Neues Plesiosaurierfossil aus Holzmaden

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An der Autobahn A8, etwa auf halber Strecke zwischen Ulm und Stuttgart, liegt die Gemeinde Holzmaden. Schilder machen den Reisenden auf einen besonderen Ort aufmerksam: Dort steht der dunkelgraue sogenannte Posidonienschiefer des „schwarzen Jura“ an, versteinerte Meeressedimente, die hier vor etwa 184 bis 174 Millionen Jahre abgelagert wurden – samt einer Fülle mariner Lebewesen dieser Zeit. Im Holzmadener Urweltmuseum Hauff kann man Fossilien etlicher von ihnen bewundern und in einem benachbarten Besuchersteinbruch selbst nach versteinerten Überresten suchen.

Nun haben Paläontologen in der Fachzeitschrift PeerJ ein Fossil beschrieben, das Besucher, wenn sie bei einem sonntäglichen Familienausflug darauf gestoßen wären, sicherlich nicht mit nach Hause hätten nehmen dürfen: Ein fast vollständig erhaltenes Skelett eines jugendlichen Plesiosauriers.

Es gehört zur Art Plesiopterys wildi, die den Paläontologen eigentlich nicht neu ist. Bereits 2004 wurde sie wissenschaftlich beschrieben und ihr typisches Fossil, der sogenannten Holotyp, ist im Stuttgarter Naturkundemuseum zu bewundern. Auch wurde das nun beschriebene Exemplar bereits 1940 gefunden und sollte 1970 im Urweltmuseum Hauff ausgestellt werden. Doch dann bekam ein anderes Objekt den Platz und das erst kaum untersuchte und präparierte Fossil verschwand im Magazin. Erst in der Covid-Pandemie entschieden Rolf Hauff, der Enkel des Museumsgründers Bernhard Hauff, und sein Werkstattleiter Klaus Nilkens, das Stück zu präparieren.

Nun verfügt die Wissenschaft über eines der am besten erhaltenen Plesiosaurier aus dem schwarzen Jura. Es bestätigt zum einen, dass es sich bei Plesiopterys wildi tatsächlich um eine eigene Spezies handelt und zeigt zum anderen, wie divers diese Meeresreptilien seinerzeit gewesen waren.

Der Ozean, in dem sie sich vor 180 Millionen Jahren tummelten und unter anderen den mit heutigen Tintenfischen verwandten Ammoniten nachstellten, war damals ein Flachmeer voller Archipele und kleinerer Landmassen, das sich zwischen Nordamerika im Westen und den Vorläufern Chinas im Osten erstreckte – in etwa vergleichbar dem Meer zwischen dem heutigen Südostasien und Australien mit der Inselwelt Indonesiens.

Eigentlich hätten sich die Plesiosaurier sich über alle Teile diesens Meeres verbreiten können, was für eine gewisse Einheitlichkeit der Populationen gesorgt hätte. Stattdessen zeigt das nun beschriebene Exemplar, dass sie die Plesiosaurier des schwarzen Jura Baden-Württembergs sich beispielsweise deutlich von denen des Yorshire-Beckens in England unterscheiden.