederung zu bereiten.

Der verkleinerte Stahlvorstand von Thyssenkrupp besteht nun aus noch vier MItgliedern. Neben dem Vorsitzenden Grimm sind das Finanzvorstand Philipp Conze, Vertriebs- und Transformationsvorständin Marie Jaroni und Personalvorstand Dirk Schulte.