Die globale Energiewende kommt voran und die größten Wachstumsimpulse lagen 2024 bei Solarstrom und Batterien. Das ist die Bilanz der unabhängigen britischen Energie-Denkfabrik Ember, die an diesem Dienstag ihren mehr als hundertseitigen Bericht zur aktuellen Entwicklung der Elektrifizierung in 88 Ländern vorgelegt hat. Deutschland, eines dieser Länder, die zusammen genommen 93 Prozent des globalen Elektrizitätsbedarfs repräsentieren, rangiert mit seinem Strombedarf weltweit an neunter Stelle – mit einem Anteil der erneuerbaren Energiequellen von 57 Prozent im Vorjahr deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 41 Prozent Regenerativen.
In absoluten Energiemengen war Deutschland 2024 der viertgrößte Produzent von emissionsarmem Strom aus Sonnen- und Windkraft. Kohleverbrennung als Strom hatte sich in der vergangenen Dekade auf ein Fünftel halbiert. Die Fachleute von Ember sehen das Land durchaus auf dem Weg, das angestrebte Ziel – einen Regenerativen-Anteil von 75 Prozent – bis zum Jahr 2030 zu erreichen.
„Solar ist der Motor“
Als Motor der neuen Dynamik sehen die britischen Energieexperten in Deutschland wie weltweit insbesondere den zuletzt exponentiell steigenden Solarstrom, kombiniert mit Speichern wie den inzwischen stark verbilligten Batterien. „Solar ist wieder einmal der Motor der Elektrifizierung“, schreiben die Forscher. In nur drei Jahren hätten sich die Solarstrommengen weltweit auf mehr als 2000 Terawattstunden verdoppelt. Auch Windstrom legte zu, zuletzt mehr als acht Prozent gegenüber dem Vorjahr, während die Stromanteile durch Wasserkraftwerke – mit 14 Prozent Anteil am globalen Strommarkt – absolut gesehen immer noch die Führung unter den Regenerativen innehaben. Die Experten machen aber kein Hehl daraus, dass sie angesichts der Dynamik des Solarwachstums in vielen Ländern und der energetischen Unabhängigkeit, die Solarpanels bieten können, mit einer weiteren deutlichen Verschiebung der Regenerativen-Anteile zugunsten der Sonnenernte rechnen. Von einer „unbändigen Kraft der Solarenergie“, sprechen die Ember-Analysten. Was die Länder angeht, ragen vor allem China heraus, das 2024 seinen wieder enorm schnell wachsenden Strombedarf zu 81 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt hat, und Indien, dessen Solarkapazitäten sich in einem Jahr nahezu verdoppelten.
Der Zubau von „grünen“, klimaschonenden Energiequellen übersteige den weiterhin wachsenden Bedarf an Strom weltweit. Das Stromangebot an Atomstrom ist im Vorjahr um 69 Terawattstunden – oder 2,5 Prozent – weltweit gewachsen – insbesondere wegen neuer nuklearer Kapazitäten in China und den französischen Atomreaktoren, die nach dem extremen Wassermangel im Jahr 2024 im vorigen Jahr wieder seltener abgeriegelt werden mussten.
Profitiert haben von dem generellen Nachfragezuwachs durchaus auch die fossilen Brennstoffe, insbesondere Gaskraftwerke. Der Zuwachs fiel allerdings insgesamt 2024 gering aus: Plus 1,4 Prozent weltweit, was die klimaschädlichen CO2-Emissionen schließlich auf ein neues globales Rekordhoch von plus 1,6 Prozent gebracht hat – und die Pariser Klimaziele weiter außer Reichweite. Haupttreiber des fossilen Energiebedarfs waren in vielen Ländern der Klimawandel – die steigende Zahl an Hitzewellen, die für einen höheren Strombedarf durch Klimaanlangen sorgten.
Der Betrieb von Künstlicher Intelligenz, Datencenter, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen hätten insgesamt die globale Stromnachfrage um 0,7 Prozent wachsen lassen. Tendenz: weiter wachsend. Ihr Anteil hat sich in nur fünf Jahren verdoppelt. Ember-Direktor Phil MacDonald sieht trotz des deutlich steigenden Strombedarfs weltweit und der neuen Unsicherheiten durch die fossilfreundliche Energiepolitik in den USA die Wende auf dem Elektrizitätsmarkt als unausweichlich: „Die Ära des fossilen Wachstums kommt ans Ende.“