Trump trifft iPhone-Konzern Apple ins Mark

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Auf den ersten Blick ist im Apple-Geschäft im Brooklyner Trendviertel Williamsburg von Donald Trumps Zollbeben wenig zu spüren. Es ist der Samstag nach der Ankündigung des US-Präsidenten, Einfuhrzölle über Produkte aus den meisten Ländern der Welt zu verhängen, und in dem Laden herrscht an diesem nasskalten Nachmittag nicht auffällig mehr Betrieb als sonst. Es scheint also keinen Ansturm von Kunden zu geben, die aus Sorge um steigende Preise schnell ein iPhone oder ein iPad kaufen wollen. Aber die Zölle sind durchaus ein Thema. Ein Mitarbeiter sagt, mehrere Besucher hätten ihn an diesem Morgen darauf angesprochen. Eine Kollegin erzählt von einer Kundin, deren Mutter – eine Ökonomin – ihr geraten habe, wegen drohender Preiserhöhungen möglichst sofort ein neues iPhone zu kaufen. Das habe sie dann auch getan.

Trumps sogenannte „reziproke“ Zölle haben die Finanzmärkte auf breiter Front erschüttert. Dabei ist Apple, das gemessen an der Marktkapitalisierung wertvollste Unternehmen der Welt, besonders hart betroffen. Der Konzern lässt fast alle seine Geräte außerhalb der USA fertigen, entsprechend würden künftig für fast seine ganze Produktpalette Zölle fällig, falls es Trump sich nicht noch anders überlegt.

In den drei Tagen nach Trumps Ankündigung fiel der Aktienkurs von Apple um 19 Prozent und damit noch deutlich mehr als der Gesamtmarkt. Apples Börsenwert, der in diesem Jahr schon bei mehr als 3,5 Billionen Dollar lag, ist auf weniger als 2,8 Billionen Dollar gefallen.

Überwiegender Teil der Geräte in China produziert

Die Zölle sind insofern besonders schmerzhaft für den Apple-Vorstandsvorsitzenden Tim Cook, weil damit nun seine Bemühungen, das Produktionsnetz neu auszurichten, ins Leere zu laufen drohen. Apple lässt bis heute den weit überwiegenden Teil seiner Geräte von Auftragsherstellern in China fertigen, allerdings hat Cook in den vergangenen Jahren versucht, auch verstärkt in anderen asiatischen Ländern Produktionskapazitäten aufzubauen. Dies tat er nicht zuletzt wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China, der sich schon in Trumps erster Amtszeit verschärfte. Insbesondere in Indien und Vietnam werden heute auch viele Apple-Produkte gebaut.

In Indien werden zum Beispiel iPhones gefertigt, und indische Politiker haben gesagt, das Unternehmen wolle hier eines Tages ein Viertel seiner globalen iPhone-Produktion haben. In Vietnam lässt der Konzern Geräte wie den Tabletcomputer iPad oder die Digitaluhr Apple Watch produzieren. Trump hat nun aber auch Zölle über diese anderen Länder verhängt, für Vietnam sind es 46 Prozent und für Indien 26 Prozent. In China sind es 34 Prozent, zusätzlich zu einem schon bislang geltenden Zoll von 20 Prozent.

Schon in Trumps erster Amtszeit sah sich Apple der Gefahr von Zöllen gegenüber, blieb aber letztlich weitgehend verschont. Zwischenzeitlich verhängte Zölle für die Apple Watch zum Beispiel wurden wieder zurückgenommen. Cook hat ein gutes Verhältnis zu Trump kultiviert, und Trump hat den Apple-Chef als Freund beschrieben. Cook verschaffte sich damals offenbar mit dem Argument Gehör, Zölle würden ausländischen Wettbewerbern von Apple wie Samsung helfen. Der Apple-Chef half Trump damals auch, sich als Präsident in Szene zu setzen, der Arbeitsplätze schafft. 2019 besuchte Trump ein Werk im texanischen Austin, in dem das besonders teure Computermodell Mac Pro gebaut wird, und hinterher sagte er, er habe es „eröffnet“, obwohl es schon seit 2013 in Betrieb ist.

Apple kündigte Investitionen in den USA an

Cook hat auch allerlei Anstrengungen unternommen, Trump in seiner zweiten Amtszeit milde zu stimmen. Ebenso wie einige andere Vorstandschefs amerikanischer Technologiekonzerne war er Gast bei Trumps Vereidigung, und er hat eine Million Dollar für einen Fonds zur Amtseinführung gespendet. Im Februar kündigte Apple umfangreiche Investitionen in den USA an. Der Konzern sagte, er wolle innerhalb der nächsten vier Jahre 500 Milliarden Dollar in seinem Heimatmarkt ausgeben, er nannte dies die größte Investitionszusage in seiner Geschichte. Unter anderem solle im texanischen Houston ein neues Werk entstehen, in dem Server hergestellt werden, also Großcomputer für Rechenzentren. Sie sollen für Apples Initiativen rund um Künstliche Intelligenz genutzt werden.

Unklar ist, inwiefern all das über ohnehin schon geplante Investitionen hinausgeht. Der Konzern hat in der Vergangenheit ähnliche Ankündigungen gemacht. Wenige Monate nach dem Amtsantritt des vorherigen Präsidenten Joe Biden gab er bekannt, innerhalb von fünf Jahren in den USA 430 Milliarden Dollar investieren zu wollen, und in Trumps erster Amtszeit versprach er, über einen Zeitraum von fünf Jahren „Beiträge an die amerikanische Wirtschaft“ von 350 Milliarden Dollar zu leisten. Trump feierte jedenfalls die jüngste Verlautbarung als sein Verdienst. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb er, Apple habe „Vertrauen in das, was wir tun“, andernfalls würde der Konzern „keine zehn Cent investieren“.

Zusagen, auch seine wichtigsten Geräte wie iPhones künftig in den USA fertigen zu lassen, hat Apple freilich nicht gemacht. Genau das stellte aber jetzt der amerikanische Handelsminister Howard Lutnick in Aussicht. Er sagte in einem Fernsehinterview, künftig würden iPhones in den USA gebaut, wenn auch in weitgehend automatisierten Fabriken. Selbst wenn das Unternehmen seine iPhones in den USA fertigen ließe, würde es aber Zölle nicht automatisch vermeiden, denn auch viele Komponenten in den Geräten stammen aus dem Ausland.

Zölle auf Kosten der Gewinnmargen selbst übernehmen?

Sollten die Zölle nicht mehr abgewendet werden können, steht Apple vor schwierigen Entscheidungen. Das Unternehmen muss sich überlegen, inwiefern es die Zölle auf Kosten seiner Gewinnmargen selbst übernimmt und inwiefern es die Preise für die Endverbraucher erhöht. Nach Schätzungen der Investmentbank Morgan Stanley würden allein die Zölle auf Produkte aus China Apples jährliche Kosten um 8,5 Milliarden Dollar steigen lassen.

Trumps Zollankündigung trifft den Konzern in einer ohnehin schwierigen Zeit. Er hat in den vergangenen Quartalen wiederholt Umsatzrückgänge für das iPhone ausgewiesen. Gerade in China, das für Apple nicht nur als Fertigungsstandort, sondern auch als Absatzmarkt von immenser Bedeutung ist, fielen die Umsätze. Die Zölle machen die Ausgangslage dort nun noch schwieriger. Tim Cook hat sich zu den Zöllen bislang kaum öffentlich geäußert. Bei der Vorlage der jüngsten Geschäftsergebnisse im Januar wenige Tage nach Trumps Vereidigung sagte er auf eine entsprechende Frage eines Analysten: „Wir beobachten die Situation und haben dem nichts hinzuzufügen.“ Analysten dürften von ihm ausführlichere Stellungnahmen erwarten, wenn Apple in wenigen Wochen seine nächsten Quartalszahlen veröffentlicht.