Ist Klaas Heufer-Umlauf gescheitert – oder hat er den richtigen Zeitpunkt für ein Ende seiner ProSieben-Show gefunden? Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.
Was für eine bittere Ironie: Da verabschiedest du dich mit deiner Show aus dem Fernsehen – und niemand schaut zu. Bei Klaas Heufer-Umlaufs finaler Folge von “Late Night Berlin” schalteten um 22.20 Uhr gerade mal 240.000 Menschen ein. Und das, obwohl im Vorlauf “TV total” noch mehr als eine Million Menschen vor die Bildschirme lockte. Für den Moderator und seine ProSieben-Show leider kein Einzelfall: Ein Quotengarant war “Late Night Berlin” noch nie.
Und so drängt sich die Frage auf, ob am Ende doch die schlechte Bilanz der Sendung für das Aus verantwortlich war – und weniger die Großzügigkeit Heufer-Umlaufs, aus freien Stücken die Reißleine zu ziehen. “Ich habe den Eindruck, es ist besser, man merkt das selbst, als wenn irgendwann die Tür aufgeht und dann steht da einer von ProSieben und sagt einem das”, ließ der 41-Jährige in seinem Abschiedsmonolog wissen – und deutete damit zugleich an, dass durchaus auch äußere Zwänge mit der Einstellung der Sendung zusammenhängen könnten.
War Klaas Heufer-Umlauf wirklich früher dran als ProSieben? Oder klopfte der Sender gewissermaßen schon an die Tür – und der Moderator öffnete mit den Worten: “Ist ja gut, ich mache Schluss.” Erfahren wird es die Öffentlichkeit wohl nie. Die Zahlen sprechen allerdings eine deutliche Sprache.
Denn für “Late Night Berlin” sind weniger die absoluten Zuschauerzahlen entscheidend, als vielmehr die Marktwerte in der jungen Zielgruppe. Dass ein Late-Night-Format im traditionell ohnehin wenig Stand-Up-affinen Mainstream Deutschlands einen schweren Stand hat: geschenkt. Bei solchen Sendungen, von “ZDF Magazin Royale” über “Die Pierre M. Krause Show” bis hin zu “Late Night Berlin”, geht es nicht um die breite Masse, um Millionenreichweiten im linearen Fernsehen – es geht um die Erschließung eines neuen Publikums für den Sender.
Doch mit Blick auf Marktanteile von bisweilen zwei bis vier Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen zeigt sich: Auch dieser Anforderung wurde “Late Night Berlin” nicht gerecht. Bleiben also nur noch die viralen Hits, YouTube-Zahlen oder Gesprächsstoff in den sozialen Medien. Zugegeben: Zu Beginn der Sendung gelang dies häufiger. Erinnert sei an Songs mit Rapper Capital Bra vor fünf Jahren, die heute bei mehr als 13 Millionen Aufrufen bei YouTube stehen oder die “Tinder Date Prank”-Rubrik, in der Klaas Heufer-Umlauf wahlweise mit Gaststars wie Sido Flirt-Anweisungen gab – und damit viele Lacher erntete.
Zuletzt blieb auch dies eher aus. Größeres Aufsehen erregte die Show schon lange nicht mehr. “Late Night Berlin” lief unter dem Radar – im Fernsehen und auch in den sozialen Medien. Bitter ist dies aus Sicht der Macher vermutlich hauptsächlich deshalb, weil kaum eine andere Show in den vergangenen Jahren mit solch gewaltiger Prominenz auftrumpfen konnte wie die Klaas-Show von ProSieben. Ob international oder national: Von Ed Sheeran bis Shirin David gab sich die Crème de la Crème der Branche bei “Late Night Berlin” die Ehre.