WHO sieht Fortschritte bei Müttersterblichkeit gefährdet

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Stand: 07.04.2025 01:53 Uhr

Trotz Erfolgen in den letzten zwei Jahrzehnten ist die WHO über die weiterhin hohe Müttersterblichkeit besorgt. Die Kürzung internationaler Hilfen – etwa durch die USA – könnte bisherige Fortschritte zunichtemachen.

Weltweit sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2023 rund 260.000 Frauen vor, während oder kurz nach der Geburt ihres Kindes gestorben. Alle zwei Minuten verliere eine Frau wegen Komplikationen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft ihr Leben.

Es fehle angesichts von Blutungen, Blutdruckproblemen und Infektionen oft die Betreuung durch kundiges medizinisches Personal. Die Zahlen zur Müttersterblichkeit seien inakzeptabel. “Die meisten dieser Todesfälle wären vermeidbar”, heißt es seitens der WHO anlässlich des heutigen Weltgesundheitstags.

WHO warnt vor Kürzung von Hilfsgeldern

Gekürzte internationale Hilfszahlungen drohen laut der WHO die Fortschritte im Kampf gegen die Müttersterblichkeit zunichtezumachen. Die Länder müssten weiter in das Überleben von Frauen während der Geburt investieren, forderte Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

US-Präsident Donald Trump hatte im Januar alle US-Hilfsprogramme im Ausland für eine 90-tägige Überprüfung ausgesetzt. Zudem schaffte Trump die humanitären Programme der Hilfsagentur USAID ab. Auch andere Regierungen kürzten ihre Zahlungen für humanitäre Programme weltweit.

Durch die Mittelkürzungen seien Länder gezwungen, lebenswichtige Leistungen für die Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern zurückzufahren, so Tedros. Die Kürzungen hätten zur Schließung von Einrichtungen und zum Verlust von Gesundheitspersonal geführt und gleichzeitig die Versorgungsketten für lebensrettende Hilfsmittel und Medikamente unterbrochen.

Risiko in armen Ländern besonders hoch

Besonders in Teilen Afrikas sowie generell in den besonders armen Ländern ist das Risiko der WHO zufolge weiterhin hoch. Nirgends sei die Situation für die Frauen so schlimm wie in Nigeria. Allein dort sind laut WHO 2023 rund 75.000 Frauen rund um die Geburt ihres Kindes gestorben.

Hohe Todeszahlen wiesen auch Indien, die Demokratische Republik Kongo und Pakistan auf. Diese vier Länder verzeichneten den Angaben zufolge fast die Hälfte aller weltweiten Fälle. Europa gehört mit insgesamt 450 Todesfällen 2023 zu den Regionen mit besonders niedriger Müttersterblichkeit.

Verschärft werde die Lage durch die zahlreichen bewaffneten Konflikte. In den betroffenen Regionen sei die Gefahr für Schwangere und junge Mütter durch die unzureichende Betreuung besonders hoch, so die WHO und weitere Organisationen in ihrem zum Weltgesundheitstag veröffentlichten Bericht.

Besorgniserregender Trend in den USA

Zwar falle der Langzeitvergleich positiv aus – im Jahr 2000 lag die Zahl der Sterbefälle wegen einer Schwangerschaft weltweit bei schätzungsweise 443.000 – aber nun zeichne sich regional ein besorgniserregender Trend ab, warnte die WHO.

In den USA, die bisher eine sehr geringe Müttersterblichkeit vorwiesen, beobachte die WHO in Übereinstimmung mit den Zahlen der nationalen Gesundheitsbehörden einen steigenden Trend, so eine Sprecherin. In Lateinamerika seien in den vergangenen Jahren nur geringe Fortschritte beobachtet worden.

WHO-Ziel für 2030 gefährdet

Bei der aktuellen Entwicklung werde das Ziel der WHO, bis 2030 die Müttersterblichkeit unter ein Niveau von 70 Todesfällen auf 100.000 Geburten zu senken, deutlich verfehlt, hieß es. Die WHO rief dazu auf, Frauen über die Gesundheitsrisiken besser aufzuklären, den Zugang zu medizinischer Betreuung zu erleichtern und nicht beim Fachpersonal zu sparen.

Der Weltgesundheitstag am 7. April erinnert an die Gründung der WHO im Jahr 1948. In diesem Jahr wird an dem Tag die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen thematisiert.