Liveticker zu Koalitionsverhandlungen: Union und SPD einigen sich auf Koalitionsvertrag

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Wie steht die Junge Union zur sich abzeichnenden Einigung mit der SPD? Unser Korrespondent aus dem Berliner Büro, Jochen Buchsteiner, war am Dienstagabend bei einem Empfang der jungen Konservativen und hat sich umgehört:

Mehr als 500 Leute defilierten am Dienstagabend, um Johannes Winkel die Hand zu schütteln. Es fühlte sich ein bisschen an wie im Schloss Bellevue, aber man war in einem Atrium am Brandenburger Tor, und der Gastgeber war nicht Bundespräsident, sondern Vorsitzender der Jungen Union. So groß war der Andrang, dass selbst die stellvertretende CDU-Generalsekretärin, Christina Stumpp, wegen Überfüllung in der Schlange warten musste.

 

Dabei hatte Friedrich Merz, der Hauptredner des Abends, kurzfristig abgesagt: wegen der sich dramatisch dem Endpunkt zuneigenden Koalitionsgespräche, wie es hieß. Als die Eilmeldung die Runde machte, dass der Vertrag tatsächlich in trockenen Tüchern sei, sagte der eine oder andere Jungunionler: Na gut, dann sei es wenigstens keine Ausrede gewesen, dass Merz wirklich wegen der Gespräche abgesagt hätte. Doch bald wurde die Meldung dementiert, und der alte Ärger brach sich wieder Bahn. „Hier drückt sich einer, seine Politik vor uns zu erklären“, sagte ein Unionsfunktionär aus Mecklenburg. Als die Ersatzrednerin – Bundestagspräsidentin Julia Klöckner – einen „Gruß“ des Bundesvorsitzenden übermittelte, erstickten einige ihre Neigung zum Buhruf. 

 

Die Stimmung war durchwachsen bei diesem „20. Frühjahrsempfang“ der Jungen Union, die Freude, bald wieder den Kanzler zu stellen, überlagert von Unverständnis über den Kurs des CDU-Vorsitzenden. Die Parteijugend regte sich nicht nur darüber auf, dass trotz anderslautender Wahlkampfversprechen hohe Schulden aufgenommen werden sollen, sondern auch über die Rentendiskussionen. „Für die Jungen scheint in dieser Koalition nichts dabei zu sein“, sagte ein junger Mann aus dem Hamburger Landesverband. Einige berichteten sogar von Austritten.