Bundeswehr und Gleichberechtigung: Dienstpflicht auch für Frauen!

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Falls es eine neue Wehrpflicht geben sollte, dann wird diese nicht für Frauen gelten. Die dürfen nämlich per Grundgesetz „auf keinen Fall zum Dienst mit der Waffe verpflichtet werden“. Ein Parlament kann diesen Artikel 12a, Absatz 4 ändern. Aber das derzeitige Parlament brauchte dafür entweder die Zustimmung der AfD – das würden die Koalitionsparteien wohl nicht mitmachen. Oder eine Zustimmung der Grünen und Linken, das würden wohl wiederum die Linken nicht mitmachen.

Es ist noch nicht sicher, dass es zu einer Wehrpflicht kommt. Die Union will sie, die SPD setzt auf einen freiwilligen Wehrdienst. Aber falls sie kommt, dann wären es, wie immer, nur die Männer, die dienen und kämpfen. Frauen nicht.

Ist das ungerecht? Und wenn ja, wem eigentlich gegenüber, den Frauen oder den Männern?

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.


Ein Teil der Frauen argumentiert, es sei gerecht. Frauen seien in so vielen Bereichen noch nicht gleichgestellt, sie verdienten weniger, hätten es schwerer mit der Karriere, übernähmen viel mehr Hausarbeit. Warum müsse die Frau eigentlich in Vorleistung gehen, sagen sie, warum werde nicht etwa zuerst der Mann verpflichtet, die Hälfte der Elternzeit zu übernehmen, bevor die Frau die Hälfte der gesamten Wehrpflichtzeit übernehme?

Ein anderer Teil der Frauen, wie etwa Alice Schwarzer, argumentiert gegenteilig. Schwarzer sieht die Gleichstellung bei der Bundeswehr als Machtfrage. Als sie 1978 als Erste das Berufsverbot für Frauen bei der Bundeswehr kritisierte, ergoss sich über sie Kritik, „scharf und anhaltend“ und „vor allem von der Linken und weiten Teilen der Frauenbewegung“ – so erinnerte sie sich vor einigen Jahren im „Cicero“. Für sie war es Sexismus, Frauen aus dem Militär auszugrenzen im Namen ihrer ­natürlichen Bestimmung als friedfertiges Wesen.

Dachdeckerin in Räkel-Pose

Erst im Jahr 2000 wurde Frauen der Zugang zur Waffe bei der Bundeswehr erlaubt – und nur deshalb, weil eine junge Frau, Tanja Kreil, beim Europäischen Gerichtshof diesen Zugang erzwang. Mit Hilfe der damaligen Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Michaela Geier von der CSU, und der Gewerkschaft der Bundeswehr-Beschäftigten.

Die Elektronikerin Tanja Kreil am 11. Januar 2000 im Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Sie  hatte sich bei der Bundeswehr beworben und gegen den negativen Bescheid geklagt. Laut EuGH-Urteil muss die Bundeswehr auch Frauen für den Dienst an der Waffe offen stehen.
Die Elektronikerin Tanja Kreil am 11. Januar 2000 im Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Sie hatte sich bei der Bundeswehr beworben und gegen den negativen Bescheid geklagt. Laut EuGH-Urteil muss die Bundeswehr auch Frauen für den Dienst an der Waffe offen stehen.Picture Alliance

Nun haben wir das Jahr 2025. Frauen sind Soldatinnen. Und Politiker aller Parteien, auch der SPD und Grünen, fänden es richtig, in der Frage einer künftigen Dienstzeit beide Geschlechter gleich zu behandeln. In Umfragen wollen vor allem die Männer, dass Frauen ebenso verpflichtet werden wie sie selbst.

Diese breite Zustimmung liegt einerseits am nachlassenden Pazifismus bei den linken Parteien. Aber auch daran, dass sich die Rolle der Frau verändert hat. Es ist selbstverständlich geworden, dass sie überall hingehört.

Diejenigen Frauen, die bestehende Nachteile beklagen, haben natürlich recht. Wenn man mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Dachdeckerinnen-Bilder herstellt, posieren die leicht bekleidet, mit offenem Mund, ohne Werkzeug – weil das die Bilder sind, die die Gesellschaft von Frauen immer noch hat. Und sie haben auch recht damit, dass sich viele Frauen heutzutage emanzipiert haben, Männer und Jungs aber oft noch nicht.

Aber Alice Schwarzers Weg ist der stärkere. Frauen müssen überall wirklich anwesend sein. Dann haben sie auch die Position, gleiche Rechte zu fordern. Das gilt im Übrigen auch im Privaten. Viele Frauen arbeiten heute so viel wie ihre Männer. Wer jetzt noch einen Mann erträgt, der keine oder zu wenig Hausarbeit macht – na ja, der ist selbst schuld.