Die Kapitalmarktberater in Deutschland können sich auf einen neuen Konkurrenten einstellen: Der britische Spezialist für Transaktionsfinanzierung und Umstrukturierung Interpath greift nach Informationen der F.A.Z. im hiesigen Markt an, mit neuem Büro in Frankfurt und einem prominenten Neuzugang: Robert von Finckenstein, der 2023 den Fusionsberater Alantra verlassen hatte. Er arbeitet neuerdings bei Interpath als Leiter der Finanzierungsberatung im deutschsprachigen Raum in Frankfurt, wie der Karriereplattform Linkedin zu entnehmen ist.
Konkurrenz für Alix, Alvarez, Teneo
Interpath entstand 2021 aus der Abspaltung einer Restrukturierungsabteilung von KPMG. Die Gesellschaft ist bisher laut Internetseite nur mit Standorten in Großbritannien, Irland, Frankreich und der Karibik aktiv. Andererseits ist an einer Stelle neuerdings ein Büro an der Taunusanlage in Frankfurt erwähnt. Von Finckenstein kann dort unmöglich der einzige Neuzugang bleiben.
Auf Linkedin beschreibt er seine Aufgabe so: „Verantwortlich für Übernahmefinanzierung, kreditfinanzierte Käufe, Rekapitalisierung von Private-Equity-Fonds und deutschen Mittelstandsunternehmen“. Dies zu erfüllen ist nur mit einem Team weiterer Kapitalmarktprofis denkbar. Wettbewerber dürften angesichts der Stellenbeschreibung und der Interpath-Historie Häuser wie Alix, Alvarez&Marsal und Teneo mit dem zugekauften Restrukturierungsspezialisten Herter sein. Im Internet sind auch offene Positionen für Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) zu sehen: Das Portal efinancialcareers führte am Donnerstag zwei Vakanzen für M&A-Analysten in Frankfurt an.
Eine Interpath-Sprecherin bestätigte auf Anfrage die Finckenstein-Personalie, wollte aber darüber hinaus nichts sagen. Interpath war 2021 entstanden, als der Finanzinvestor H.I.G. Capital das britische Restrukturierungsgeschäft von KPMG erwarb und mit dem neuen Namen versah. Vorigen Herbst erwarb die Gesellschaft KPMGs französische Restrukturierungseinheit. Durch die Hintertür blinzelte sie kürzlich schon in den deutschen Markt: Im Januar kündigte Interpath an, die Düsseldorfer Beratung Kerkhoff zu übernehmen, die auf Einkauf und Lieferketten spezialisiert ist. Vorstandschef Mark Raddan stellte bei der Gelegenheit Expansion im deutschsprachigen Raum in Aussicht: „Mit dieser Akquisition weiten wir unseren geografischen Fußabdruck in die Dach-Region aus, wo wir in den kommenden Monaten voraussichtlich weiterer strategische Investitionen tätigen werden.“
Private Equity im Beratersegment
Private Equity hat das Beratersegment für sich entdeckt. Nicht nur hinter Interpath steht ein Finanzinvestor: Cinven erwarb mehrheitlich den britischen Zweig von Grant Thornton, EMZ die Unternehmensberatung H&Z und CVC Teneo. Von Finckenstein war bis 2023 der zweite starke Mann bei Alantra in Frankfurt neben Deutschlandchef Wolfram Schmerl, mit dem er zehn Jahre zuvor das hiesige Büro der spanischen Investmentbank gegründet hatte, die damals noch N+1 hieß.
Auch Schmerl trat 2023 ab, er leitet seit vergangenem Sommer das neu eröffnete Frankfurter Büro der italienischen Bank Mediobanca, die damit für einen zweiten Anlauf mit einer Filiale nach Deutschland zurückkehrt. Mediobanca ist seit einer unerbetenen Übernahmeofferte durch Monte dei Paschi di Siena (MPS) in Unruhe, das Investmentbankgeschäft in Deutschland soll davon aber noch nicht beeinträchtigt sein.