Der FC Bayern muss den nächsten Ausfall eines Schlüsselspielers befürchten. Kann das noch gut gehen oder geraten die Saisonziele jetzt in Gefahr?
Knapp eine Stunde nach dem Abpfiff überraschte Hiroki Itō die Reporter in den Katakomben der Allianz Arena noch einmal. Der Japaner war beim 3:2-Heimsieg des FC Bayern schließlich in der 58. Minute eingewechselt worden und musste den Platz in der Nachspielzeit sichtlich frustriert wieder verlassen. Die schlimme Befürchtung: Der Abwehrspieler könnte sich ausgerechnet wieder an dem Fuß verletzt haben, den er sich zu Saisonbeginn bereits gebrochen hatte.
Gegen 18.16 Uhr lief Itō aber plötzlich leicht humpelnd und mit dem Handy in der einen und seinem Kosmetiktäschchen in der anderen Hand durch die Mixed Zone Richtung Mannschaftsbus. Sagen wollte er nichts. Auf die Nachfrage, ob er okay sei, entgegnete er lediglich ebenso kurz und knapp wie eindeutig: “Nein!”
Eine genauere Diagnose sollte noch am Abend eine MRT-Untersuchung bringen. Am Sonntagmorgen teilte der deutsche Rekordmeister mit, dass es sich erneut um einen Mittelfußbruch handelt (mehr zu der Diagnose lesen Sie hier). Für den FC Bayern der nächste Rückschlag.
Zuletzt waren schon Alphonso Davies (Kreuzbandriss) und Dayot Upamecano (freie Gelenkkörper im Knie) mit schlimmen Blessuren von ihren Länderspielreisen nach München zurückgekehrt. Für Davies bedeutet dies bereits definitiv das Saisonaus, bei Upamecano ist es zumindest zu befürchten. Itō sollte nun eigentlich eine Schlüsselrolle dabei einnehmen, die beiden wichtigsten und bis dato auch formstärksten Abwehrspieler beim FC Bayern zu ersetzen. Daraus wird nun nichts.
Von t-online auf die zahlreichen Rückschläge in Form der Verletzungen angesprochen, sagte Mitspieler Harry Kane: “Es tut mir wirklich sehr leid für die Jungs. Phonzy und Upa haben eine enorm wichtige Rolle in unserer bisherigen Saison gespielt – mit ihrer Geschwindigkeit auch speziell dafür, wie wir gespielt haben. Wir werden sie definitiv vermissen.” Kane weiter: “Und heute sieht es in Sachen Verletzungen erneut nicht gut aus. Drei Spieler in fünf Tagen zu verlieren, zeigt, wie schnell es im Fußball gehen kann.”
Itō verschärft die ohnehin angespannte Situation in der Bayern-Abwehr nun noch einmal. Auch deshalb, weil Raphaël Guerreiro beim Testlauf als Linksverteidiger und Davies-Ersatz gegen St. Pauli zum wiederholten Mal durchfiel. Nach einer indisponierten Defensiv-Leistung wurde der Portugiese nach knapp einer Stunde ausgewechselt und kassierte dafür die t-online-Note fünf.
Itō machte es dann deutlich besser und hinterließ einen viel stabileren Eindruck – bis er sich in der Nachspielzeit eben verletzte und der Rekordmeister die Partie in Unterzahl beenden musste. Bereits zur Halbzeitpause musste Leon Goretzka, der bereits im Laufe der Woche über Rückenprobleme geklagt hatte, angeschlagen ausgewechselt werden.
Stammtorhüter Manuel Neuer fehlt nach seinem Muskelfaserriss in der rechten Wade ohnehin auf bislang noch unbestimmte Zeit und wird möglicherweise auch noch das Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Inter Mailand in knapp zwei Wochen verpassen. Die Sorgen der Bayern sind nach dem mühevollen Sieg gegen den Aufsteiger jedenfalls nicht gerade kleiner geworden.
“Insgesamt haben wir ganz gut gespielt”, befand Kane im Gespräch mit t-online zwar. Gleichzeitig räumte der Torjäger, der das 1:0 selbst erzielt hatte und an den beiden Treffern von Leroy Sané als Vorbereiter beteiligt war, aber ein: “Wenn du die letzte Minute siehst, wo es noch mal ein bisschen nervös wurde, gehst du schon mit einem anderen Gefühl aus dem Spiel.” Bayern habe das Spiel laut Kane kontrolliert, “wir haben es aber verpasst, das vierte und fünfte Tor zu machen”.