Europas Luftfahrt droht gegenüber globalen Wettbewerbern ins Hintertreffen zu geraten und die EU-Ziele für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) zu verfehlen. Der Grund: Die Preise für SAF bleiben zu hoch, warnten Vorstandsvorsitzende aus der Branche am Donnerstag. Die Fluggesellschaften beklagen, dass die hohen Kosten für nachhaltige Treibstoffe zu einer ohnehin schon erheblichen regulatorischen Belastung hinzukommen. Nach Angaben des Verbands Airlines for Europe haben sich die regulatorischen Kosten zwischen 2014 und 2024 verdreifacht.
„Wir brauchen dringend eine EU-Luftfahrtstrategie, um SAF zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar zu machen. Falls jetzt nicht gehandelt wird, bleibt als einzige realistische Lösung, die SAF-Quote für 2030 nach hinten zu verschieben“, sagte Luis Gallego, Vorstandschef des British-Airways-Mutterkonzerns IAG, auf einer Konferenz in Brüssel.
Zusätzlichen Druck auf den noch jungen Markt für grüne Kraftstoffe übt der Kurs von US-Präsident Donald Trump aus, der verstärkt Investitionen in fossile Brennstoffe fordert. Ryanair-Chef Michael O’Leary kritisierte, dass Ölkonzerne – die größten wahrscheinlichen Produzenten – bereits ihre SAF-Programme zurückfahren. „Unsere Marktanteile sinken nicht nur gegenüber staatlichen Airlines im Nahen Osten, sondern auch gegenüber privaten Konkurrenten und einigen Partnern in den USA. Die europäische Luftfahrt fällt zurück“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr.
„Wir alle wissen, dass wir mit einem ‘Green Deal’ gestartet sind, der nun in einen ‘Clean Deal’ überführt wurde. Ich denke, wir brauchen auch einen ‘Lean Deal'”, erklärte Spohr weiter. Die Europäische Kommission hatte erst vergangenen Monat mit ihrem „Simplification Omnibus“ vorgeschlagen, den Aufwand für klimabezogene Berichterstattung zu reduzieren – allerdings mit Fokus auf kleine und mittelständische Unternehmen.