Amerikas Präsident Donald Trump hat den Handelskonflikt mit Deutschland, der EU und anderen großen Handelspartnern verschärft und auf Autos zusätzliche Importzölle von 25 Prozent verhängt. Deutschland lieferte im vorigen Jahr 445.000 Autos im Wert von 24,8 Milliarden Dollar in die USA. Das Land ist vor europäischen Ländern der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Hersteller.
Der Zoll trifft zudem Importe aus Mexiko, die ebenfalls zum Teil aus Werken deutscher Autokonzerne stammen. Schwer getroffen sind außerdem Japan, Süd-Korea und Kanada als große Autoexportländer. Die Zölle sollen offenbar für fertige Fahrzeuge treten in der kommenden Woche in Kraft.
„Wir werden uns einen Teil des Geldes zurückholen, das uns genommen wurde“, sagte Trump bei der Verkündung im Oval Office. Er sieht seit Jahren Handelsungleichgewichte mit anderen Ländern als Ergebnis von deren Fehlverhalten und schlechter Handelspolitik seiner Amtsvorgänger, die es nun zu korrigieren gelte. Der Schritt werde dafür sorgen, dass Automobilhersteller wieder vermehrt in den USA produzieren, sagte der Präsident voraus und beteuerte: „Ich denke, unsere Automobilbranche wird florieren wie noch nie zuvor.“
Es soll noch mehr folgen
Die Ankündigung ist eine weitere Stufe in der Eskalation des Handelskonflikts, den Trump in der kurzen Zeit seiner zweiten Amtszeit mit wichtigen Handelspartnern angezettelt hat. Der nächste Höhepunkt ist für den 2. April angekündigt, den Trump als „Tag der Befreiung“ für Amerika bezeichnet. Dann will er sogenannte reziproke Zölle verhängen, die im Grundsatz sämtliche Einfuhren treffen und sich an den von anderen Ländern verhängten Zöllen, vermeintlichen Währungsmanipulationen und als von den USA als diskriminierend empfundenen Steuerregeln orientieren.
Hier kommen nach durchgesickerten Informationen auf allein die EU Zölle in Höhe von 20 Prozent zu. Trump hatte bei der Verkündung der Autozölle gesagt, diese würden zu anderen Zöllen hinzuaddiert. Im schlimmsten Falle hieße das, dass auf Autos aus Deutschland in einem der wichtigsten Auslandsmärkte Zölle von bis zu 45 Prozent verhängt werden könnten.

Trump lässt zudem Zölle auf Halbleiter, Kupfer und Pharmaka vorbereiten und weitere Zölle auf Einfuhren aus China prüfen. Zölle auf Stahl und Aluminium hatte er bereits angeordnet.
Die Autozölle sollen die amerikanische Autoindustrie stärken und die Unternehmen zwingen, ihre Produktion in die Vereinigten Staaten zu verlagern. Allerdings unterhalten auch die US-Hersteller Fabriken in Mexiko und Kanada, die auf den heimischen Markt ausgerichtet sind und nun ihre Rentabilität gefährdet sehen. Die Zölle stellen nach einmütiger Rechtsauffassung eine Verletzung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens dar, das auf Trumps Betreiben hin erst während dessen erster Amtszeit neu ausgehandelt worden war.
Anleger reagieren skeptisch
Die Zölle bedrohen die Rentabilität der Autokonzerne. Davon gehen zumindest Anleger aus, die Aktienkurse der Autohersteller in den Keller schickten, als erste Informationen über mögliche Autozölle durchsickerten. Der S&P 500 fiel um 0,8 Prozent, als Bloomberg entsprechende Spekulationen meldete. Aktien von General Motors, Stellantis und Ford erlitten Einbußen zwischen vier und sieben Prozent im nachbörslichen Handel. Indirekt betroffen sind auch amerikanische Zulieferer, die ausländische Werke beliefern.
Ökonomen erwarten nun Preissteigerungen für Autos in den USA, weil die Unternehmen versuchen werden, die Zölle auf die Verbraucher zu überwälzen. Dabei zeigen Erfahrungen aus dem alten Handelskonflikt mit Japan, dass auch US-amerikanische Hersteller die Gunst der Stunde für Preissteigerungen nutzen werden.
Autos werden für die Endkunden teurer
Laut Auto Drive America, einer Lobbyorganisation der ausländischen Autoproduzenten, würden Zölle die Herstellung und den Verkauf von Autos in den Vereinigten Staaten verteuern. Die Autos würden teurer, Kunden hätten weniger Wahlmöglichkeiten, und die Autoindustrie in den USA verliere Arbeitsplätze.
Der Außenhandelsexperte Brad Setser rechnet mit einem Käuferstreik in den USA. Die Zuversicht amerikanischer Verbraucher ist in den letzten Wochen wegen des befürchteten Handelskrieges deutlich geschrumpft, zeigen einschlägige Indikatoren.
Die wirtschaftlichen Folgen der Autozölle werden wahrscheinlich gravierend sein. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft rechnet damit, dass Mexikos Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,8 Prozent schrumpft, Kanadas um 0,6 Prozent kleiner ausfällt und Deutschlands Wirtschaftsleistung um vergleichsweise glimpfliche 0,18 Prozent geringer wird im ersten Jahr. Dabei sind allerdings Vergeltungszölle noch nicht berücksichtigt, die zu einer weiteren Schwächung der Konjunktur sowohl in den USA und in den betroffenen Ländern beitragen dürften.
US-Inflation könnte steigen
Während der Autozoll nach der Kieler Modellrechnung in den USA die Inflation beflügelt mit einem Anstieg des Preisindex um ein Prozent, könnte er in den wichtigsten Handelspartnerländern die Inflation leicht dämpfen.
Die EU regierte in einer ersten Stellungnahme zurückhaltend: Sie bedauere die Entscheidung zutiefst, ließ die Präsidentin der EU-Kommission mitteilen. Ursula von der Leyen will demnach die aktuellen und drohenden Zölle mit ihren Kollegen analysieren. Die EU strebe weiter eine Verhandlungslösung an, werde aber die wirtschaftlichen Interessen der EU wahren.
Kanadas Ministerpräsident Mark Carney sagte, die Zölle seien eine direkte Attacke auf Kanadas Arbeiter. Die Autofertigung ist die größte Industriebranche Kanadas und nach Öl der größte Exportsektor. Carney verkündete ein Hilfspaket zur Stärkung der Industrie und will an diesem Donnerstag weitere Schritte mit seinem Kabinett beraten.
Trumps sieht sich unterdessen in seiner Handelspolitik bestätigt durch die Ankündigung des Hyundai-Konzerns, in eine neue Fertigung in den USA 21 Milliarden Dollar zu investieren. Seine Aussage, auch Honda werde in Indiana ein neues Werk errichten, entpuppte sich als Falschmeldung.