Wochenlang kaum Niederschlag
Trockenperiode in Deutschland – was sind die Folgen?
Aktualisiert am 09.04.2025 – 05:00 UhrLesedauer: 4 Min.

Natur, Landwirtschaft, Schifffahrt: Folgen hat die anhaltende Trockenheit für viele Bereiche. Wie ist der Stand – und was droht im Sommer?
Schon der März war einer der trockensten in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn – und die ersten Apriltage brachten ebenfalls keinen Regen. In den kommenden Tagen falle Regen “allenfalls in homöopathischen Mengen”, sagt Marcel Schmid vom Deutschen Wetterdienst (DWD).
Die Bodenfeuchte lag nach DWD-Daten im März in den oberen Schichten besonders im Norden gebietsweise bis zu 20 Prozent unter den langjährigen Minimalwerten – auch weil schon der Winter und insbesondere der Februar zu trocken war.
DWD-Experte Andreas Brömser spricht zwar von einer “ungewöhnlich niedrigen Bodenfeuchte für diese Jahreszeit”, hält die Lage aber nicht für dramatisch. In der Tiefe seien die Böden durch das niederschlagsreiche Vorjahr noch gut mit Wasser gesättigt. Einige niederschlagsreiche Wochen könnten die aktuelle Trockenperiode wieder ausgleichen.
“Daher müssen wir im Moment nicht davon ausgehen, dass wir eine ausgeprägte Dürre im Sommer erleben werden”, betont Brömser. Auch die Grundwasserspeicher seien noch gut gefüllt.
Ist das der Klimawandel?
Tatsächlich gibt es anhaltende Dürren im Zuge des Klimawandels in Deutschland nicht nur im Sommer häufiger, sondern auch als Frühjahrstrockenheit. “Infolge des Klimawandels besteht mit steigenden Temperaturen und damit steigender Verdunstung ein Trend zu zunehmender Frühjahrstrockenheit”, erklärt Brömser.
“Die mittlere Entwicklung der Natur verfrüht sich durch die höheren Temperaturen, womit die Pflanzen auch früher im Jahr dem Boden Wasser entziehen”, sagt der DWD-Meteorologe. “Damit nimmt die Häufigkeit von Trockenstress bei den Pflanzen zu.”
Was bedeutet die Trockenperiode für die Landwirtschaft?
“Wir schauen mit gewisser Sorge auf die aktuelle Wettersituation”, sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied. “Die Bedingungen für die Frühjahrsbestellung waren weitestgehend gut, jetzt warten wir dringend auf Niederschläge.”
Rukwied erläutert: “Generell ist jedoch ein trockeneres Frühjahr mit einem feuchten Frühsommer vorteilhafter als umgekehrt.” Ackerpflanzen bräuchten in der Wachstumsphase, aber vor allem später in der Phase der Kornausbildung im Frühsommer ausreichend Wasser.

Aus der aktuellen Situation ließen sich noch keine Rückschlüsse auf die Ernte ziehen, sagt der Bauernpräsident. “Bis zur Erntezeit können noch zahlreiche Witterungsereignisse eintreten, die die Erträge sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. Die Gefahr einer Verknappung von Lebensmitteln aufgrund von Trockenheit sehen wir derzeit noch nicht.”
Besorgter zeigt sich der Sprecher der Landwirtschaftskammer im niedersächsischen Oldenburg, Wolfgang Ehrecke: “Wenn es nicht bald und ergiebig regnet, sind regional durchaus erhebliche Ertragsverluste möglich.” Feuchte in der oberen Bodenschicht ist vor allem für flach wurzelnde oder neu keimende Pflanzen wichtig – in der Natur ebenso wie in der Landwirtschaft, wo in den vergangenen Wochen zum Beispiel Sommergetreide und Zuckerrüben gesät wurden.
Vielen Tieren macht eine Frühjahrsdürre schwer – und vor allem nachhaltig – zu schaffen. Mangelnder Niederschlag im Frühjahr ist insbesondere für Insekten ein Problem, wie Markus Pfenninger von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz erklärt. Stark betroffen seien auch davon abhängige Arten wie viele Singvögel mit ihren Bruten.
“Je weniger Individuen in den ersten Generationen des Jahres überleben, desto kleiner bleibt die Gesamtpopulation übers Jahr gesehen – einfach weil es die Individuen nicht gibt, die sich fortpflanzen könnten, selbst wenn sich die Bedingungen später im Jahr wieder verbessern.”
Die Waldbrandgefahr ist laut DWD bereits früh im Jahr deutlich gestiegen. Das rheinland-pfälzische Klimaschutzministerium warnt davor, die derzeitige Trockenheit sei ein “reales Waldschutzproblem”.

Die Wahrscheinlichkeit von Sekundärschäden der Bäume durch Insekten nehme zu, weil sich geschwächte Bäume weniger gut wehren könnten. “Es haben relativ viele Borkenkäfer den Winter überlebt”, heißt es vom Ministerium.
Der Wasserstand ist zum Beispiel am Bodensee aktuell sehr niedrig. Weil es auch in den kommenden Tagen nicht regnen soll, könnte er noch weiter sinken. Am Untersee, dem westlichen Teil, ist bereits ein Hafen ausgetrocknet, mehrere weitere können nicht angefahren werden.