In Brandenburg hat die AfD die Bundestagswahl gewonnen. Sie war dort so stark wie CDU und SPD zusammen. Eine entscheidende Ursache dafür zeigen die Wochen nach der Wahl besser als die davor. Man könnte sagen: Die AfD kommt zu den Bürgern, wenn andere nicht mehr kommen.
In Müncheberg lud gerade ein frischgebackener Bundestagsabgeordneter zum „Wählertreffen“ auf den Markt. Da stand er von zehn bis zwölf Uhr vor einem blauen Partypavillon, gerahmt von Wahlplakaten, und sagte danke für 40,4 Prozent. Auf dem Senftenberger Altmarkt baute die Partei einen Infostand auf. Auch die Stammtische machen weiter.
Einmal im Monat auf ein paar Bierchen mit der AfD – das geht zum Beispiel in Gaststätten in Sperenberg, Blankenfelde-Mahlow, Kliestow, Zossen und Ludwigsfelde. Lieber Kino? Anfang März kam ein Filmemacher nach Brandenburg. Er tourt durchs ganze Land, war auch schon im Bundestag zu Gast. Die AfD hatte ihn dorthin eingeladen. Auch dort zeigte er seinen Film „Nur ein Piks – Im Schatten der Impfung“, eine einseitig kritische Doku zur Corona-Impfung, hochgelobt in Querdenkerkreisen. Anfang März gastierte er auf Einladung der AfD erst in Massen, einen Abend später in Elsterwerda.
Nach dem Film gab es ein „Expertengespräch“. Beide Male mit dabei: der Filmemacher, eine ehemalige Krankenschwester – und der AfD-Landtagsabgeordnete Lars Hünich. „Echt volle Hütte, coole Nummer“, postete der danach und zeigte den vollen Saal. Nach Lübben im Spreewald lud die Partei Anfang März zum Bürgerdialog. Es war der erste in einer ganzen Reihe, die diesen Monat stattfinden: auch in Spremberg, Pritzwalk, Oranienburg, Schulzendorf und Wagenitz. Immer kommen zwei Landtagsabgeordnete, erzählen etwas, beantworten Fragen, einen Abend lang.
Der Fraktionschef als Netzwerker
Oft dabei: der Vorsitzende der Fraktion im Landtag, Hans-Christoph Berndt, 69, geboren in Bernau bei Berlin, früher mal Labormediziner. Ein schlanker Mann mit grauem Haar und Brille, vom Auftritt eher Studienrat als Rampensau. Seine Spezialität: netzwerken. Der brandenburgische Verfassungsschutz sieht ihn als einen der einflussreichsten Rechtsextremisten im Land.
Berndt betrachte die Partei als eine Bewegung und arbeite intensiv daran, Parteiarbeit und außerparlamentarische Aktivitäten zu verflechten, heißt es im jüngsten Bericht. Auch in Lübben ist Berndt dabei. Ein kleines Kino, rote Plüschsessel, Filmplakate, derzeit läuft „Paddington in Peru“. Vorm Eingang zum Kinosaal steht ein Tisch mit AfD-Geschenken: Feuerzeuge, Flaschenöffner, Broschüren, Sticker: „Remigration? Na klar!“ Rund sechzig Leute sind gekommen, viele Paare, viele Ältere, aber auch Familienväter um die vierzig. Manche holen sich noch schnell ein Bier, kichern über die Loveseats – Kinosessel für Pärchen –, „unser Liebesplätzchen“, scherzt einer, sein Kumpel lacht.
Berndt beginnt mit einer Tour d’horizon: Politisch passiere gerade so viel, „wie ich es seit 1989 nicht mehr erlebt habe“. Das liege vor allem an Trump. Was der mache, sei so etwas wie Gorbatschows Perestroika, er räume auf mit den Eliten, „die mit unseren eng verbunden sind“. Der AfD-Mann warnt vor den alten Volksparteien („die verachten uns, für die sind wir Pöbel und Pack“) und ihren angeblichen Plänen („Umvolkung“). Nur die AfD könne Deutschland retten. Aber – und das ist Berndt wichtig – nicht allein. Mit „ein bisschen Regieren“ sei es nicht getan. Die AfD brauche jeden Einzelnen. Er verstehe sie nicht als Volkspartei, sondern als Sammlungsbewegung.
Das sollen die Leute hier wissen: Auf sie kommt es an, egal ob Parteimitglied oder nicht, ob am Wahltag oder danach. Als wenig später eine Frau aus dem Publikum fragt, was man denn tun könne, damit die AfD im Westen genauso groß werde wie im Osten, antwortet zunächst Berndt: seine Hoffnung sei eine Regierungsbeteiligung im Osten, vielleicht nächstes Jahr nach den Wahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Das normalisiere die AfD, damit falle die größte Hürde. Dazu komme der „Druck von außen“, also Trump, der quasi AfD-Politik mache. Dann aber meldet sich eine andere Zuschauerin. „Wir alle sind gefragt, jeder Einzelne“, sagt sie kämpferisch. Jeder kenne doch wen im Westen, Freunde, Verwandte. Auf die könne man einwirken.
Das veranlasst einen weiteren AfD-Mann zu einem Kommentar: Franz Dusatko, einer der beiden Landesvorsitzenden der rechtsextremen Jungen Alternative. Er arbeitet für die AfD im Landtag, ein blonder Mann, Typ Jurastudent, Hemd unterm blauen Pulli. Heute Abend reicht er das Mikro im Saal herum. Nun spricht er selbst hinein, bestärkt die Frau: „Die Deutschlandretter, das sind Sie alle! Hervorragend gesagt!“
Die AfD gibt sich bürgernah
Ansonsten fragen die Leute, was Bürger überall wissen wollen: Was hilft gegen den Fachkräftemangel, zum Beispiel in der Pflege? Wie schafft man es, dass junge Leute wieder besser lesen und schreiben können? Einer, der sich als Lokführer vorstellt, bezieht sich auf ein Banner, das die AfD vor der Kinoleinwand aufgestellt hat: „So! geht Infrastruktur“ steht da. Der Mann will wissen, was damit gemeint sei. Nach zwei Stunden verabschieden sich die AfD-Abgeordneten. Sie steigen in einen parteiblauen Van: „Für Brandenburg unterwegs“ steht groß darauf, dazu die Nummer eines Bürgertelefons. Einige Lübbener bleiben noch, trinken ein Bier, reden. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof viel Dunkelheit; die Straßen sind menschenleer.
Die AfD ist für euch da – mit dieser Verheißung hatte Berndt sich verabschiedet. Er hatte das Publikum zum Frühjahrsempfang der Fraktion in den Landtag eingeladen. Anfang April, für Speis und Trank sei gesorgt. So einen Empfang hatte die AfD auch im vergangenen Oktober veranstaltet, wenige Tage nach der Landtagswahl. In der Einladung hieß es, die Partei wolle ihre „neue Mannschaft“ vorstellen. „Und natürlich möchten wir Danke sagen: Für Eure jahrelange Unterstützung, für Eure Mitarbeit und für Eure unerschütterliche Zuversicht, dass wir am Ende Brandenburg wieder vom Kopf auf die Füße stellen werden.“ Es kommt nicht oft vor, dass Parteien sich nach einer Wahl mit einem Fest bei ihren Anhängern bedanken.
Und sie kamen: Kinderwagen parkten vor Sitzungssälen, Grundschüler lümmelten auf Liegestühlen, um den Hals ganze Bündel AfD-Schlüsselbänder, stibitzt vom Geschenketisch. Rentner an Rollatoren, tätowierte Frauen in Rockabilly-Kleidern, Jugendliche mit Pulli um die Schultern gelegt. Abgeordnete in Anzügen und Kostümen. Manche hatten ihre Familien mitgebracht, der Fraktionsvorsitzende Berndt seine Nachbarn. Wenig erinnerte an Politik, viel an ein Dorffest. Auch das Catering sprach diese Sprache: Leberkäse, Leberkässemmeln, gekochtes Fleisch, Bayrisch Kraut mit Speckwürfeln, Kartoffelsalat, gewürfelte Bratkartoffeln, Laugengebäck. Kost für Arbeiter, nicht für Denker.
Gelegenheiten zum Netzwerken gibt es viele
Der Schmaus bot Gelegenheit, sich zu vernetzen. Bürger mit Bürgern, zum Beispiel jene, die in ihren Orten gegen Asylbewerberheime auf die Straße gehen. Oder Influencer mit Influencern. Der rechtsextreme Sänger Björn Winter, bekannt als „Björn Banane“, drehte ein Video von Berndts Grußwort und stellte es ins Netz. Der frühere Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik Erik Lehnert gab Besuchertouren. Die Denkfabrik der Neuen Rechten wurde vergangenes Jahr formal aufgelöst; der Verfassungsschutz hatte sie als verfassungsfeindlich eingestuft. Lehnert arbeitet nun als Geschäftsführer der Brandenburger AfD-Fraktion. Sein Rundgang durch eine Ausstellung von historischen Bildern auf dem Flur der AfD sei ein „schöner kleiner Geschichtskurs“, versprach Berndt den Gästen.

Gut zum Netzwerken sind auch Kundgebungen. Vor Kurzem lud die AfD zu einer Versammlung auf den Lübbener Marktplatz. Der Anlass blieb diffus: „Innere Ordnung und Sicherheit sind ein Grundrecht“, hieß es im Aufruf. „Wir fordern es ein und werden laut. Kommt zahlreich!“ In Königs Wusterhausen lud ein Landtagsabgeordneter kürzlich in sein Wahlkreisbüro: Dort verkauft er jetzt Bücher aus dem rechtsextremen Antaios-Verlag von Götz Kubitschek. Weiter im Süden, in Cottbus, kommen Rechtsextreme, darunter AfD-Politiker, gern in der „Mühle“ zusammen. Sie nennt sich das „Wohnzimmer der Bürgerbewegung“. Der Cottbuser AfD-Politiker Lars Schieske, neuerdings Bundestagsabgeordneter, lud unlängst zu Kaffee und Kuchen dorthin ein. Es war Seniorennachmittag, wie jeden Monat. Für Jüngere gibt es regelmäßig den „Offenen Abend“, zwischendurch auch mal einen Jugendabend für „junge Patrioten“.
Die anderen Parteien setzten auf Mitglieder als Transmissionsriemen
Und die anderen Parteien? Fragt man sie offiziell danach, zählen sie beflissen auf, was sie alles tun. Man sei „dauerhaft in intensiven Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern“, teilt etwa die Brandenburger SPD der F.A.Z. mit. Allerdings sind es schon Kleinigkeiten, die die AfD näher an den Leuten erscheinen lassen: So listet sie auf ihrer Fraktionsseite sechs Bürgerdialoge für März auf, die SPD keinen. Empfänge veranstalte man auch, versichern die Sozialdemokraten. Zu denen würden „in Abhängigkeit der thematischen Schwerpunkte insbesondere die jeweiligen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren“ eingeladen. Die CDU teilt mit, sie bereite derzeit die Fortsetzung der „Roadshow“ ihres Fraktionschefs vor. Der war im Landtagswahlkampf durchs Land getourt. Erst jetzt, nach dem Bundestagswahlkampf, könne er weitermachen; vorher hätte der Eindruck entstehen können, dass Geld der Fraktion für den Wahlkampf verwendet werde. Unterdessen ist die AfD schon längst unterwegs.
Das BSW kann vermelden, dass sich einer seiner Abgeordneten für den Austausch mit den Bürgern „sogar einen sehr großen, ausgebauten Reisebus gemietet“ habe, mit dem er in seinem Kreis das Gespräch mit den Bürgern suche. Ab April wollen BSW-Leute in einem Wohnmobil auf Marktplätzen stehen. Hinter den Kulissen aber reden die Politiker anders. Viele klingen ernüchtert. Die Parteien, die im Westen etabliert seien, CDU, Grüne, SPD, FDP, hätten im Osten versucht, sich auf die gleiche Weise zu verankern: über ihre Mitglieder. Da habe man im großen Stil Ressourcen reingebuttert. Die Hoffnung: dass die Mitglieder wie Transmissionsriemen ins Land hineinwirkten. Das habe aber nicht funktioniert.
So hat die AfD in Brandenburg zwar nur rund 2800 Mitglieder. Die SPD hat gut 5800, die CDU etwa 5400. Aber die AfD sei die Sache anders angegangen, niedrigschwelliger, analysieren ihre politischen Gegner. Nach dem Motto: kein Abo, keine Verpflichtungen. Eben mehr Bewegung, weniger Partei.
Dazu komme der „missionarische Eifer“, wie einer fast neidisch sagt. Die AfD-Leute fühlten sich als Underdogs, das entfessele ihre Kampfeslust. Weil sie sich von den etablierten Medien ausgegrenzt fühlten, hätten sie sich eigene Strukturen aufgebaut: nicht nur auf Tiktok oder der Plattform X. Wichtiger sei in Brandenburg der Whatsapp-Status. Politische Botschaften von Freunden für Freunde, zwischen Chats zum Grillfest oder Elternabend.
Nicht nur Ehrgeiz, sondern auch Geld
Manche betonen, dass die AfD sich außerdem professionalisiert habe. Nicht nur Ehrgeiz helfe, sondern auch Geld. Das zeigt die Landtagsfraktion. Die AfD hat dreißig Abgeordnete, nur zwei weniger als die SPD, die mit ihrem sehr beliebten Ministerpräsidenten die Landtagswahl knapp gewann. Jeder Abgeordnete bekommt nicht nur sein Gehalt, sondern monatlich 7122 Euro für Mitarbeiter, dazu Zuschüsse für Praktikanten und das Wahlkreisbüro. BSW und CDU sind weit abgeschlagen, Grüne, Linke und FDP gar nicht im Parlament. Das bedeutet: Die AfD kann auch finanziell aufdrehen.

So hat sie jetzt viel mehr Mitarbeiter als früher. Und kann sie einsetzen, um Bürger zu begeistern. Zum Beispiel bei einer Führung durch den Landtag. Die bieten die anderen Fraktionen auch an, aber meist für Schüler oder Besuchergruppen. Bei der AfD kann sich ein Einzelner noch am Vortag anmelden. Ein Donnerstagmittag im März, Treffpunkt Landtagsfoyer, das Programm: Besuch des Plenums, Gespräch mit einem Abgeordneten, Imbiss, Führung durchs Haus. Es sind nur zwei Hand voll Leute gekommen. Einige mussten kurzfristig absagen, sagt ein AfD-Mitarbeiter. Es ist der Mann, der in Lübben das Mikro hielt: Franz Dusatko von der Parteijugend. Am Revers seines Jacketts trägt er einen kleinen Anstecker: die blaue Flamme, Symbol der Jungen Alternative. Es ist im Landtag verboten. Aber wer soll täglich die Kleidung aller AfD-Leute prüfen? Nun blitzt der Pin, als zwinkerte er den Gästen zu.
Dann geht es los. Erst mal in einen AfD-Saal, Jacken ablegen, „Käffchen und Kekse“, Dusatko deutet auf Thermoskannen, Gebäck, Tabletts mit Brötchenhälften. Auf den Tischen stehen Geschenktüten, für jeden Gast eine, darin die bewährten Parteigimmicks, inklusive einem Kärtchen, das auf die nächsten Termine verweist. Ein Paar greift schon mal zu den Brötchen. Ein Mann, der nur gebrochen Deutsch spricht, klappt eine schwarze Mappe auf. „Bewerbung“ steht auf dem Deckel. Darin liegt ein AfD-Mitgliedsantrag. Andere Männer, die allein gekommen sind, plaudern. Sie kennen einander schon. Ein Weißhaariger fragt Dusatko streng: „Wie heißen Sie eigentlich?“ Der nennt seinen Namen. „Habe ich heute Abend wahrscheinlich schon wieder vergessen.“ Der AfD-Mann setzt ein konziliantes Lächeln auf.
Immer wieder Corona
Nach vierzig Minuten Plenardebatte eröffnet er die Mittagspause. Da kommt auch schon ein Abgeordneter herein, Lars Hünich, der auch bei den Corona-Filmabenden mitmachte. Er war mal Marktschreier, außerdem Mitglied der Linken, was ihn schillern lässt. Hünich unterstreicht diesen Ruf mit bunten Pullundern, die er zur Arbeit trägt, auch im Plenum, und selbstironischen Sprüchen zu seinem Leibesumfang. Er gilt als Entertainer, was die Fraktion gern im Kontakt mit Bürgern nutzt.
An diesem Mittag duzt Hünich die Gäste jovial. „Es ist etwas katastrophal heute, was nicht schlecht ist“, eröffnet er. Das bezieht sich auf die Plenarsitzung; sie wird an diesem Tag mehrfach unterbrochen wegen Interventionen der AfD. Bald hat Hünich ein Gespräch in Gang gebracht: über den Streit der Abgeordneten an diesem Tag, über das gute AfD-Ergebnis bei der Bundestagswahl. Dann kommt die Sprache auf Corona. Das Thema beschäftigt viele Brandenburger, immer wieder bricht es in Gesprächen – nicht nur unter AfD-Anhängern – heraus wie Lava aus einem erloschen geglaubten Vulkan. „Ihr seid die Ungeimpften des Parlamentarismus“, lobt ein Gast in elegantem Schal und Jackett Hünich und seine Kollegen.
Das Gespräch dient auch dem Trost der Gäste untereinander. Ein Mann berichtet, er habe eben vor dem Landtag drei Bekannte getroffen. Die wollten in die Kandinsky-Ausstellung im Museum nebenan. Als er gesagt habe, dass er zur AfD gehe, seien sie zusammengezuckt. Sein Bruder schreibe ihm: AfD und BSW seien „die gleiche Scheiße, bei der AfD nur plus Nazis“. Andere nicken verständnisvoll. Einer erzählt von Veranstaltungen unter Gleichgesinnten, die öffentlich nicht angekündigt würden, aus Sorge vor Protesten. Aber von Handy zu Handy gehe auch. „Man ist ja vernetzt.“
Dann auf zum Rundgang. Im Flur sichtet Hünich einen Kollegen, „da kommt unser Dennis“, es ist der Abgeordnete Hohloch, „unser Parlamentarischer Geschäftsführer“. Der ergänzt fröhlich: „Und Rechtsextremist!“ Die Gäste lachen, Hohloch reicht jedem die Hand. Tatsächlich stuft der Verfassungsschutz ihn als Rechtsextremisten ein. Früher störte AfD-Leute diese Einstufung, sie lehnten sie ab. Heute behandeln viele sie wie eine Auszeichnung. Als einer der Besucher fragt, wie die Politiker damit umgingen, als Nicht-Demokraten dargestellt zu werden, sagt Hünich, die Partei stehe bundesweit bei zwanzig Prozent: „Das perlt an uns ab.“ Ein anderer Gast ergänzt: „Das zahlt eher noch auf uns ein!“
Der Abgeordnete führt seine Gäste durchs ganze Haus, von der Dachterrasse bis zum Andachtsraum im Keller. Immer wieder streut er plaudernd Forderungen der AfD ein, zum Beispiel jene danach, dass der Verfassungsschutz abgeschafft werde. Dann wieder scherzt er, etwa im Treppenhaus, das heize sich im Sommer ganz schön auf. „Tauwetter für Dicke!“
Nach drei Stunden ist das Programm vorbei. Fast alle Gäste bleiben trotzdem im AfD-Saal sitzen, reden, lachen. Wer im Vorübergehen durch die offene Tür hereinschaute, könnte denken, da säßen alte Freunde beim Kaffeekränzchen.