DDR-Bürgerrechtler Gerd Poppe gestorben

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Der DDR-Bürgerrechtler, Grünen-Politiker und erste Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik, Gerd Poppe, ist mit 84 Jahren gestorben. Mit seinem Tod am Samstag verliere Deutschland einen Menschen, der gezeigt habe, „wie lang der Weg der Aufklärung sein muss und wie lohnend er ist“, erklärte die Vorsitzende der Bundesstiftung Aufarbeitung, Anna Kaminsky, am Sonntag in Berlin. Die Stiftung verliere zugleich „nicht nur einen Mitgründer, sondern einen klugen, diskreten und beharrlichen Mitgestalter“.

Gerd Poppe in einer Aufnahme aus dem Jahr 1998
Gerd Poppe in einer Aufnahme aus dem Jahr 1998dpa

Gerd Poppe wurde am 25. März 1941 in Rostock geboren. Der Physiker engagierte sich bereits seit 1968 in der DDR-Opposition. 1976 protestierte er gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Die Akademie der Wissenschaften zog daraufhin ihre Zusage für seine Einstellung zurück, und er arbeitete von 1977 bis 1984 als Maschinist in einer Schwimmhalle in Ost-Berlin, danach bis 1989 als Ingenieur für die Diakonie.

1985 war Poppe Mitbegründer der Initiative Frieden und Menschenrechte, 1990 Abgeordneter für Bündnis 90 in der frei gewählten DDR-Volkskammer sowie einige Monate lang Minister ohne Geschäftsbereich der letzten DDR-Regierung. Von 1990 bis 1998 war Gerd Poppe Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, danach bis 2003 Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik.

Kaminsky betonte, Gerd Poppe habe gezeigt, dass der Kampf für Menschenrechte nicht mit dem Ende der Diktatur ende. Demokratie bedeute tägliche Mühe, und politische Würde liege nicht in der Lautstärke, sondern in der Standfestigkeit. Der stille Ernst seiner Arbeit sei der Ausdruck eines freiheitlichen Ethos gewesen.