25 Prozent Zoll auf Autoimporte

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Nach der Ankündigung von Sonderzöllen auf Autoimporte hat die Präsidentin des deutschen Verbandes der Automobilindustrie (VDA) die Entscheidung als fatales Signal für freien und regelbasierten Handel bezeichnet. „Die Zölle, die ab dem 2. April in Kraft treten sollen, stellen eine erhebliche Belastung sowohl für die Unternehmen als auch die eng verwobenen globalen Lieferketten der Automobilindustrie dar, mit negativen Folgen vor allem für die Verbraucherinnen und Verbraucher – auch in Nordamerika“, ließ Hildegard Müller mitteilen. Zusätzliche Zölle hätten erhebliche negative Auswirkungen auf die Exporte aus der EU in die USA. Die deutsche Automobilindustrie fordere deshalb umgehende Verhandlungen zwischen den USA und der EU über ein bilaterales Abkommen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen setzt angesichts des zunehmend eskalierenden Handelskonflikts weiter auf Gespräche. Die EU werde sich um Verhandlungslösungen bemühen und dabei ihre wirtschaftlichen Interessen schützen, teilte sie mit. EU-Kommissar Maros Sefcovic war erst jüngst für Gespräche nach Washington gereist, konnte die Zusatzzölle aber offensichtlich nicht verhindern.

Laschet: „Mit voller Wucht“ reagieren

Deutsche Politiker forderten eine harte Reaktion der EU. „Die Antwort kann nur europäisch sein, da Außenhandel in EU-Zuständigkeit liegt“, sagt CDU-Außenpolitiker Armin Laschet dem ZDF. Reagiert werden müsse „mit voller Wucht“ für den großen europäischen Binnenmarkt insgesamt. „Ähnlich wie Juncker“ in Trumps erster Amtszeit geantwortet habe, solle wieder zweigleisig reagiert werden: „Gegenzölle androhen, die treffen und Angebot zu Gesprächen machen“, so Laschet. Jean-Claude Juncker hatte vor von der Leyen die EU-Kommission geleitet.

Japans Ministerpräsident erklärte, Tokio werde bald auf die neuen US-Zölle reagieren. „Wir müssen abwägen, was das Beste für Japans nationale Interessen ist. Wir legen alle Optionen auf den Tisch, um die effektivste Antwort zu finden“, sagte Shigeru Ishiba im Parlament. Nach Angaben des japanischen Finanzministeriums machten Automobile im Jahr 2024 28,3 Prozent der japanischen Gesamtexporte in die USA aus, der höchste Anteil unter allen Waren. „Japan ist ein Land, das die meisten Investitionen in die Vereinigten Staaten tätigt, daher fragen wir uns, ob es (für Washington) sinnvoll ist, einheitliche Zölle auf alle Länder anzuwenden. Das ist ein Punkt, auf den wir hingewiesen haben und weiterhin hinweisen werden“, so Ishiba.

US-Gewerkschaft lobt Entscheidung

Positiv reagierte dagegen Shawn Fain, der Präsident der US-Autogewerkschaft United Auto Workers Union (UAW): „Wir applaudieren der Trump-Regierung, dass sie sich dafür einsetzt, das Freihandelsdesaster zu beenden, das jahrzehntelang die Arbeiterklasse belastet hat. Diese Zölle sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung für die Automobilarbeiter und die Arbeitergemeinschaften im ganzen Land.“ Es läge jetzt an den Autoherstellern, von den amerikanischen „Big Three“ bis zu Volkswagen und darüber hinaus, gute gewerkschaftliche Arbeitsplätze in die USA zurückzubringen.

Die wichtigsten Autohersteller in den USA sind General Motors, Ford und Stellantis, die zusammen rund die Hälfte der Pkw-Produktion im Land ausmachen. Die USA importieren aber auch einen bedeutenden Teil an Kraftfahrzeugen, Motoren und anderen Autoteilen.

Fast die Hälfte aller in den USA verkauften Fahrzeuge wird importiert, wie die „New York Times“ unter Berufung auf Daten der Wall-Street-Beratungsfirma Bernstein berichtete. Fast 60 Prozent der Teile in Fahrzeugen, die in den USA montiert werden, stammen demnach aus dem Ausland.

Trump: „Automobilbranche wird florieren wie nie zuvor“

„Wir werden uns einen Teil des Geldes zurückholen, das uns genommen wurde“, begründete Trump seinen Schritt. Er beklagt seit langem Handelsungleichheiten mit anderen Ländern. Durch die Zölle würden Hersteller wieder vermehrt in den USA produzieren, sagte er voraus und beteuerte: „Ich denke, unsere Automobilbranche wird florieren wie noch nie zuvor.“

Besonders die deutsche Autoindustrie dürften die Strafmaßmaßnahmen hart treffen. Nur noch die in den Vereinigten Staaten produzierten Modelle können dann zu konkurrenzfähigen Preisen angeboten werden. Trump sieht die deutschen Hersteller in den USA als unliebsame Konkurrenten. Zusätzliches Misstrauen birgt der Umstand, dass Deutschlands Hersteller noch mehr in China als in Amerika aktiv sind. Trump will mit den Zöllen die USA als Produktionsstandort stärken und Handelsdefizite abbauen.

Dies sei der Beginn des „Tages der Befreiung in Amerika“, sagte Trump weiter. Er spricht seit Wochen davon, der 2. April, an dem er ein großangelegtes Zollpaket verkünden will, werde ein „Tag der Befreiung“ für das Land werden. Die Auto-Zölle sind also nur ein Vorgeschmack auf weitere Sonderabgaben, die Trump in der kommenden Woche vorstellen will.

USA sind wichtiger Absatzmarkt für Deutschland

Zu den wichtigsten Lieferanten gehören Mexiko, Japan, Südkorea, Kanada und Deutschland. Zölle auf Fahrzeugimporte dürften daher die deutsche Autoindustrie erheblich belasten. Denn die USA sind ihr wichtigster Absatzmarkt, wie jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen.

Kein anderes Land nahm so viele neue Pkw aus Deutschland ab wie die USA: Sie lagen mit einem Anteil von 13,1 Prozent an den Exporten vorn, gefolgt von Großbritannien (11,3 Prozent) und Frankreich (7,4 Prozent). Die Exporte in die USA sind dem Verband der Automobilindustrie zufolge damit zum Vorjahr gestiegen.

Dem Republikaner ist aber die gesamte Europäische Union ein Dorn im Auge, denn die USA importieren mehr Autos aus der EU als umgekehrt. Der 78-Jährige hat sich schon in der Vergangenheit immer wieder über die Zölle der EU auf Autoimporte aus den USA aufgeregt. Während die USA auf Autos aus der EU nur 2,5 Prozent Zoll erheben, verlangt die EU 10 Prozent auf US-Autoimporte.

Allerdings sind die US-Zölle auf Pickups und leichte Nutzfahrzeuge mit 25 Prozent deutlich höher. Einige Unternehmen produzieren daher in den USA oder liefern die Fahrzeuge in Einzelteilen und setzen sie in den USA zusammen.

Trump nutzt Zölle als Druckmittel

Trump stört sich auch an weiteren Vorschriften der EU wie strengen Emissions- und Sicherheitsstandards, die als weitere Handelshemmnisse wirken können. Ein Mitarbeiter Trumps sagte, dass die 25-Prozent-Zölle zusätzlich auf bisher geltende Zölle für Autoimporte aufgeschlagen würden.

Die Autopreise in den USA dürften steigen mit der Verhängung weitreichender Zölle. Einige Hersteller wie Ford Motor, Hyundai und Stellantis könnten vorübergehend von den Zöllen profitieren, da sie viele unverkaufte Fahrzeuge bei den Händlern zu stehen hätten, so die „New York Times“.

Trump nutzt Zölle gezielt als Druckmittel in der Außenpolitik. Er hat bereits Strafmaßnahmen auf Einfuhren aus China, Kanada und Mexiko verhängt. Zumindest für die beiden Nachbarn setzte er die Zölle teilweise wieder aus, auch auf Drängen der amerikanischen Autoindustrie. Außerdem verhängte die US-Regierung Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte. Der Republikaner sieht die USA im Handel mit anderen Ländern benachteiligt. Zuletzt waren an der Wall Street aber Sorgen aufgekommen, er könnte es übertreiben und die weltgrößte Volkswirtschaft womöglich sogar in eine Rezession stürzen.

Ein Importzoll ist eine Abgabe, die an der Grenze auf Waren erhoben wird, die aus dem Ausland eingeführt werden. In der Regel zahlt sie das importierende Unternehmen. Fachleute halten Zölle für eine riskante Strategie, um einen Handelskonflikt auszutragen, weil dies vor allem die Verbraucherpreise ansteigen lässt und damit die Normalbürger am meisten trifft.