Wie Musik bei Tinnitus helfen kann – und wann sie schadet

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Ständige Ohrgeräusche wie Piepen, Summen, Pfeifen und Klingeln belasten Menschen mit Tinnitus oft stark. Musik kann die Töne im Ohr erträglicher machen.

Tag für Tag von Ohrgeräuschen begleitet zu sein, ist für Personen mit Tinnitus eine enorme Herausforderung. Die Töne lassen sich nicht abschalten – sie sind immer präsent. Es gibt lediglich Strategien, die dabei helfen, die Ohrgeräusche zu überdecken und ihre Intensität zu nehmen. Musikhören ist eine davon. Wann die Klänge helfen und wann nicht, erfahren Sie im Folgenden.

Brummen, Summen, Piepen, Pfeifen, Rauschen oder Klingeln – der medizinische Fachbegriff “Tinnitus” umfasst alle Formen von Ohrgeräuschen, die von Betroffenen wahrgenommen werden, ohne dass eine äußere Schallquelle vorhanden ist. Während sich der akute Tinnitus innerhalb von drei Monaten zurückbildet, begleitet die chronische Form Betroffene oft über viele Jahre hinweg. Die Zahl der chronisch Betroffenen ist hoch: Der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. (DTL) zufolge bekommen jährlich etwa 250.000 Deutsche einen chronischen Tinnitus.

Leise, eher unauffällige Töne können Betroffene oft recht gut ausblenden. Sind die Ohrgeräusche jedoch lauter und präsenter, wird das zunehmend schwieriger. Viele fühlen sich in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und starke psychische Belastungen gehören zu den häufigen Folgen des andauernden Geräuschpegels im Ohr. Stark ausgeprägter, anhaltender Tinnitus kann sogar Angstzustände und Depressionen begünstigen.

Je stärker der Tinnitus in das Leben eingreift, desto wichtiger sind Maßnahmen, die dabei helfen, die Aufmerksamkeit von den Ohrgeräuschen weitestgehend wegzulenken. Viele Betroffene empfinden es als hilfreich, den Geräuschen im Ohr angenehme Geräusche von außen entgegenzusetzen und so die Wahrnehmung des Tinnitus zu reduzieren.

Besonders in der Stille werden die Töne des Tinnitus intensiv und als störend wahrgenommen. Wohltuende Klänge wie die Lieblingsmusik können ebenso zur akustischen Stimulation eingesetzt werden wie das Plätschern eines Zimmerbrunnens oder Vogelzwitschern, Regenprasseln oder Meeresrauschen aus dem Lautsprecher. Wichtig ist, dass diese Klänge als wohltuend und beruhigend empfunden werden. So lässt sich Entspannung am besten fördern und Stress abbauen.

Sehr laute oder unruhige Klänge hingegen tun den Ohren nicht gut. Sie können stressen – was sich ungünstig auf den Tinnitus auswirken kann. Keinesfalls sollten Betroffene über Kopfhörer sehr laute Musik hören. Das mag kurzfristig zwar den Tinnitus überdecken, doch längerfristig drohen Schäden an den empfindlichen Sinneszellen im Ohr – und das wiederum begünstigt Schwerhörigkeit und Tinnitus.

Auch gibt es bei Tinnitus die Möglichkeit der Musiktherapie. Hierbei werden sanfte Melodien mit gleichmäßigen Rhythmen eingesetzt. Diese Klänge sollen die Entspannung fördern, die psychische Belastung reduzieren und die Ohrgeräusche in den Hintergrund treten lassen. In einigen Fällen ist es sogar möglich, die Musik auf den individuellen Tinnitus-Typ abzustimmen. So werden bei einem Pfeifen möglicherweise andere Melodien als wohltuend empfunden als bei einem Klingeln oder Brummen. Je nach Musik werden verschiedene Frequenzen angesprochen, um Linderung zu erreichen. Viele Betroffene empfinden die Musik besonders nachts als angenehm und können leichter in den Schlaf finden.

Wer nicht ständig Musik hören möchte, für den können sogenannte Tinnitus-Noiser oder Tinnitus-Masker eine Option sein. Die kleinen Geräte, die im Ohr getragen werden, geben leise Geräusche ab – meist ein Rauschen. Dieses soll das Störempfinden verbessern und den Tinnitus etwas “tarnen”. Die Wirksamkeit dieser Rauschgeräte ist wissenschaftlich nicht belegt. Doch gibt es Betroffene, die mit ihnen gute Erfahrungen gemacht haben.

Ist eine Person stark von den Ohrgeräuschen belastet, ist eine therapeutische Begleitung im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie empfehlenswert. Die kognitive Verhaltenstherapie gilt laut der Tinnitus-Liga e. V. bei belastendem Tinnitus als die Behandlung der Wahl. Die Therapie verfolgt den Ansatz, dass die Belastung weniger von der Lautstärke der Ohrgeräusche abhängt als davon, wie man damit umgeht.

Die Therapie hilft Betroffenen dabei, besser mit den Ohrgeräuschen umzugehen. Sie entwickeln Bewältigungsstrategien, die zu ihren Bedürfnissen passen. Das lindert Gefühle wie Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Frust und gibt im Alltag mehr Halt und Sicherheit.