120.000 Jobs im Verarbeitenden Gewerbe verloren

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Im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland gehen immer mehr Arbeitsplätze verloren. Innerhalb eines Jahres sei bis Januar 2025 die Zahl der Beschäftigten nach ersten Berechnungen um etwa 120.000 auf 6,67 Millionen gesunken, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Montag mit. Vor allem in kleinen und mittleren Betrieben mit weniger als 250 Beschäftigten werde Personal abgebaut.

Zum Verarbeitenden Gewerbe gehören neben großen Industrie-Unternehmen auch Mittelständler und kleinere Handwerksbetriebe. Die Branche hat in Deutschland mehr Gewicht als in anderen großen Volkswirtschaften wie Frankreich, Italien oder Polen. Knapp ein Fünftel der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland wurde dort im vergangenen Jahr erwirtschaftet.

Auch bei der Gesamtzahl der sozialabgabenpflichtig Beschäftigten ist das Verarbeitende Gewerbe mit einem Fünftel-Anteil ein Schwergewicht. Die Löhne in der Branche seien nach wie vor überdurchschnittlich. Allerdings geht die Beschäftigung dort laut BA seit August 2023 Monat für Monat zurück. In der Gesamtwirtschaft steigt sie laut BA derzeit noch leicht.

Konjunktur und Transformation fordern Branche heraus

Die Gründe dafür sieht BA in der Wirtschaftsflaute und im Druck zu Veränderungen. Das Verarbeitende Gewerbe reagiere generell stärker auf die Konjunktur als andere Wirtschaftszweige. Das zeige sich auch in der derzeit hohen Inanspruchnahme von konjunkturellem Kurzarbeitergeld.

„Zudem erhöht die anhaltend schwache Wirtschaftslage den Transformationsdruck und legt strukturelle Veränderungsbedarfe offen“, erklärte die BA. Automatisierung und Digitalisierung, die die Folgen des Klimawandels mit Dekarbonisierung und innovativen Anpassungsmaßnahmen sowie die Globalisierung wirkten sich in der Branche stärker aus als im Dienstleistungssektor. Hinzu kämen demografische Veränderungen und damit in einigen Bereichen und Regionen ganz unterschiedliche Fachkräfteengpässe.

Die Energiekrise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine habe den Transformationsdruck erhöht. Dazu kämen noch die Veränderungen in der Weltwirtschaftspolitik seit dem Regierungswechsel in den USA. „Welche Folgen sich daraus für den Industriestandort Deutschland ergeben, ist derzeit kaum abschätzbar“, heißt es in der BA-Analyse.