Sportdirektor Freund redet sich wegen Davies in Rage

12

Die schwere Verletzung von Alphonso Davies erhitzt beim FC Bayern weiter die Gemüter. Selbst der sonst so besonnene Sportdirektor redet sich in Rage.

Der Kreuzbandriss von Alphonso Davies schlägt beim FC Bayern noch immer hohe Wellen. Weil das Ärzteteam der kanadischen Nationalmannschaft die Diagnose der schweren Verletzung, die erst nach Davies’ Rückkehr nach München erfolgte, versäumt hat, drohen die Bayern jetzt auch mit rechtlichen Konsequenzen in Form einer Klage.

Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen sagte der “Bild”: “Wir behalten uns juristische Schritte ausdrücklich vor.” Und Sportdirektor Christoph Freund legte am Freitagvormittag bei der Spieltagspressekonferenz der Bayern noch einmal in der Causa Davies nach.

“Es ist nicht korrekt, wie das abgelaufen ist. Wir wollen das einfach lückenlos aufklären. Wir wollen wissen, wie es wirklich abgelaufen ist. Er hat vor dem zweiten Spiel über Müdigkeit geklagt. Sein Einsatz war grenzwertig”, sagte Freund, der sich für seine Verhältnisse bei diesem brisanten Thema fast schon in Rage redete. So hat man den Bayern-Boss bislang noch nie in München erlebt.

“Dann gibt es diese Verletzung und der Phonzy fliegt 12 Stunden mit dem Flieger zurück. Wir gehen davon aus, dass es nur ein Schlag war und es nicht schlimm ist. Dann kommt so was raus”, fuhr der 47-Jährige in bestimmtem Ton fort. Das Thema wühlte auch den ansonsten eigentlich eher ruhigen und besonnenen Freund emotional sichtlich auf. “Ich finde das einfach fahrlässig. Das ist nicht professionell. Das geht nicht. Darüber muss man sprechen, das muss man aufklären”, sagte er.

Freund machte seinem Ärger weiter Luft. Denn umgekehrt gibt es immer wieder Vorwürfe der Nationalverbände in Richtung der Bayern. Zuletzt machte Südkoreas Nationaltrainer Myung-Bo Hong den FC Bayern öffentlich für den Ausfall von Abwehrspieler Min-jae Kim verantwortlich. “München hat es versäumt, ihn in puncto Verletzungsprävention richtig zu schützen”, sagte Hong vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen den Oman am vergangenen Donnerstag. Kim plagen Probleme an der Achillessehne, der FC Bayern rechnet laut Trainer Vincent Kompany mit einer mehrwöchigen Zwangspause.

Freund fuhr in seiner Brandrede folgendermaßen fort: “Wir schauen extrem auf unsere Spieler. Gesundheit ist das Wichtigste. Wir machen sehr, sehr viel. Und dann passiert so was. Das ist natürlich schon hart.” Und weiter: “Und dann wird dem Verein auch noch öffentlich vorgeworfen, wir würden den Spielern verbieten, dort und dort hinzugehen.”

Dem hielt Freund entgegen: “Wir ermöglichen ihnen fast alles, aber wir wollen fitte Spieler. Und dann kommt so was dabei raus. Das ist echt, echt bitter.” Abschließend vergaß der Österreicher nicht zu betonen: “Wir sind übrigens der Arbeitgeber und zahlen auch die Spieler. Darum werden wir dem mal genau nachgehen.” Das letzte Wort im Fall Davies ist also noch längst nicht gesprochen.

Das Thema zieht aber noch viel weitere, übergeordnete Kreise. Freund kritisiert nämlich auch grundsätzlich, wie eng der Spielplan durch den Weltverband Fifa und europäischen Verband Uefa getaktet werde: “Ich finde es grundsätzlich grenzwertig. Wir wissen, wie viele Spiele die Top-Jungs haben. Die haben dann Abstellperiode. Spielen dann Donnerstag und Sonntag zwei richtig toughe Spiele”, führte er aus.

Als konkretes Beispiel nannte er das Viertelfinalrückspiel in der Nations League zwischen Frankreich und Kroatien “zwei Tage nach dem ersten Spiel noch einmal mit der Nachspielzeit und Verlängerung 120, 130 Minuten”, sagte Freund. Bei einer derartigen Taktung der Spiele könne man laut Freund “die Uhr danach stellen”, wann die nächste Verletzung eines Spielers kommen werde. “Da muss man sich grundsätzlich etwas überlegen. Es geht nicht nur um Bayern München, es geht um die Gesundheit der Spieler. Das muss man wirklich groß diskutieren”, sagte Freund.