Mundgeruch ist nicht immer harmlos

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Mundgeruch ist weit verbreitet. Mit einer guten Mundhygiene ist der schlechte Atem meist rasch verflogen. Doch er kann auch auf ernsthafte Erkrankungen hindeuten.

Schlechter Atem ist in den meisten Fällen harmlos. Von den Betroffenen selbst wird er oft nicht wahrgenommen. Werden sie dann von anderen Menschen darauf angesprochen, ist das meist sehr unangenehm. Was gegen Mundgeruch hilft und wann Sie zum Arzt gehen sollten, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Das Fiese an Mundgeruch, medizinisch Halitosis genannt, ist: Die Betroffenen nehmen ihn selbst meist nicht wahr. Hinweise auf Mundgeruch können beispielsweise ein schlechter Geschmack im Mund, ein trockener Mund und wiederkehrendes Zahnfleischbluten beim Zähneputzen sein. Auch nach dem Verzehr geruchsintensiver Speisen ist Mundgeruch typisch. Ein Tipp, um Mundgeruch zu erkennen: Lecken Sie an ihrem Handrücken und riechen Sie daran. Das, was Sie riechen, sind Schwefelverbindungen. Und die nimmt auch Ihr Gegenüber wahr.

Eine häufige Ursache für Mundgeruch ist mangelnde Mundhygiene. Eine gute Mundhygiene bedeutet aber nicht nur, regelmäßig Zähne zu putzen. Auch Zahnseide, Interdentalbürsten sowie ein Zungenreiniger gehören dazu. “In den Zahnzwischenräumen und unter dem Zahnfleischrand sammeln sich Speisereste an, die mit konventionellen Bürsten praktisch nicht erreichbar sind. Und auch Bakterien fühlen sich dort wohl”, erklärt Dr. Jochen H. Schmidt, zahnärztlicher Leiter des Carree Dental in Köln. “Auf der Zunge bilden sich ebenfalls Ablagerungen aus Essensbestandteilen, Hautzellen, Bakterien und Schleim. Werden diese nicht regelmäßig entfernt, entsteht Mundgeruch.”

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Wer bei der Anwendung von Zahnseide, Interdentalbürsten und Zungenreiniger unsicher ist, kann seinen Zahnarzt oder eine Prophylaxe-Fachkraft beim Zahnarzt fragen. Die Experten können an einem Gebiss-Modell zeigen, worauf es beim Zähneputzen und bei der restlichen Mundhygiene ankommt.

Interdentalbürsten sollten Sie nach jeder Anwendung gründlich unter fließendem Wasser reinigen. Haben Sie sie etwa zehn Mal benutzt, sollten Sie sie entsorgen. Auch Zahnbürsten sollte man nach etwa vier Wochen wechseln. Der Zungenschaber sollte ebenfalls nach der Benutzung gut gesäubert werden.

Weitere häufige Ursachen für Mundgeruch sind Mundtrockenheit und ein zu geringer Speichelfluss. Wer zu wenig trinkt, hat häufig einen trockenen Mund. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Bluthochdruckmittel oder Antidepressiva, kann den Speichelfluss hemmen. Zudem kommt es bei Frauen in den Wechseljahren hormonell bedingt zu einer reduzierten Speichelproduktion. Ist der Mundraum zu trocken, können sich Bakterien leichter vermehren. Gegen einen trockenen Mund hilft es in der Regel, ausreichend zu trinken, am besten 1,5 Liter Wasser oder ungesüßte Tees am Tag. Auch Kaugummis oder zuckerfreie Bonbons können helfen, den Speichelfluss anzuregen und einem trockenen Mund vorzubeugen.

“Ein ausreichender Speichelfluss ist nicht nur in Hinblick auf die Prävention von Mundgeruch wichtig. Ein wesentlicher Bestandteil unseres Speichels sind Mineralien, die den Zahnschmelz schützen. Ebenso wertvoll sind die enthaltenen Immunglobuline. Dieses Sekret unterstützt die Abwehr von Krankheitserregern in Mund und Rachen”, so Zahnmediziner Schmidt. “Zudem enthält unser Speichel wichtige Schmierstoffe, welche die Schleimhäute vor dem Austrocknen schützt. Ebenso unterstützt Spucke den Schluckvorgang und die Verdauung.”

(Quelle: Privat)

Dr. Jochen H. Schmidt ist zahnärztlicher Leiter des Zentrums Carree Dental in Köln (“Master of Science Oral Implantology”).

Weitere Ursachen für Mundgeruch sind Entzündungen im Mund und im Nasen-Rachen-Raum, etwa Zahnfleischentzündungen, Mandelentzündungen oder Nasennebenhöhleninfekte. Bei einer leichten Zahnfleischentzündung sprechen Mediziner von Gingivitis. Diese lässt sich mit einer guten Mundhygiene meist erfolgreich behandeln. Schreitet die Entzündung allerdings fort, kann der Zahnhalteapparat erkranken. Mediziner sprechen von Parodontitis. Es kommt unter anderem zu vermehrtem Zahnfleischbluten, Zahnfleischrückgang, Zahnlockerung und verstärktem Mundgeruch. Damit aus einer Gingivitis keine Parodontitis erwächst, muss der Zahnarzt die schädlichen Zahnbeläge, Plaques genannt, gründlich entfernen und die Zahnfleischtaschen intensiv reinigen.

“Ohne saubere Zähne lässt sich eine Zahnfleischentzündung nicht aufhalten. Eine unbehandelte Zahnfleischentzündung kann im schlimmsten Fall Zähne kosten”, warnt Schmidt. “Im Gegensatz zur Zahnfleischentzündung, der Gingivitis, ist bei einer chronischen Entzündung des Zahnbetts, also einer Parodontitis, der gesamte Zahnhalteapparat betroffen. Und was viele nicht wissen: Über die Entzündungsherde im Zahnfleisch können die Keime sogar in die Blutbahn gelangen und so unter anderem das Risiko für Gefäßverkalkungen und Herzinfarkte erhöhen.”

Weitere mögliche, aber seltenere Ursachen für Mundgeruch sind Magenerkrankungen, Leber- und Nierenkrankheiten sowie Diabetes mellitus. Wer Mundgeruch bemerkt oder von anderen darauf angesprochen wird, sollte einen Termin beim Zahnarzt vereinbaren. Findet dieser im Mundbereich keine Ursache, ist je nach vermutetem Auslöser zum Beispiel ein Besuch beim Hals-Nasen-Ohrenarzt oder bei einem Internisten empfehlenswert. “Ungewöhnliche Beschwerden im Mund, etwa Schmerzen, Blutungen, Zahnfleischrückgang, anhaltende Mundtrockenheit sowie Mandelsteine in der Rachenmandel (fauliger Geruch), sollten immer ärztlich abgeklärt werden”, rät Schmidt.