Rheinmetall denkt über die Übernahme eines VW-Werks nach

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Das Interesse der Rüstungsindustrie an frei werdender Kapazität der krisengeplagten Automobilbranche wird konkreter. Am Freitag hat eine Delegation des Rüstungskonzerns Rheinmetall den Osnabrücker Standort des Volkswagen-Konzerns besucht. Wie VW und die IG Metall bestätigten, war der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall Armin Papperger dabei. Von VW-Seite sollen der Chef der Tochtergesellschaft MAN Truck and Bus, Alexander Vlaskamp, und Konzernvorstand Gunnar Kilian teilgenommen haben, der auch für das Lastwagengeschäft des Volkswagen Konzerns verantwortlich ist. Man habe vor Ort die Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit „ergebnisoffen diskutiert“, hieß es am Nachmittag.

Hintergrund ist, dass die Arbeit am VW-Standort Osnabrück nur noch bis zum Jahr 2027 gesichert ist. Dann läuft die Produktion der Cabrio-Variante des Modells T-Roc aus, das letzte verbliebene Fahrzeug an dem Standort. Schon länger wurde spekuliert, dass ein Rüstungshersteller das Werk übernehmen könnte, um eine Schließung abzuwenden. Nach dem Gespräch am Freitag hieß es, „konkrete Ableitungen“ für den Standort ergäben sich daraus noch nicht. Die Tatsache, dass ranghohe Vertreter vor Ort waren, zeigt aber ganz offensichtlich, dass Rheinmetall den Einstieg konkret erwägt.

Der Vorstandsvorsitzende Papperger hatte den VW-Standort Osnabrück schon Mitte März als „sehr geeignet“ für die Rüstungsproduktion bezeichnet. Der im Aktienindex Dax notierte Rheinmetall-Konzern aus Düsseldorf sucht wegen steigender Rüstungsausgaben Deutschlands und anderer EU-Länder nach Möglichkeiten, um seine Produktion schnell auszuweiten. Für explosives Material dürfte der inmitten eines stadtnahen Industriegebiets gelegene Standort Osnabrück nicht in Frage kommen. Doch Fahrzeuge könnten dort durchaus gefertigt werden.

IG Metall hadert mit dem Militär

VW und Rheinmetall arbeiten seit 15 Jahren in der Produktion militärischer Nutzfahrzeuge zusammen. Das Gemeinschaftsunternehmen Rheinmetall MAN Military Vehicles stellt beispielsweise militärische Lastwagen her, die an Kunden auf der ganzen Welt geliefert werden. Zu den jüngsten Erfolgen zählte ein Großauftrag der Bundeswehr über knapp 600 Logistikfahrzeuge im Wert von 330 Millionen Euro.

Die IG Metall will die rund 2300 Arbeitsplätze in Osnabrück retten, tut sich aber nicht leicht mit dem Militär. Priorität müsse haben, einen „zivilen Industriestandort“ zu erhalten, hieß es von der Gewerkschaft. Wie die Gespräche zwischen den Unternehmen und der IG Metall weitergehen sollen, wurde am Freitag zunächst nicht bekannt.